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Gift im Spielzeug: Weichmacher schädigen Gesundheit

Fröhlich und unbeschwert – toll, wenn Kinder so spielen! Doch ob Puppe, Puzzle oder Plastiktier: Viele Spielzeuge enthalten gefährliche Giftstoffe. Vor allem Weichmacher können die Gesundheit von Kindern erheblich schädigen. So können Sie sich und Ihre Kinder schützen.

Weichmacher in Kinderspielzeugen
Weichmacher in Spielzeugen schaden den Kindern. Bild: iStockphoto-Thinkstock

Fröhlich kreischend robbt das Kleinkind über die weiche Gymnastikmatte. Endlich hat es den Plastik-Greifling erreicht, an dem es neugierig lutscht. Gleichzeitig tastet es nach dem roten Kunststoffauto, seinem Lieblings-Spielzeug. Oft ahnen Eltern nicht, dass selbst in Spielzeugen gesundheitsgefährdende Schadstoffe stecken können. «Vieles, was sich in den Regalen der immer grösser und bunter werdenden Spielzeugwelt tummelt, gehört schlichtweg in die Tonne und nicht in Kinderhände», klagt die Zeitschrift Öko-Test. «Das zeigen unsere Untersuchungen immer wieder.» Zu den besonders schädlichen Stoffen gehören Weichmacher.

Weichmacher greifen in das Hormonsystem ein

Weichmacher sind Chemikalien, die harte Kunststoffe aus PVC geschmeidig, biegsam oder dehnbar machen. Schliesslich soll die Puppe kuschelig sein, der Schnorchel weich zwischen den Zähnen stecken und der Griff des Laufrades angenehm in der Hand liegen. «Weichmacher wirken vor allem hormonell», warnt Sarah Häuser, Chemie-Expertin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). «Sie greifen in das fein ausbalancierte Hormonsystem des Kindes ein, das alle Stoffwechselvorgänge des Körpers steuert.»

Beispiel: Phthalate. Sie werden verdächtigt, Männer unfruchtbar zu machen, die Nachkommen zu schädigen und den Hormonhaushalt des Körpers durcheinander zu bringen. «Aus Tierversuchen ist bekannt, dass sie die Spermienzahl und die Fruchtbarkeit von männlichen Tieren reduzieren und die Entwicklung der Nachkommen stören», so das Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Weichmacher für Kinder besonders gefährlich

Sonnenlicht und Wärme können Weichmacher aus Kunststoffen lösen. In den Organismus gelangen sie über die Haut und über die Atemwege. Weichmacher gefährden daher alle Menschen. Kinder aber reagieren besonders sensibel. Sie haben zu Gegenständen wie ihren Spielzeugen besonders engen Kontakt. So stecken sich vor allem kleine Kinder ihr Spielzeug gerne in den Mund. «Ausserdem nehmen sie durch ihre grössere Hautoberfläche, ihren höheren Stoffwechsel und die intensivere Atmung in Relation zu ihrem Körpergewicht mehr Stoffe aus der Umwelt als Erwachsene auf», erklärt Sarah Häuser.

Im Rahmen einer aktuellen Studie stellten Forscher des Mount Sinai Medical Centers eine weitere erschreckende Auswirkung von Weichmachern auf die Gesundheit von Kindern fest: Weichmacher machen dick. Kinder, deren Organismus eine besonders hohe Menge des Weichmacherstoffs Mono-Etyhlphthalat (MEP) aufgenommen hat, haben einen zehn Prozent höheren Body-Mass-Index als Kinder, die einen niedrigen MEP-Wert haben.

Es gibt Verbote für Weichmacher

Sicher, es gibt Verbote. So ist seit 2011 der Einsatz des Weichmachers «Bisphenol A» bei der Produktion von Babyfläschchen EU-weit verboten. Auch sechs Phthalate, ebenfalls Weichmacher, dürfen in Kinderspielzeug und Babyartikeln nicht enthalten sein. Die europäische Spielzeugrichtlinie (2009/48/EG) bestimmt darüber hinaus Grenzwerte für andere Weichmacher. Was sich gut anhört, hat allerdings einen Haken: Es hapert an Kontrollen, denn die Spielzeugrichtlinie schreibt keine Prüfung vor. So wird das «CE»-Zeichen, das für die Einhaltung der europäischen Richtlinien steht, von den Produzenten selbst auf ihren Produkten angebracht. Kein Wunder, dass immer wieder Weichmacher in Spielzeugen nachgewiesen werden. «Darüber hinaus sind die Grenzwerte häufig zu hoch», beklagt Sarah Häuser.

Nicht nur Spielzeug kann Weichmacher enthalten. Weichmacher umgeben uns überall: in Kunststoffen, Lacken, Anstrich- und Beschichtungsmitteln, Dichtungsmassen, Kautschuk- und Gummi-Artikeln, Klebstoffen und damit in Duschvorhänge, Lebensmittelverpackungen, Teppichbeläge, Notebook-Tasten, Wäscheleinen, Gummistiefeln, Regenjacken, Bade-Enten und Butterbrotdosen. Ein besonderes Problem sind Lebensmittelverpackungen. Bisher ist allein Frankreich vorgeprescht und verbietet von Mitte 2015 den Bisphenol A in allen Lebensmittelverpackungen.

Spielzeug ohne Weichmacher einkaufen

Diese Tipps helfen beim schadstoffarmen Einkauf:

  • Spielzeug muss nicht neu sein. Wer auf Flohmärkten und in Kleinanzeigen stöbert, hat beim Einkauf einen Vorteil: Viele Schadstoffe, die einst enthalten waren, sind bereits verdampft.
  • Sie wollen im Geschäft etwas Neues für Ihr Kind kaufen – einen Pullover oder ein Spielzeug? Halten Sie ruhig mal die Nase dran. Was chemisch riecht, enthält meist auch eine schlechte Portion Chemie.
  • Sinnvoll ist es, Billigspielzeuge auf Verkaufstischen liegen zu lassen. Sie machen besonders häufig Negativ-Schlagzeilen, weil sie schädliche Weichmacher enthalten. Weniger, dafür hochwertige Spielsachen, ist die bessere Alternative. Wie Sie hochwertiges Spielzeug finden, erfahren Sie auf spielgut.de
  • Achten Sie auf folgende Label: Das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) zeigt an, dass ein Spielzeug von einer unabhängigen Stelle geprüft wurde. Die Grenzwerte für Weichmacher sind bei dieser Prüfung niedriger angesetzt als in der Europäischen Spielzeugrichtlinie. Mit einem Dreieck aus Pfeilen und den Kürzeln PE (Polyethen) und PP (Polypropen) machen Hersteller darauf aufmerksam, dass ihre Produkte keine Weichmachern enthalten.

 

Weiterführender Link zum Thema Weichmacher

Die Stiftung für Konsumentenschutz gibt in ihrer Broschüre «Spielzeug sicher und gefahrlos» weitere wichtige Tipps. Zu bestellen gegen CHF 9.50 auf konsumentenschutz.ch

 

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