Kind > Erziehung

Warum Kinder so oft «Warum» fragen

Nach dem zweiten Lebensjahr geht es los: Kinder beginnen, ihren Eltern Löcher in den Bauch zu fragen. Oft kennen ihre Kinderfragen keine Grenzen. Warum fragen Kinder so oft «Warum»? Und warum stellen sie immer wieder dieselben Fragen?

Warum-Fragen bei Kindern
Wieso, weshalb, warum: Manchmal kann es schwer sein, eine kindgerechte Antwort parat zu haben. Foto: Getty Images Plus, Professor25

«Warum bäckst du ein Brot?» - «Weil dieses Brot sehr fein ist.» - «Warum ist es so fein?» - «Das Brot schmeckt gut, weil im Mehl viele feine Sonnenblumenkerne sind.» - «Warum sind die Kerne da drin? Wieso ist die Sonne heiss?» ... Eltern von Kleinkindern und Kindergartenkindern kennen solche Warum-Ketten.

Ab diesem Moment wissen Sie: Mein Kind ist kein Baby mehr, es beginnt sich selber zu entwickeln. Eine Frage ergibt die nächste – Mamis und Papis wissen meist schon im Voraus, wie sie lauten wird. Ständig eine Antwort auf Kinderfragen parat zu haben, kann auf Zeit ganz schön anstrengend sein.

Warum Kinder «Warum» fragen

Warum fragen Kinder dauernd nach dem «Warum»? Die diplomierte Logopädin Barbara Zollinger aus Winterthur formuliert die Antwort so: «Ab dem dritten Lebensjahr eröffnet sich dem Kind eine Welt, die nicht mehr auf das Hier und Jetzt beschränkt ist.

Es ist jetzt eine selbstständige Person und beginnt, seine eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und von denjenigen Anderer zu unterscheiden», schreibt sie in ihrem Buch «Die Entdeckung der Sprache». «All diese neuen Errungenschaften finden anfangs des dritten Lebensjahres in Fragen ihren Ausdruck.» Mit Warum-Fragen zeige das Kind, dass es mehr über die Beziehungen zwischen Personen, Dingen und Ereignissen erfahren möchte. 

Die Welt ist voller Zusammenhänge, die Kinder in ihrem jungen Leben noch nicht verstehen. Doch Kinder wollen der Welt und den Menschen vertrauen können. Sie suchen nach Sicherheit in dieser für sie so oft verwirrenden Welt. Diese Sicherheit in Form von Wissen erhalten Sie mit diesen Kinderfragen, welche sie den Erwachsenen stellen. 

Warum Kinder immer wieder dasselbe fragen

Geduld und Zeit brauchen Eltern nicht nur für die scheinbar endlos vielen Kinderfragen, die aus den Zwei-, Drei- und Vierjährigen zu den verschiedensten Themen heraussprudeln. Oft müssen Eltern sogar ein- und dieselbe Frage immer und immer wieder beantworten. «Warum hat Oma so viele Falten?», will zum Beispiel Katharina dauernd wissen. Dafür kann es zwei Gründe geben: 

  • «Kinder wollen immer wieder bestätigt wissen, dass die Welt wirklich so ist, wie sie ihnen soeben bereits erklärt wurde», sagt Mütterberaterin Magdalena Edelmann aus dem Raum Baden. Psychologin Elke Leger, Autorin verschiedener Erziehungs-Ratgeber aus Hannover erklärt: «So wie ein Kind jeden Abend die gleiche Geschichte hören möchte, in genau demselben Wortlaut, so will es auch die immer gleiche Antwort, wenn es eine Frage wieder und wieder stellt. Bekanntes schenkt Geborgenheit in der aufregenden ersten Lebenszeit.»
  • Die immer gleiche Kinderfrage kann darüber hinaus noch eine andere Ursache haben: Möglicherweise hat das Kind die Antwort bisher einfach nicht verstanden. Ein Kind braucht eine Antwort, die ihm einleuchtet, um sie in sein bisheriges Weltbild erfolgreich einordnen zu können. Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür, Ihrem Kind ein Thema mit Ihrem Wissen persönlichen näherzubringen. So weiß es, dass man Ihnen vertrauen kann und beginnt Ihre Erklär-Art zu verstehen. 

Kinderfragen kennen auch kein Tabu. Und schon gar nicht den passenden Zeitpunkt. So kann es auch passieren, dass ein Kind seinem Mami in der Kirche eine sehr persönliche Frage über einen anderen Menschen stellt, der natürlich auch anwesend ist. In diesen Situationen sollten Sie ganz locker bleiben.

Nehmen Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter zur Seite, suchen Sie das Gespräch und machen Sie Ihrem Kind klar, dass man an besonders öffentlichen Orten keine Fragen über andere Erwachsene oder Kinder stellt. Sie werden sehen, dass das Kind diese für sie interessanten Fragen in Zukunft unter Abwesenheit anderer Menschen stellen wird. 

«Mama, wiesoo...?» Die häufigsten Kinderfragen:

Wissensdurst von Kindern kann auch im Fernsehen gestillt werden. Zum Beispiel bei der Sendung mit der Maus. Zum 40-jährigen Jubiläum der Kindersendung haben die Produzenten die 20 häufigsten Fragen publiziert, welche Kinder an die schlaue Maus hatten. Hier eine Auswahl davon: 

  • Warum ist Wasser durchsichtig, aber das Wasser im Meer blau?
  • Warum ist eine Banane krum?
  • Warum ist die Sonne gelb?
  • Wieso leuchten Sterne am Himmel?
  • Warum ist der Himmel blau?
  • Wie kommt das Bild in den Fernseher?
  • Warum haben Menschen Milchzähne?

Schlaue Antworten von Eltern

Kinder erwarten von Erwachsenen zufriedenstellende Antworten auf ihre gestellten Fragen. Dabei ist es egal ob die Frage Gott, Bienen und Blumen oder die Gravitation der Erde behandelt. Mami und Papi müssen diesen Wissensdurst der kleinen Person also stillen, da die Kinder oft nicht Ruhe geben, bis ihre Frage beantwortet ist. 

Wie die meisten Menschen auch, sind Kinder ungeduldig. Kinder wollen auf ihre Fragen in der Regel keine langen Geschichten hören oder lange in einem Gespräch verwickelt sein. «Zu lange Antworten verwirren – zu viele Informationen überfordern», erklärt Mütterberaterin Magdalena Edelmann. Worauf Mamas und Papas besonders achten sollten: «Eine gute, kindgerechte Antwort ist kurz und klar.»

Ganz wichtig: Es gibt keine wirklich richtigen Antworten, welche Sie in einem Buch oder in einer App nachlesen können. Die Antworten sollten sich in die kindliche Sicht der Welt einfügen. Warum Oma so viele Falten hat? Weil jede Falte im Gesicht eines Menschen eine Erinnerung an ein wichtiges Ereignis im Leben ist oder an eine vergangene Zeit erinnert. Mit dieser Erklärung kann die dreijährige Katharina mehr anfangen, als mit jeder biologischen Erläuterung des Menschen. 

Eine gute Antwort auf Kinderfragen kann nach Möglichkeit auch lauten: «Was denkst du denn dazu?» «Manchmal macht es Sinn, die Frage einfach zurückzugeben», sagt Magdalena Edelmann. Dieser Kniff hat sogar zwei Effekte: Zum einen lässt sich damit die Endlos-Frage-Schleife geschickt stoppen. Zum anderen führen solche Kniffs dazu, dass die kleine Person ihr selbstständige Denken unterbewusst fördert.

Darüber hinaus bietet er einen wunderbaren Einstieg, um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen und gemeinsam über das Thema zu philosophieren: Warum ist die Erde wohl so, wie sie ist? Was sind Menschen? Sinnvoll ist es, die Antworten, die sich das Kind selbst zurechtlegt, zu akzeptieren. Denn wird es ständig korrigiert, wird es frustriert und sein Wissensdurst gebremst. 

Die Zeiten ändern sich – die Fragen auch

Mit dem Kindergarteneintritt oder Schulanfang verändern sich die Fragen und die Qualität der Fragen Ihres Kindes. Gerade Kinder wollen nun handfeste, weitere Informationen, welche auch zum Nachdenken anregen.

Es kann auch sein, dass die Kinder im ersten Moment keine Erwachsenen mehr mit ihren Fragen belagern, sondern sich persönlich mit ihrem besten Freund oder ihrer besten Freundin ein Bild über das Thema oder die Situation machen und dann zum Beispiel erst die Eltern interviewen. Und sobald das Kind seine Eltern mit Mathe-Fragen aus der Oberstufe umzingelt, wünscht sich so manche Mama oder Papa die lustigen Fragen des Babys aus der Vergangenheit zurück. 

Haben Sie Mühe damit, auf schwierige Kinderfragen eine passende Antwort zu finden? Dann lesen Sie sich unseren Artikel «Zwölf knifflige Antworten auf Kinderfragen». Mit diesen Antworten hinterlassen Mama und Papa einen guten Eindruck und unterstützen das Kind beim forschen weiterer Themen.  

Weiterführende Informationen im Internet

Neueste Artikel

Beliebte Artikel