Ermutigen statt Schimpfen: So stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes
Alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Auch dann, wenn sie drohen oder strafen. Sie wollen ihr Kind für das Leben vorbereiten, es in der Schule voranbringen und es zu einem sozialen Wesen erziehen. Die Erfahrungen zeigt jedoch, dass das Drohen, Belehren und Strafen nur kurzfristig funktionieren. Ein Gastbeitrag von Familiencoach Karin Zink.
Was ist das Beste für das Kind?
Durch die Geborgenheit die Eltern ihrem Kind geben, entwickelt es Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihm helfen das Leben gut zu meistern. Ihm wachsen «Flügel», die auf einem guten, stabilen Selbstwertgefühl aufbauen. Das Kind spürt: So wie ich bin, bin ich gut genug. Ich gehöre dazu, ich habe meinem Platz, auch wenn ich mich manchmal unverständlich verhalte.
Ermutigen heisst deshalb auch, das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Wir- Gefühl zu stärken.
Dabei stellt sich die Frage: Wie genau verhalten sich Erwachsene, wenn sich Kinder bei ihnen wohl fühlen, sich anvertrauen, bereit sind Neues zu lernen?
Meine Erfahrungen und Beobachtungen sind dabei folgende:
- Diese Eltern nehmen sich Zeit für ihr Kind. Sie haben Geduld, mit sich und dem Kind Sie sprechen mit freundlicher Stimme.
- Sie geben Geborgenheit.
- Sie sehen das Gute in ihrem Kind.
- Sie haben einen freundlichen Blick.
- Sie hören aufmerksam zu.
Alles Fähigkeiten, die Eltern wirklich gut üben können.
Ermutigen statt Loben
Ein Beispiel aus meinem Alltag: Meine Tochter, sie ist 5 Jahre alt, malt ein Bild. Sie zeigt es mir. «Toll, super, gut gemacht.“, sage ich. Meine Tochter wird gelobt.
Mein Sohn, er ist 7 Jahre alt zeigt mir auch ein gemaltes Bild. Es zeigt einen Menschen.
«Oh, wen hast du da gemalt? Bist du das? Du siehst fröhlich aus, mit diesem lachenden Mund.»
Mein Sohn spürt mein ehrliches Interesse an seinem Bild.
Zwischen Lob und Ermutigung gibt es einen deutlichen Unterschied. In der heutigen Zeit werden Kinder für fast alles das sie machen gelobt. Lob ist eine Beurteilung in Worten. Gelobt wird etwas, was ich in meinem Bewertungssystem gut finde. Loben ist nicht verkehrt, nur sollte Eltern bewusst sein, dass Lob abhängig machen kann. Dadurch kann es sein, dass das Selbstwertgefühl abnimmt, wenn das Lob ausbleibt.
Eltern die eine ermutigende Haltung ihrem Kind gegenüber haben, helfen dem Kind eigenständig, selbständig zu werden. Sie vertrauen ihrem Kind, dass es Fähigkeiten entwickelt um sein Leben verantwortungsbewusst zu meistern.
Ihr Kind besser verstehen lernen: 5 Wege zur Ermutigung
Das Buch «Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder» von Gary Chapman und Roos Campbell kann eine Hilfe sein, ihr Kind besser zu verstehen und ihm auf verschiedene Weise zu ermutigen. Jeder Mensch spricht nach Chapman eine oder mehrere Liebessprachen. Welche ihr Kind spricht gilt es herauszufinden, um ihm besser antworten zu können.
1. Sprache der Liebe: Lob und Anerkennung
Worte der Zuneigung, des Lobes der Ermutigung sagen dem Kind: «Du bist mir wichtig». Sie sind Balsam für die Kinderseele. Solche Worte sind schnellgesagt, bleiben aber lange im Gedächtnis. Ein Kind spürt, ob ein solches Wort der Anerkennung ernst gemeint ist. Ein Lob ist, wie oben bereits erwähnt eine Anerkennung für eine besondere Leistung oder positive Verhaltensweise. Wir haben es in der Hand, ob wir unser Kind mit unseren Worten er-mutigen oder ent-mutigen.
2. Sprache der Liebe: Zweisamkeit
Wenn der «Liebestank» des Kindes leer ist, und er speziell mit gemeinsamer Zeit gefüllt werden kann, setzt das Kind all seine Phantasie ein, um seine Bedürfnisse gestillt zu bekommen. Einige Kinder fühlen sich geliebt, wenn sie ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen. In dieser Liebessprache kommt es nicht in erster Linie darauf an, was sie zusammen machen. Wichtiger ist die Qualität der gemeinsamen Zeit.
3. Sprache der Liebe: Geschenke
«Was wäre dir lieber, wenn ich dir beim Fussballspiel zuschauen komme, oder dir ein T- Shirt kaufe?». Wenn die Liebessprache «Geschenke» ist, wird die Antwort klar auf das T- Shirt fallen. Wenn wir unsere Kinder beschenken, kann schon das Auspacken grosse Freude bereiten. Das Geschenk ist Zeichen unserer Zuneigung.
4. Sprache der Liebe: Hilfsbereitschaft
Hier geht es darum, dem Kind Hilfe anzubieten, wo sie nötig ist. Wenn wir unsere Kinder in einer Haltung des Vertrauens in sein eigenes Tun unterstützen, befähigen wir sie dazu, zu reifen, verantwortungsbewussten Menschen heranzuwachsen. Das Kind muss selber Hilfe und Unterstützung erfahren, nur so lernen Kinder Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
5.Sprache der Liebe: Körperkontakt
Vor allem kleine Kinder wollen gehalten, gestreichelt und liebkost werden. Sie sind gerne im Körperkontakt. Es gibt Kinder, deren Liebesprache der Körperkontakt ist. Solche Kinder brauchen besonders Zärtlichkeit und Körperkontakt. Eine liebevolle Umarmung bei Jungen oder Mädchen beeinflusst die Stimmung wesentlich.
Es ist schwierig, die Liebessprachen des Kindes während der ersten fünf Jahre zu erkennen. In dieser ersten Zeit ist es wichtig, alle Liebessprachen mit ihrem Kind zu leben, es zu ermutigen. Freuen sie sich über ihr Kind und zeigen sie diese Freude in ihrem Alltag.
Zur Gastautorin
In ihrer Praxis an der oberen Breitenstrasse 14, 8717 Benken berät Karin Zink Familien zu Erziehungs- und Familienfragen. Im STEP- Elterntraining und im Familienkonferenz- Seminar unterstützt Sie Eltern in ihren Ressourcen und ermutigt sie, neue Schritte zu gehen. karin-zink.ch