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Wie viel Kinder trinken müssen

Trink mal was! Anne schiebt ihrem Sohn ein Glas Wasser zu. «Nööö, keinen Durst», brummelt er – wie meistens. Die Mutter ist besorgt. Kinder brauchen viel Flüssigkeit, weiss sie. Doch: Wieviel ist viel? Wie lässt sich ein Kind motivieren, ausreichend zu trinken?

Kinder sollten viel Wasser trinken.
Kinder sollten viel trinken, vor allem Wasser. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Flüssigkeit: Auch Kinder müssen viel trinken

In der Tat: Trinken ist wichtig. In der Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), die die wichtigsten Grundsätze einer sinnvollen Ernährung veranschaulicht, nimmt das Trinken den grössten Raum ein.

Das hat seinen Grund: Erhält der Körper zu wenig Flüssigkeit, verdickt sich das Blut. So fliesst es nur langsam durch den Körper. Muskeln und Gehirn erhalten dadurch zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe. Was passiert, kennen wir alle. Wir werden schlapp und können uns nur noch schlecht konzentrieren. «Durch Wassermangel kommt es zu körperlichen und geistigen Leistungseinbussen», erklärt Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) in Bonn.

Bei Kindern kann dieser Effekt besonders schnell einsetzen. Der Grund: «Der menschliche Körper besteht bei Säuglingen zu 70 Prozent, bei Erwachsenen dagegen nur zu etwa 50-60 Prozent aus Wasser», sagt Dr. Ute Alexy, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund. «Kinder haben im Verhältnis zu ihrer Körpergrösse also einen wesentlich höheren Bedarf an Flüssigkeit als Erwachsene.»

Wie viel Kinder trinken sollten

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE empfiehlt im Merkblatt «Ernährung von Kindern» folgende Mindest-Trinkmengen:

Alter Mindest-Trinkmenge
1 Jahr 6 dl
2-3 Jahre 7 dl
4-6 Jahre 8 dl
7-9 Jahre 9 dl
10-12 Jahre 1 l

Der Bedarf an Flüssigkeit ist von Kind zu Kind verschieden – und er kann sich auch von Tag zu Tag verändern. Äussere Einflussfaktoren sind zum Beispiel körperliche Aktivität und das Wetter. So können Kinder an heissen Sommertagen bis zu doppelt so viel Durstlöscher benötigen wie an kühleren Tagen. Kein Wunder: Zeigt sich die Sonne am Himmel in voller Pracht, schwitzt der Körper besonders viel Flüssigkeit aus, um sich abzukühlen.

Welche Durstlöscher sinnvoll sind

Viel sollen Kinder also trinken – fragt sich nur: Wie lassen sich Kinder dazu animieren? Klar, am liebsten trinken Jungen und Mädchen, wenn das, was ins Glas gefüllt wird, süss ist. Doch vor süssen Getränken wird gewarnt. «Süsse Getränke sind ungeeignete Durstlöscher, weil sie viel Zucker und somit leere Kalorien enthalten und dazu führen, dass sich Kinder an den süssen Geschmack gewöhnen. Ausserdem ist die Energiezufuhr beträchtlich und das Karies-Risiko steigt», sagt Steffi Schlüchter, dipl. Ernährungsberaterin HF von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE.

Kinder trinken lieber mit Strohalm.

Kinder trinken lieber, wenn ein Strohhalm dabei ist.

Selbst Milch zählt nicht zu den Durstlöschern. Milch gilt nicht als Getränk. Weil Milch viel Energie und andere Nährstoffe wie Calcium und Eiweiss enthält, ordnen Ernährungsexperten sie als Lebensmittel ein.

Der beste Durstlöscher ist und bleibt Wasser. «Von Wasser kannst Du nie genug kriegen: Trinke zu jeder Mahlzeit und auch zwischendurch davon. Mach Wasser zu Deinem Lieblingsgetränk. Es ist besser und erfrischender als gesüsste Getränke», rät Steffi Schlüchter von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE Kindern. Und Eltern empfiehlt sie: «Geben Sie Wasser den Vorzug vor Süssgetränken oder künstlich gesüssten Light-Getränken. Zur Abwechslung eignen sich ungesüsster Früchte- und Kräutertee und verdünnter Fruchtsaft.» Unverdünnt haben auch Fruchtsäfte einen relativ hohen Zuckeranteil. Apfelsaft (100 Prozent Frucht) enthält durch seinen Fruchtzucker ebenso viel Zucker und Kalorien wie Cola.

So lassen sich Kinder motivieren, viel zu trinken

  • Immer aus dem Glas trinken, das finden Kinder langweilig. Spannender ist es, mal direkt vom Wasserhahn, mit dem Strohhalm aus der Schüssel oder aus dem bunten Becher zu schlürfen. Als besonders cool gilt es, aus der Flasche zu trinken. Das ist in den meisten Familien zwar nicht erlaubt, doch können Ausnahmen an besonders heissen Tagen die Regel bestätigen, oder?
  • Eltern sollen vorleben, was sie von ihren Kindern erwarten. Darauf weist die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE hin. «Kinder lernen weniger durch Vorschriften und Verbote als durch das Vorbild der Eltern.»
  • Gewohnheiten machen das Trinken selbstverständlich. Und zu diesen Ritualen gehört die Regel: Zu jeder Mahlzeit gehört ein Getränk. Gut, wenn Kinder diese Regel von Anfang an - schon im späten Säuglingsalter - lernen. «Wie Studien zeigen, verdirbt das Glas Wasser am Mittagstisch durchaus nicht den Appetit», erklärt Dr. Ute Alexy.
  • Will das Kind gar nicht trinken? Wasserreiches Obst und Gemüse kann helfen. So enthalten zum Beispiel Wassermelonen und Gurken besonders viel Flüssigkeit.

 

Weitere Informationen zum Thema Kinder und Trinken

Merkblatt Ernährungsempfehlungen für Kinder der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung: www.sge-ssn.ch

Die Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE: www.sge-ssn.ch

Broschüre der Gesundheitsförderung «Gesüsste Getränke machen Ihr Kind dick» unter www.gesundheitsfoerderung.ch

 

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