Ich will das, was Mama hat: Gute Vorbilder sind auch beim Essen wichtig
Ihre Kinder sind Obst- und Gemüsemuffel? Eltern können dennoch viel für eine gute Ernährung ihres Nachwuchses tun. Besonders hilfreich ist es, sich selbst abwechslungs- und vitaminreich zu ernähren und mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder – auch beim Essen!
Emma isst gern. Sie liebt zu Mittag besonders Nudeln mit Butter und Käse, Reis mit Frikadellen, Buchstabensuppe und gezuckerte Pfannkuchen. Doch sobald frische, vitaminreiche Lebensmittel auf den Teller kommen, vergeht ihr der Appetit. «Das mag ich nicht», nörgelt sie. «Das ist eklig!» Gute, auch laute Worte, nutzen nichts. Doch auch Kinder wie Emma können sich an eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst gewöhnen. Wichtig ist, dass Eltern mit gutem Beispiel vorangehen.
Ernährung: Kinder orientieren sich an Erwachsenen
Alle Kinder wollen gross sein, um das zu können, was Erwachsene ihnen erfolgreich vorleben. Während die Kleinen die Grossen genau beobachten, lernen sie durch Nachahmung, fand der kanadische Psychologe Albert Bandura bereits in den 60er Jahren heraus. ‚Lernen am Modell‘, nennt die Wissenschaft das Phänomen seitdem. «Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm», so schlicht drückt es der Volksmund aus.
Auch bei der Ernährung orientieren sich Kinder und Jugendiche an Erwachsenen. «Eltern und andere Bezugspersonen sind Vorbilder beim Essen», darauf weist die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) in ihren Empfehlungen «Ernährung von Kindern» hin. Kinder beobachten genau, was Mutter, Vater, Bruder, Grossmutter, Betreuerin oder Betreuer im Kindergarten, Lehrerin und Lehrer essen und was nicht. «Wenn Mama auf Rohkost auf dem Brot verzichtet und am Abend zu Chips greift, muss das richtig sein – schliesslich ist Mama gross geworden», solch ein Zusammenhang ist für Kinder logisch. «Die Ernährungserfahrungen, die Kinder in den ersten Lebensjahren machen, bleiben, die Vorlieben aus der Kindheit verlieren sich selten», so die SGE.
Kinder brauchen gute Vorbilder
Wichtig ist also, Kindern in Sachen Ernährung vorzumachen, was sinnvoll ist. Und das so früh wie möglich. Sicher; gutes Vorbild zu sein, ist nicht einfach. Eingefahrene, schädliche Ernährungsgewohnheiten nach und nach umzustellen, tut aber nicht nur dem Nachwuchs gut. Auch die Erwachsenen profitieren von der besseren Ernährung.
«Fünf Mal täglich eine Handvoll Obst und Gemüse», empfiehlt eine nationale Gesundheitskampagne. Wer sie berücksichtigt, hat bereits einen entscheidenden Schritt zur gehaltvollen Ernährung gemacht. Obst und Gemüse lassen sich in jede Mahlzeit integrieren: Die Birne im Müsli am Morgen, der Apfel als Zwischenmahlzeit, Broccoli oder Spinat auf der Pizza am Mittag, eine Banenmilch am Nachmittag und die Rohkost auf dem Butterbrot am Abend bringen Vitamine. Gleichzeitig gilt es, sehr fettreiche Lebensmittel wie Pommes frites, Kuchen, Kekse, Chips, Nüsse und Nuss-Nougat-Cremes zu meiden. Finger weg auch von viel Zucker! Zucker enthält viel Energie, aber nur wenige Vitamine und Mineralstoffe. Wer keine Süssigkeiten kauft, kommt erst gar nicht in die Versuchung zu naschen.
So gehen Eltern mit gutem Beispiel voran
Kindern fällt es leicht, dem Vorbild ihrer Eltern zu folgen und ihre Ernährung nachzuahmen, wenn die Mahlzeiten aus verschiedenen gehaltvollen Zutaten bestehen, die getrennt serviert werden. Jedes Familienmitglied kann so selbst entscheiden, wie es sich sein Essen zusammenstellt. Beim Frühstück stehen auf dem Tisch zum Beispiel Dosen mit Haferflocken, ungezuckerten Cornflakes, Walnüssen und Erdnüssen neben kleinen Tellern mit geschnittenen Birnen, Äpfeln und Trockenobst. Beim Mittagessen lassen sich Hamburger-Brötchen mit Salatblättern, Gurken, Tomaten, kleinen Frikadellen und selbstgemachten Dips füllen. Eltern, die beherzt zu verschiedenen Angeboten greifen, demonstrieren ihren Kindern, dass ihnen viele vitamin-, ballaststoff- und mineralstoffreiche Nahrungsmittel gut schmecken.
«Mit einem abwechslungsreichen Angebot geben Sie Ihrem Kind immer wieder neue Impulse», betont Edith Gätjen, Autorin des Ratgebers «Lotta lernt essen». «Über Farbe, Form, Konsistenz und Geruch fördern Sie über das Essen die Wahrnehmung Ihres Kindes». Wichtig ist, nie nur Neues, sondern auch immer vertraute Nahrungsmittel bei einer Mahlzeit anzubieten. «Dies gibt Kindern ein Gefühl der Sicherheit, auch der Sicherheit, satt zu werden, und macht Mut, das Neue auszuprobieren», so Gätjen.