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«Ich kann das!»: So stärken wir das Selbstvertrauen unserer Kinder

Ein selbstbewusstes Kind lässt sich im Alltag nicht so schnell verunsichern. Eltern können das Selbstbewusstsein Ihres Kindes bewusst stärken. Und das gar nicht mal so schwer! Schon kleine Gesten bewirken Grosses. So stärken Sie Ihr Kind

Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl: So stärken Sie es bei Ihren Kindern.
Ermutigungen und eigene Erfahrungen machen stark: So bauen Kinder Selbstvertrauen auf. Foto: Rich Vintage, Getty Images Plus

«Mama, ich habe schon wieder eine schlechte Note in Mathe. Ich bin einfach zu dumm dafür.» Solche Sätze treffen Eltern mitten ins Herz. Ebenso wie der Anblick ihres verschüchterten Kindes, das sich auf dem Spielplatz Eimer und Schaufel wegnehmen lässt, ohne sich zu wehren. Oder der verzweifelte Wutausbruch ihres kleinen Schatzes, weil er die Balance beim Velofahren einfach noch nicht halten kann und wieder und wieder auf der Nase landet.

Wir wollen unsere Kinder nicht traurig, frustriert oder irritiert sehen. Wir wollen, dass sie mutig sind. Und selbstbewusst. Nichts soll sie im Leben umhauen können. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn ein gesundes Selbstvertrauen wird niemandem in die Wiege gelegt. Es ist wie ein mentaler Muskel, der sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Und genau das ist der Punkt, an dem Eltern ansetzen können. Wir können das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl unsere Kinder stärken, indem wir an der richtigen Stelle und mit der richtigen Einstellung auf sie einwirken:

Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken bei Kindern: Tipps für den Alltag

1 Bedingungslose Liebe

Selbstbewusstsein entsteht aus Liebe und Wertschätzung. Wer das Gefühl hat, ohne Einschränkung geliebt zu werden, dem können auch gelegentliche Rückschläge nichts anhaben. Vermitteln Sie Ihren Kindern stets das Gefühl, dass Sie sie so lieben wie sie sind.

Doch Vorsicht: Bedingungslose Liebe bedeutet nicht, dass jedes Verhalten toleriert werden muss. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Kinder, die sich geliebt fühlen, lernen schnell zu differenzieren, dass ein Tadel ihrem Verhalten und gerade nicht ihrer Persönlichkeit gilt.

2 Der Weg ist das Ziel

Wer das Selbstvertrauen seiner Kinder stärken will, sollte mit Ermutigung nicht sparen. Wertschätzende Worte gelten dabei längst nicht nur einem Lernerfolg oder einem gewünschten Verhalten, sondern vor allem auch der Anstrengung auf dem Weg dorthin.

Ein Kind, das sich nach Kräften bemüht, die Milch ohne zu kleckern ins Glas zu schütten, hat für diese Konzentration und Anstrengung eine grosse Portion Anerkennung verdient – ganz gleich, ob das Vorhaben kleckerfrei gelingt oder nicht. Wichtig dabei ist: Ermutigende Worte sind wichtiger als Lob. Ein «Super!» oder «Sehr gut!» sind schnell dahingesagt, können aber sogar negative Auswirkungen haben. Eltern bewerten ihre Kinder und deren Leistungen damit von oben herab, anstatt das Kind auch unabhängig von seiner Leistung zu würdigen.

3 Widerworte akzeptieren

Selbstbewusstsein geht nicht immer mit dem gewünschten Gehorsam einher. Ein Kind, das sich lautstark wehrt, von der Oma geküsst oder von der Tante über den Kopf gestreichelt zu werden, mag unangepasst anmuten, handelt letztlich aber nach seinem selbstbewussten und gesunden Wunsch, selbst über körperliche Nähe entscheiden zu dürfen.

Eltern, die das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken wollen, sollten daher gut differenzieren und eigene Kindesentscheidungen akzeptieren – und das Kind auch dazu ermutigen.

4 Erfahrungen machen stark 

Aber Niederlagen machen nur noch stärker, sagt ein Sprichwort. Und es hat Recht. Wem es gelingt, aus Fehlern zu lernen oder Rückschläge im zweiten (oder dritten) Anlauf in einen Erfolg zu verwandeln, ist stolz, entwickelt Durchhaltevermögen und traut sich auch künftig mehr zu. Kinder sollten diese Erfahrungen auch machen dürfen.

Es ist falsch verstandene Elternliebe, sein Kind vor Rücklagen schützen zu wollen. Ermutigen Sie es, sich selbst auszuprobieren und sich (früher oder später) über den eigenen Erfolg mit Stolz freuen zu können. Damit wächst das Selbstvertrauen enorm.

5 Helfen? Nur auf Verlangen

Wenn der 4-Jährige weint, weil sein Turm aus Bauklötzen zusammengebrochen ist, sucht er den elterlichen Trost – und nicht (wie viele Eltern oft verwechseln) nach dem Handwerksgeschick seiner Eltern, die den Turm wieder aufbauen sollen.

Kinder haben den gesunden Willen, eine Herausforderung selbst zu meistern und Eltern helfen ihnen dabei am meisten, wenn sie ihren Zuspruch geben und nur dann helfend einschreiten, wenn das Kind ausdrücklich danach verlangt. Nur so kann das Kind wahres Selbstvertrauen aufbauen.

6 Eigenverantwortung zulassen

Selbstbewusst ist derjenige, der sich auf sich, sein Gefühl und die eigenen Entscheidungen verlassen kann. Wer seinem Kind diese Fähigkeit vermitteln will, muss ihm auch ein entsprechendes Mass an Eigenverantwortung gewähren.

Kinder, die bereits viele Dinge selbst entscheiden dürfen (zum Beispiel wann sie satt sind, was sie zur Schule anziehen wollen oder nach welchem System sie Ordnung in ihr Zimmer bringen), sind oft selbstbewusster als Kinder, denen sämtliche Entscheidungen aufoktroyiert werden.

Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl – ein starkes Trio

Kinder, die ein starkes Selbstvertrauen haben, kennen ihre eigenen Kompetenzen. Das Selbstvertrauen wächst, wenn Kinder Erfolge erleben – allerdings nur, wenn ihre eigenen oder die Ansprüche von aussen nicht zu hoch sind. Wer Selbstvertrauen hat, glaubt daran, dass er erreichen wird, was er sich vornimmt – selbst wenn es auf dem Weg dorthin Rückschläge gibt.

Das Selbstwertgefühl ist eine Haltung, die ein Mensch sich selbst gegenüber einnimmt. Kinder mit einem gesunden Selbstwertgefühl können sich mit all ihren Stärken und Schwächen annehmen. Es geht also nicht darum, Erfolge zu erzielen, sondern sich unabhängig davon als einen wertvollen Menschen zu betrachten.

Selbstbewusstsein bedeutet: Ich bin mir meiner selbst bewusst, ich erkenne meine eigene Persönlichkeit. Dazu gehört, dass man seine Kompetenzen kennt, also ein ausgeprägtes Selbstvertrauen hat, und vom eigenen Wert als Person überzeugt ist, also über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt.

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