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Weil wir alle das Beste wollen fürs Kind: Ziele setzen in der Erziehung

Eltern wollen immer das Beste für ihr Kind. Aber das ganz ohne Druck und Stress. Wieso formulieren wir also nicht auch in der Erziehung klare Ziele? Warum das nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig ist, weiss unser Experte und Heilpädagoge Michael Berger. 

Wie wichtig Ziele in der Erziehung eines Kindes sind
«Was ist das Beste für mein Kind?» ist eine wichtige Frage beim Setzen von Erziehungszielen. Bild: fcscafeine, Getty Images Plus

«Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.» Dieses Zitat von Laotse bringt es aus meiner Sicht genau auf den Punkt. Nur wenn ich weiss, was ich will, kann das auch erreichen. Doch sind Ziele auch in der Erziehung sinnvoll? Aus meiner Sicht sind sie nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig!

Negativ behaftet: Ziele bedeuten für viele Sress

Ziele haben oftmals etwas Belastendes an sich. Denn viele kennen Ziele hauptsächlich aus der Schule und von ihrem Arbeitsplatz. An diesen Orten sind Ziele oft mit Stress und Leistungsdruck verbunden, was wir als negativ erleben. Es geht darum, etwas Bestimmtes zu erreichen und dies in einer gewünschten Zeit.

Auch das klingt aus meiner Sicht nach Erziehung, finden Sie nicht? Viele werden mein Bild von Erziehung nun verneinen und sind sich sicher, dass ihr Kind keinerlei Ziele zu erreichen hat. 

Schliesslich geht es hier ja um ihr Allerliebstes. Und für dieses wollen wir nur das Beste. Ziele und Leistungsdruck gehören hier nicht dazu. Es freut mich, wenn Sie so denken und doch möchte ich das nicht so ruhen lassen.

Klare Vorstellung, über die Zukunft des Kindes

Immer wieder beobachte ich Eltern - und natürlich auch mich selbst - dabei, wie Kinder miteinander verglichen werden. Viele Eltern haben zwar keine Ziele definiert, doch jeder hat klare Vorstellungen, wie eine gute Zukunft fürs Kind aussieht oder welcher Weg der Beste für den Nachwuchs ist.

Als Eltern nennen wir das nur nicht Ziele, sondern «das Beste für mein Kind».

Ja, wir meinen zu wissen, was gut ist für unser Kind ist und welchen Weg es gehen sollte. Aber … Haben diese Vorstellungen und Wünsche nicht doch etwas mit Zielen zu tun?

 Haben Sie sich vielleicht auch schon ertappt dabei, wie Sie plötzlich etwas verändern, nachdem Sie irgendwo etwas «Erstrebenswertes» gesehen haben? Weil Sie dachten: Das will ich auch! Man wird strenger oder investiert mehr Zeit, was vorher nicht denkbar war. Egal, was Sie verändern: Sie möchten damit ein Ziel erreichen. Dieses haben Sie sich ganz unbewusst gesetzt, als Sie erkannten, was Sie auch wollen.  

Wer weiss, was er will, ist bereit

Sobald Sie wissen, was Sie wollen, sind Sie bereit für Veränderungen und vieles wird versucht, um das Ziel zu erreichen. Gelingt dies, so werden Sie entspannt und zufrieden sein – welch wunderschönes Gefühl.

Weshalb überlassen wir also dieses schöne, befreiende Gefühl in der Erziehung dem Zufall und beschränken es auf unsere Arbeit? Das muss nicht sein! Entlasten wir die Erziehung und fokussieren wir uns auf unsere Ziele, damit man in anderen Bereichen auch mal ein Auge zudrücken kann.

Überlegen Sie sich in einer ruhigen Minute, was ihre Ziele sind. Nennen sie diese Ziele ruhig Wünsche oder gehen Sie den Gedankengang «was ist das Beste für mein Kind», um diesem Vorhaben gegenüber positiv eingestellt zu sein. Ich bezeichne das nun gewählte Ziel gerne als Kompassziel, weil es mir die Richtung anzeigt. 

Mehr lernen über sich und das Kind

Mir geht es bei der ganzen Thematik weniger um die Zielerreichung, sondern viel mehr um bewusste Erziehung. Viele Eltern müssen zuerst ein eigenes Ziel erreichen, um zu merken, wie es dem Kind dabei geht. Wenn der Weg zum Ziel gut verläuft, haben alle gewonnen. Wenn es jemandem auf diesem Weg nicht gut ergeht, ist das Ziel oder die Richtung in Frage zu stellen.

Ich weiss das Erziehung etwas Anspruchsvolles ist und wir uns dabei auch mit uns selbst beschäftigen müssen. Darum: Betrachten Sie die gesetzten Ziele und überlegen Sie sich, was das mit Ihnen selbst zu tun hat. Sie werden viel über sich selbst lernen.

So arbeiten Sie mit Erziehungszielen:

Kompassziel setzen

Fragen Sie sich: Was möchte ich? Was ist mir wirklich wichtig?

Zeitraum bestimmen

Setzen Sie einen zeitlichen Rahmen: Muss das Ziel bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden?

Ersten Schritt planen

Wie wollen Sie vorgehen? Überlegen Sie folgendes: Welche Veränderung benötigt mein Ziel?Was muss ich für mein Ziel tun?

Schritt überprüfen

Haben Ihre Unternehmungen gefruchtet? Fragen Sie sich: Bin ich meinem Ziel nähergekommen? Ist der eingeschlagene Weg der Richtige?

Nächste Schritte planen

Überlegen Sie sich, wie es weiter geht: Kann ich auf dem Weg bleiben? Benötigt mein Ziel Anpassungen?

Schritte überprüfen

Waren Ihre Überlegungen richig? Jeder Schritt sollte überprüft werden.

Zielerreichung geniessen

Gratulation! Sie haben es geschafft! Wurde das Ziel erreicht, so soll das auch genossen werden.

Reflexion

Der letzte Schritt ist für mich sehr wichtig. Gehen Sie in sich. Fragen Sie sich: Bin ich nun zufrieden? Wie war der Weg zum Ziel für mein Kind und für mich? Will ich so weitermachen?Ist mein Ziel wirklich das Richtige?

Michael Berger gezielt lernen

Michael Berger ist Schulischer Heilpädagoge und Lernberater mit Erfahrung auf allen Schulstufen. Mit seinem Angebot gezielt-lernen.ch wendet er sich an Eltern, Lehrpersonen und Lehrlingsbetriebe und bietet Unterstützung bei Lernschwierigkeiten an.

Mehr zu gezielt-lernen.ch und weitere Artikel von Michael Berger. 

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