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In der Schweiz geht es Kindern gut

Den meisten Kindern geht es in der Schweiz relativ gut. Das geht aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervor, das regelmässig die Situation der Kinder in 29 Industrienationen vergleicht. Die Schweiz belegt dabei den achten Platz in der Gesamtwertung.

Lachende Kinder: In der Schweiz geht es den meisten Kindern gut.

Schweizer Kinder haben es im internationalen Vergeleich gut. Bild: iStockphoto-Thinkstock

Kinder leben in der Schweiz im Vergleich zu anderen 28 Industrienationen relativ gut, wie aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervorgeht. Mit dem achten Platz in der Gesamtwertung schneidet die Schweiz überdurchschnittlich ab. Auf dem ersten Platz liegen die Niederlande, gefolgt von Norwegen, Island, Finnland, Schweden und Deutschland. Am schlechtesten geht es Kindern in Litauen, Lettland und Rumänien.

Jedes zehnte Kind leidet unter Armut

Zwar belegt die Schweiz im Bereich «Materieller Wohlstand» den neunten Platz, dennoch leidet fast jedes zehnte Schweizer Kind unter Armut. Gleichzeitig ist die Schere zwischen Arm und Reich in der Schweiz besonders gross. Dem Unicef-Bericht zufolge muss eine Familie, die unter der Armutsgrenze lebt, im Durchschnitt mit mehr als 20 Prozent weniger Mitteln auskommen als eine Familie, die knapp über der Armutsgrenze lebt. Ein Problem, das die betroffenen Kinder ein Leben lang begleitet: «Mangelnde finanzielle Mittel beeinflussen das physische und psychische Entwicklungspotenzial, die Ausbildungsmöglichkeiten und die Sozialisation des Kindes», sagt Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von Unicef Schweiz. «Armut kann einen Qualifikationsverlust bedeuten, womit das Potenzial des Kindes auch für sein Land verloren geht.»

Nachholbedarf auch im Bereich «Bildung» und «Impfrate»

Im Bereich «Bildung» hinkt die Schweiz anderen Industrienationen hinterher: Hier landet sie nur auf Platz 16. «Dieser verhältnismässig tiefe Wert resultiert vor allem aus dem Befund, dass die Schweiz zu jenen acht Ländern gehört, in denen weniger als 80 Prozent aller Kinder zwischen vier und sieben Jahren an einem Frühförder- oder Vorschulangebot teilnehmen», erklärt die Unicef. Dieser Faktor wirke sich allerdings nicht zwingend negativ auf den weiteren Bildungsverlauf aus, beruhigen die Autoren des Unicef-Berichts.

Mittelmässig bewertet die Studie auch die gesundheitliche Situation der Kinder. Hier belegt die Schweiz nur den elften Platz. Dabei spielt der geringe Schutz vor Krankheiten eine Rolle, denn die Impfrate ist nur in sieben anderen Industrienationen noch niedriger als in der Schweiz. Im Jahr  2010 waren laut einer Meldung des Bundesamtes für Gesundheit nur rund 80 Prozent der Kinder unter zwei Jahren gegen Masern ausreichend geimpft.

Gutes Wohnumfeld und gesundes Körpergewicht

In einigen Bereichen schneidet die Schweiz besonders gut ab. So belegt das Land in der Kategorie «Qualität des Wohnumfeldes» sogar den ersten Platz. Konkret heisst das: Grosse, gute Wohnungen in angenehmen Wohngegenden mit wenig Kriminalität und sauberer Luft.

Lobenswert ist auch das gesunde Gewicht der Schweizer Kinder. In der Schweiz gelten laut dem Body-Mass-Index weniger als neun Prozent der 11-, 13- und 15jährigen als übergewichtig. Nur in den Niederlanden gibt es noch weniger dicke Kinder als in der Schweiz. An besonders viel Bewegung scheint dies allerdings nicht zu liegen. Im Gegenteil, denn Schweizer Kinder bewegen sich relativ wenig. In dieser Kategorie belegt die Schweiz den viertletzten Platz.

Die meisten Schweizer Kinder sind zufrieden

Der achte Platz in der Gesamtwertung klingt zufriedenstellend. Tatsächlich schätzen so auch Schweizer Kinder selbst ihre Situation ein: 87 Prozent der befragten Kinder sind mit ihrem Leben zufrieden. Dennoch ist der Cannabis-Konsum verhältnismässig hoch. Nur in Kanada konsumieren Jugendliche mehr Haschisch als in der Schweiz. Relativ hoch auch die Gefahr, Mobbing-Opfer zu werden. Mehr als ein Drittel der befragten Kinder gab an, in den vorausgegangenen Monaten mindestens einmal gemobbt worden zu sein. Auffällig ist auch eine überdurchschnittlich hohe Selbstmordrate, vor allem unter Jugendlichen. In der Schweiz ist Selbstmord eine der häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren.

«Child well-being in rich countries»

Der vorliegende Bericht «Child well-being in rich countries» ist die elfte Publikation der UNICEF Studienreihe «Report Card». Die «Report Card»-Serie verfolgt regelmässig die Situation der Kinder in industrialisierten Ländern. Dabei werden die Bereiche «Materieller Wohlstand», «Gesundheit und Sicherheit», «Bildung», «Verhalten und Risikobereitschaft», «Wohnsituation und Umwelt» untersucht. «Die Situation der Kinder hat sich in der ersten Dekade seit der Jahrtausendwende in den untersuchten Ländern kontinuierlich verbessert», so die Unicef. «Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch lange nicht alle Kinder innerhalb eines Landes die gleichen Chancen haben.»

Weiterführende Links:

 Unicef-Ländervergleich zur Situation der Kinder in Industrienationen: unicef.ch

 

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