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«Warte, lose, luege»: 6 Tipps für einen sicheren Schulweg

In der Schweiz ist es üblich, dass Kinder den Weg zur Schule bald alleine gehen. Vielen Eltern macht das Angst, zumal sich jeder vierte Kinderunfall im Strassenverkehr ereignet. Wie Eltern für mehr Sicherheit sorgen.

Sechs Tipps für einen sicheren Schulweg
Mit den orangfarbenen Leuchtgürteln sind die Schulanfänger auf dem Schulweg gut sichtbar. (Foto: zVg/Christine Bärlocher)

In der Schweiz müssen Kinder im Strassenverkehr besonders aufpassen. «Kinder gehören zu den gefährdetsten Verkehrsteilnehmenden», schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). Jährlich würden rund 2200 Strassenverkehrsunfälle mit Kindern unter 16 Jahren polizeilich registriert. «Im Schnitt sterben 15 an den Unfallfolgen», so die bfu.

«Schulweg als Lebensschule»

Trotz Statistik, ist es in der Schweiz verpönt, Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren. «Ein Schulweg gehört zum Erleben des Schülers und der  Schülerin. Eltern, die  ihre  Kinder  im  Auto  zur  Schule  fahren, nehmen den Kindern die Möglichkeit, individuelle Erfahrungen zu sammeln.», erklärt die Präsidentin des Lehrerinnen­ und Lehrerverbands Zürich (ZLV) Lilo Lätsch.

Schon Eltern von Kindergartenkindern wird nahegelegt, dass die Kinder den Weg schon bald nach dem Kindergartenstart alleine gehen sollen. Der Schulweg alleine zu bewältigen gilt als «Lebensschule». Kinder müssen ihren Schulweg selbstständig zurücklegen können, um in ihre Umwelt hineinzuwachsen, glaubt der Erziehungswissenschaftler Marco Hüttenmoser. Denn mit den Kollegen den Schulweg alleine zu gehen, eröffnet den Kindern nicht nur spannende und leerreiche Freiräume, sondern verlangt Ihnen auch Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

Natürlich aber verlangt das Vorbereitung und Erfahrung, so dass Kinder verstehen die Gefahren im Strassenverkehr immer besser wahrzunehmen. «Damit Kinder lernen den Schulweg  selbstständig  zurückzulegen, sollten die  Eltern sie lange vor dem Eintritt in den Kindergarten im  Quartier oder im Dorf beobachtend begleiten.», rät Hüttenmoser. Dabei braucht es ein Verständnis der Erwachsenen dafür, wie Kinder ihre Umwelt wahrnehmen und welche Kompetenzen sie im welchen Alter in der Regel schon oder noch nicht haben.

Kinder sind spontan - auch auf dem Schulweg

Eltern wären froh, wenn Kinder auf dem Schulweg vor allem an Verkehrsregeln denken würden. Doch Kinder sind verspielt und spontan. Sie hopsen auf dem Trottoir rum und sammeln Schätze, die auf dem Weg liegen. Sehen sie einen Freund auf der anderen Seite der Strasse, wollen sie schnell bei ihm sein. Die Autos auf der Strasse sind dann manchmal vergessen.

Was Kinder im welchen Alter können und was nicht

  • mit 6 Jahren können Kinder Geräusche zuverlässig verorten, seine Gefahren einschätzen ab ca. 8 Jahren
  • mit 7 Jahren können Kinder rechts und links unterscheiden
  • mit 8 Jahren können Sie Ihre Bewegungen sofort abbrechen (z.B. Rennen)
  • mit 9 Jahren können Kinder Distanzen richtig einschätzen
  • mit 10 Jahren kann das Kind Geschwindigkeiten korrekt einschätzen
  • mit 12 Jahren können Kinder situativ entscheiden und eine nötige Regelabweichung im Verkehr erfassen (z.B. kaputte Ampel)

Kinder werden leicht übersehen

Verspieltheit und Spontanität sind nicht die einzigen Gründe, warum Kinder im Strassenverkehr besonders gefährdet sind. Auch ihre geringe Körperhöhe spielt eine Rolle. Weil sie klein sind, werden sie auf dem Schulweg leicht von Autofahrern übersehen. Gleichzeitig können sie den Strassenverkehr schlechter als Erwachsene überblicken. «Stehende und fahrende Autos sind für sie eine Sichtbehinderung», darauf weist der Schweizer Fachverband für Fussgänger hin. Darüber hinaus benötigen Kinder aufgrund ihrer kurzen Beine mehr Schritte als Erwachsene, um eine Fahrbahn zu überqueren. Hören Grundschulkinder ein Motorengeräusch, wissen sie noch nicht immer sicher, aus welcher Richtung es kommt. Sie können auch oft nicht einschätzen, wie lange ein Fahrzeug braucht, bis es vorbei fährt. Deshalb warten Kinder manchmal lange am Trottoirrand, um ein Auto passieren zu lassen, das Erwachsenen noch sehr weit entfernt scheint. Andere Kinder rennen über die Strasse, obwohl ein Auto schon gefährlich nahe ist.

Sicher auf dem Schulweg: Sechs Tipps für Eltern

1 Lassen Sie Ihr Kind zu Fuss gehen

Aus Sorge vor dem Strassenverkehr bringen immer mehr Eltern ihre Kinder per Auto zur Schule. «Jedes 10. Kind wird chauffiert, Tendenz steigend. In zentrumsnahen Gebieten sowie in einkommensstarken Gemeinden sind es gar bis zu einem Drittel», berichtet der Verkehrsclub der Schweiz (VCS). Doch trotz aller Gefahren im Strassenverkehr erweisen Mütter und Väter mit dem Elterntaxi ihren Kindern vielleicht einen Bärendienst. «Kinder, die sich nicht genügend Verkehrskompetenz aneignen können, tragen ein grösseres Risiko zu verunfallen», warnt der VCS. Darüber hinaus sorgen Eltern mit ihren Autos vor vielen Schulen für Verkehrschaos, das neue Gefahrensituationen für Schüler birgt. Mit dem Auto zur Schule gebracht zu werden, schadet auch der Gesundheit von Kindern. Ihnen fehlt die Bewegung, die den Kreislauf in Schwung bringt, und der Sauerstoff, den sie brauchen, um sich in der Schule gut konzentrieren zu können.

Lieber zu Fuss git aber auch als sichere Variante auf einem Schulweg, der alleine bewältigt wird. Auf dem Velo oder dem Trotti verunfallen Kinder wesentlich häufiger.

2 Wählen Sie den sichersten Schulweg, nicht den kürzesten

Welchen Weg soll das Kind gehen? Eine ruhige Strasse ohne Bürgersteig entlang zu gehen, kann risikoreicher sein, als an einer stark befahrene Strasse auf dem Trottoir zu laufen. Und eine Strasse mit viel Verkehr zu überqueren, kann weniger gefährlich sein, als eine ruhige Strasse zu kreuzen, wenn der Strassenübergang gut gesichert ist – durch Zebrastreifen, Ampeln und Schülerlotsen zum Beispiel. Der beste Weg ist also nicht immer der sicherste. Will das Kind mit Freunden zusammen zur Schule laufen, ist es sinnvoll, mit den Eltern auf einen möglichst sicheren gemeinsamen Wegverlauf festzulegen.

Kinder sind auf dem Schulweg spontan
Kinder denken auf dem Schulweg nicht immer an die Verkehrsregeln. (Foto: zVg/Christine Bärlocher)

3 Üben Sie bereits in den Ferien den Schulweg

Wichtig für die Verkehrssicherheit ist es, mit dem Kind schon vor Schulbeginn den Schulweg abzugehen und zu üben. Wer dabei sein Kind oft auf fehlerhaftes Verhalten hinweist, demotiviert es allerdings. Besser ist es, selbst ein gutes Vorbild zu sein und das eigene Verhalten zu beschreiben und damit bewusst zu machen. «Wir überqueren die Strasse stets an der Ampel», «Am Fussgängerstreifen warten wir, bis alle Autos stehen!», «Wir halten an der Bordsteinkante und schauen links-rechts-links, ob ein Auto kommt». «Sollte Ihr Kind einmal in eine Notsituation geraten, sind «Rettungsinseln» wertvoll», so der VCS. «Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wo es in der Nähe Hilfe holen kann, zum Beispiel bei der Kassiererin des Dorfladens oder bei einem Haus, wo das Kind klingeln kann.»

4 Stellen Sie Fragen

Kindern macht es Spass, Fragen, die mit «Was machst du, wenn ...?» beginnen, zu beantworten. Solche Fragen, die den Schulweg betreffen, regen das Kind an, gedanklich durchzuspielen, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt und welche Regeln es beachten muss. «Was machst du, wenn du plötzlich deine Freunde auf der anderen Strassenseite siehst?», «Was machst du, wenn die Ampel auf Grün schaltet und du noch ein paar Schritte bis zur Strasse hast?», «Was machst du, wenn Du schon lange an der Strasse warten musst und immer noch viele Autos kommen?»

5 Sorgen Sie für helle Kleidung

«Nachts haben Fussgänger und Radfahrer ein dreimal höheres Unfallrisiko als am Tag. Bei Regen, Schnee und Blendung kann es sich sogar bis auf das Zehnfache erhöhen», erklärt die Beratungsstelle für Unfallgefahren (bfu). Deshalb muss die Kleidung so hell sein, dass Autofahrer das Kind gut erkennen können. Reflektoren an der Jacke und am Schulthek sorgen besonders gut für Sichtbarkeit. Viele Schweizer Kinder tragen deshalb auch eine leuchtende Sicherheitsweste auf dem Weg zur Schule.

6 Schicken Sie Ihr Kind rechtzeitig los

Sehr viel für Sicherheit im Strassenverkehr ist bereits getan, wenn Eltern darauf achten, dass ihr sich Kind früh genug auf den Weg zur Schule macht. Stellen Sie sich vor, das Kind startet erst spät … In diesem Fall wird es Sorge haben, zu spät zum Unterricht zu kommen. Es geht schnell, vielleicht rennt es sogar. Wird es an der Strasse sich die Zeit nehmen, genau zu schauen, ob der Weg frei ist? In der Hektik ist die Gefahr, dass das Kind nicht gut auf den Strassenverkehr achtet, viel höher, als wenn es langsam zur Schule schlendern kann.

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Sicher zur Schule – der Ratgeber für besorgte Eltern

Der Schuleintritt ist nicht nur für die Kinder ein Meilenstein, sondern auch für die Eltern. Sie müssen Verantwortung abgeben und sich mit der Frage des Schulwegs auseinander setzen. Der Ratgeber von Fussverkehr Schweiz beantwortet kompetent Ihre Fragen.

www.schulweg.ch

von Sigrid Schulze

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