Kinder im Spital: Aufenthalt gut vorbereiten
Eine Blinddarmentzündung oder ein Sturz vom Klettergerüst: Der Schrecken ist gross, wenn ein Kind so krank ist, dass es im Spital behandelt werden muss. Die meisten brauchen die Begleitung ihrer Eltern, die ihnen die Angst nehmen. Unsere Autorin erklärt, wie Sie die Betreuung organisieren und den Aufenthalt der Kinder im Spital vorbereiten können.
Dürfen Eltern das Spital für ihre Kinder aussuchen?
In der gesamten Schweiz besteht für alle obligatorisch Grundversicherten eine freie Spitalwahl. Eltern dürfen das Spital, in dem Ihr Kind behandelt werden soll, frei wählen. «Unserer Erfahrung nach ist aber eine allgemeine Zusatzversicherung für die Behandlung in allen Spitälern der Schweiz sinnvoll», sagt Netty Fabian, Vorstand des Vereins «Vorstand Kind+Spital». Seit der Einführung der Fallpauschalen sei die freie Spitalwahl zwar durch die Grundversicherung garantiert. «Sollten die Behandlungskosten im ausserkantonalen Spital allerdings höher sein als im Spital des Wohnkantons, dann ist eine volle Kostenübernahme nicht garantiert.»
Wie können Sie Ihre Kinder auf den Klinik-Aufenthalt vorbereiten?
Das Kind ist vom Stuhl gefallen, hat sich die Hand verbrannt oder schreit wegen Ohrenschmerzen. In solchen Fällen wird ein Spitalaufenthalt sehr plötzlich notwendig. Nicht nur die Eltern sind dann aufgeregt, auch das Kind. Haben Eltern mit ihrem Kind im Alltag immer wieder einmal über Krankheit, Unfall und Spital gesprochen, ist es bereits gut vorbereitet. Bilderbücher veranschaulichen kindgerecht die Abläufe im Spital. Wenn Kinder im Spital sind, kommen ihm die Abläufe nicht allzu fremd vor.
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Kinder im Spital: Was gehört in die Klinik-Tasche?
Packen fürs Kind:
- Impfausweis, Röntgenbilder, Vorsorgeheft
- Versicherungskarte
- Eintrittsformular
- Kleidung / Hausschuhe
- Toilettenartikel
- Kuscheltier/Nuschi/Lieblingsspielzeug
- Kinderbücher
- CD-Player mit Kinderliedern und Geschichten
- Fürs Baby: Spieluhr, Baby-Schlafsack
Packen für Mutter/Vater:
- Bequeme Kleidung / Finken
- Notizheft, Stifte
- Geld für Kiosk, Esswaren, Getränke etc.
- Toilettenartikel
- Evtl. eigene Medikamente
Wie viel Betreuung brauchen Kinder im Spital durch die Eltern?
«Aus kinderrechtlicher Sicht ist die Anwesenheit eines Elternteils (abhängig vom Alter und Wunsch des Kindes) nicht zu diskutieren», sagt Netty Fabian. «Zumal es sich beim Spitalaufenthalt um ein kritisches Lebensereignis handelt und bei jüngeren Kindern die Gefahr einer Traumatisierung des Kindes durch die Trennung von den primären Bezugspersonen besteht.» Eltern sollten versuchen, so viel Zeit wie möglich bei ihren Kindern im Spital zu verbringen. Wichtig ist vor allem, dass sie ihr Kind zu den Untersuchungen begleiten, um ihm beizustehen, und mit dem Arzt die Therapie zu besprechen. Oft ergeben sich lange Wartezeiten, die sich mit Spielen und Vorlesen füllen lassen. Das Lieblings-Kuscheltier gibt dem Kind Sicherheit. Ältere Kinder und Jugendliche sind eventuell nicht mehr auf die ständige Anwesenheit von Mama und Papa angewiesen. Eltern sollten mit dem Kind besprechen, wie viel Begleitung ihnen gut tut.
Dürfen Eltern ihr Kind bis in den Operationssaal begleiten?
Vor allem, wenn es auf die Operation zu geht, braucht das Kind ein Elternteil, das es tröstet und beruhigt. Sinnvoll ist es im Vorfeld mit dem Krankenhaus abzusprechen, wie der Ablauf bis zur Operation vonstatten geht. Manche Narkoseärzte geben eine Creme mit, die Eltern schon zu Hause auf den Handrücken des Kindes auftragen können. Sie macht die Haut für das Anlegen der Infusion unempfindlich. Im Spital bekommt das Kind ein Narkosehemd und einen Sirup. Durch das Trinken des Sirups wird das Kind müde und schläfrig. In vielen Spitälern können Eltern bei geplanten Operationen so lange bleiben, bis ihr Kind in Narkose ist. Andere Spitäler dagegen argumentieren, dass Kinder ohne Eltern im Operationssaal ruhiger seien. Dort müssen sich die Eltern vor dem Operationssaal von ihrem Kind trennen.
Werden Eltern von der Arbeit frei gestellt, um ihr Kind im Krankenhaus zu betreuen?
«Der Arbeitgeber hat Arbeitnehmern mit Familienpflichten gegen Vorlage eines ärztlichen Zeugnisses die zur Betreuung kranker Kinder erforderliche Zeit im Umfang bis zu drei Tagen freizugeben», so lautet Artikel 36 Absatz 1 des Arbeitsgesetzes. Drei Tage aber sind nicht viel, wenn das Kind eine Woche im Spital verbringt und sich danach zu Hause auch erholen muss. Netty Fabian erklärt: «Alle weiteren Tage sind Zugeständnisse des Arbeitgebers, die aber zum Teil recht grosszügig gehandhabt werden.» Über Lohnfortzahlungen macht das Arbeitsgesetz keine Aussagen. «Viele Eltern müssen daher Ferientage und unbezahlte Urlaubstage beziehen, wenn ihr Kind im Spital ist», weiss Netty Fabian. «Bei finanziellen Härtefällen springen Stiftungen oder Sonderfonds der Spitäler ein, die durch die Sozialberatung des jeweiligen Spitals vermittelt werden.»
Dürfen Eltern im Spital mit übernachten?
In Kinderspitälern und Kinderabteilungen können Eltern rund um die Uhr bei ihrem Kind sein. Dort zu übernachten, ist ebenfalls fast überall möglich. Kinderspitäler stellen in der Regel Liegebetten für die Mutter oder den Vater bereit, die sich am Abend unkompliziert ins Zimmer schieben lassen. «Die Infrastruktur der zum Teil alten Kliniken hinkt allerdings teilweise stark hinterher», klagt Netty Fabian.
Informationen zu den Angeboten und Kosten in den einzelnen Kliniken finden Sie in der Spitaldatenbank von «Kind+Spital»:
Wie viel Besuch tut gut?
«Vor allem bei einem längeren Spitalaufenthalt wird Ihr Kind die Familie, Freunde oder Klassenkameraden vermissen», betont der Verein «Kind-Spital». Kinder brauchen Besuch, doch zu viel überfordert – und belastet auch andere kranke Kinder, die im Zimmer untergebracht sind. Gut, wenn nicht alle Freunde gleichzeitig kommen, sondern sich das Kind jeden Tag auf einen Besuch freuen kann. In den meisten Krankenhäusern dürfen Angehörige das Kind jederzeit besuchen, die Öffnungszeiten für andere Gäste sind dagegen begrenzt.
Wie lange bleiben Kinder im Spital?
Laut Bundesamt für Statistik blieben im Jahr 2012 ein- bis fünfjährige Kinder durchschnittlich 4,5 Tage im Spital, 11- bis 15jährige 8,8 Tage. Über alle Altersgruppen hinweg dauerte die Hälfte der Spitalaufenthalte allerdings nur weniger als drei Tage. Besonders häufige Gründe für sind Entzündungen der Bronchien, Verletzungen innerhalb des Schädels, chronische Krankheiten der Gaumenmandeln und Blinddarm-Entzündungen.