Der erste Schritt ist ein Meilenstein im Leben eines Kindes. Eltern brauchen Geduld, Zeit und tröstende Worte, falls es mit dem Laufen lernen noch nicht so recht klappen will. Warum Sie zudem auf Lauflernhilfen für Ihr Baby verzichten sollten, lesen Sie hier.
Zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat schaffen die meisten Kleinkinder die Grundlage für das Laufen lernen, das ist normal in der Entwicklung des Babys. Jede sich bietende Gelegenheit wird genützt, um sich hochzuziehen, an der Sofalehne, am Gitter des Babybettchens oder am Küchenstuhl. Laufen lernen braucht starke Beine: Ihr Baby macht es automatisch richtig, denn es verschafft sich mit den Händen einen sicheren Halt, sucht den perfekten Griff, um dann ein Bein aufzustellen und das andere danach hochzuziehen. Zuerst ist Ihrem Kind die neue Höhenluft noch etwas unheimlich und steht wackelig auf den kleinen Beinchen. Ein Lob ist eine schöne Anerkennung für seine ersten Schritte.
Es dauert nicht lange, bis sich Ihr Baby traut, die erste Hand aus dem Griff zu lösen, um sich nur mit einer Hand festzuhalten. Schon folgt der nächste Schritt, die zweite Hand wird losgelassen und der aufrechte freie Stand wird ausprobiert, die rettende Sofakante wird beim Üben stets im Auge behalten. Anschliessend beginnen die ersten Schritte zur Seite, der Fuss wird zaghaft angehoben, um ihn gleich wieder auf den Boden zu stellen. Das wird einige Male ausgetestet und schon bald gehts zum ersten Mal die Sofakante rauf und runter.
Irgendwann wird ein Füsschen vorsichtig angehoben und voilà! Mein Kind hat den ersten freien Schritt seines Lebens gemacht! Wann dieser Schritt passiert, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Manche Babys sind echte Draufgänger und möchten am liebsten sofort, wenn sie gerade erst frei stehen können, dem Ball hinter her rennen. Manche Kinder fühlen sich auf dem Boden sehr wohl und rutschen, krabbeln oder rollen lieber durch die Gegend, denn autark sind sie ja. Jedes anvisierte Ziel, ob Spielzeug, die Mama oder der flauschige Nachbarshund können sie problemlos erreichen. Für Eltern bedeutet dies: Nur nicht ungeduldig werden, schon bald wird auch Ihr Baby soweit sein und aus eigener Kraft den grossen Schritt vom Krabbeln zum Laufen machen. Sie können Ihr Kind zwar beim Lernen unterstützen, drängen sollten Sie es jedoch nicht.
Der erste Schritt ist ein Meilenstein und eine witzige Erinnerung für später. Wenn mitten im Raum ein Baby steht, das beim Üben krampfhaft und unbeholfen versucht die ersten Gehversuche zu machen. Vielleicht haben Sie eine Videokamera, um dieses Stadium der Entwicklung aufzunehmen?
Laufen lernen: Frustrationen beim Lernen sind normal
Es läuft nicht immer so, wie man es selbst gerne hätte, diese Tatsache wird beim Lernen auch Ihr Kind zu spüren bekommen. Vom ersten Schritt bis zum schnellen Fangespiel, wie es die Geschwister machen, ist es noch ein weiter Weg. Wenn es beim Laufen lernen zum x-ten Mal auf dem Po landet, kann es frustriert reagieren und zum bewährten Krabbeln zurückgreifen. Eltern können ihr Kind natürlich unterstützen, sollten es jedoch eigene Erfahrungen machen lassen. Denn jeder Rückfall beim Lernen ist nur eine Phase – das Baby zieht es automatisch wieder auf die eigenen zwei Beine und es lernt mit Frustrationen umzugehen.
Mit 15 Monaten können die meisten Kinder wirklich laufen. Sie bewegen sich sicher auf beiden Beinen und können ohne Hilfe vom Boden aufstehen und frei Gehen. Was es dabei aber noch nicht lernen konnte, ist das richtige Tempo beim Laufen. Ohne Rücksicht auf Verluste wird in einem Affentempo das Ziel angesteuert, ohne an das rechtzeitige Abbremsen zu denken. In drei, vier Wochen beginnen Kinder zu verstehen, wie das Tempo richtig gedrosselt wird.
Funktioniert das Gehen automatisch, kennt der Welteroberungsdrang Ihres Kindes keine Grenzen mehr. Es will Fussballspielen, mit dem Hund um die Wette rennen, balancieren, über Hindernisse klettern. Ihr Kind ist mit Freude und Spass bei der Sache. Deshalb gilt, so oft wie möglich raus in den Garten oder in den Park. Dort kann sich Ihr Kind nach Herzenslust austoben. Eine weitere Alternative sind Spielgruppen. Hier haben Kinder Kontakt mit Gleichaltrigen und können gemeinsam spielen. Dies fördert zudem die Entwicklung des Kindes.
Braucht mein Baby das? Lauflernhilfen sind umstritten
Ein Lauflernwagen im Ferrari-Style oder mit blinkendem Spielcenter: Eltern haben in Babyfachgeschäften die Qual der Wahl. Sogenannte Lauflernhilfen sollen das Baby dabei unterstützen, den Schritt vom Krabbeln zum Laufen zu machen. Ob eine Lauflernhilfe nötig ist, bleibt fraglich, denn Experten raten schon seit vielen Jahren davon ab. Die Nachfrage von Seite der Eltern besteht weiterhin, denn die Regale sind mit den umstrittenen Hilfen weiter gefüllt. «Lauflernhilfen sind eine der schädlichsten Erfindungen für Kinder», sagt der Präsident des deutschen Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Wolfram Hartmann. Er kritisiert die europäische Sicherheitsnorm (DIN EN 1273) vom August 2005 für Lauflernhilfen, die der Sicherheit der Geräte dient. Bemängelt wird das grosse Gefahrenpotenzial. Kleinkinder können mit dem fahrenden Gestell Treppenstufen runterstürzen oder über Teppichkanten stürzen und umkippen. Laufen lernen braucht einen gut entwickelten Körper mit gewissen motorischen Fähigkeiten. Lauflernhilfen beeinflussen die motorische Entwicklung des Babys negativ, da die Lernhilfe das Baby zu einem aufrechten Gang zwingen, obwohl es dafür noch nicht bereit ist. In Kanada ist der Verkauf von Lauflernhilfen seit 2004 verboten.
Sinnvollere Alternativen für Kinder, um das Laufen lernen zu fördern oder ein laufendes Spiel zu ermöglichen, sind kleine Buggys, in denen das Lieblingskuscheltier umhergefahren werden kann. Oder auch die klassischen Holztiere, die an der Leine hinterhergezogen werden können.
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