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Ihr Kind kann sich nur schwer konzentrieren? Diese Übungen helfen

Springen, lachen, flitzen – aber nicht still sitzen. So manchem Kind fällt es schwer, sich in der Schule oder daheim auf eine Aufgabe zu konzentrieren und ist schnell abgelenkt. Doch dahinter steckt nur selten eine Konzentrationsschwäche oder gar ADHS oder ADS. Die Ursache liegt mehr in unserer Umwelt. Aber: Konzentration lässt sich üben und fördern. Wir stellen spielerische Übungen für Kinder vor fürs Konzentrationstraining zu Hause. 

Kleiner Junge hat keine Lust auf Hausaufgaben
Ufzgi? Nein, danke! Sich mit voller Konzentration einer Aufgabe zu widmen, fällt nicht jedem Kind leicht. Bild: Nadezhda1906, Getty Images Plus

Konzentrationsübungen für Kinder: Tipps und Infos

  • Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind an einer Konzentrationsschwäche leidet. Laut Experten kommt eine solche Konzentrationsschwäche jedoch nur selten vor. Dass sich viele Kinder nur schwer auf eine Aufgabe einlassen könne, liege mehr an der Umwelt und an einer geringen Anstrengungsbereitschaft. Mehr dazu. 
  • Ob Ihr Kind tatsächlich an einer Konzentrationsschwäche oder auch ADHS oder ADS leidet, können nur Experten beurteilen. Mehr Details zur Diagnose.
  • Konzentration kann man üben - auch zu Hause. Wir zeigen Ihnen hier spielerische Übungen für zu Hause. Zu den Konzentrationsübungen. 

Kinder lieben Bewegung, sind quirlig und energiegeladen. Manchmal macht es den Anschein, als ob sie gar nicht stillsitzen könnten. Dabei lassen sie sich gern auf Spiele oder Bücher ein und vertiefen sich darin. Doch in der Schule oder daheim beim Lernen und Hausaufgaben machen, entsteht oft der Eindruck, dass sich das Kind nicht lange auf eine Aufgabe fokussieren kann. Da taucht bei Eltern schon einmal die Frage auf, ob das Kind an einer Konzentrationsschwäche leidet.

Konzentrationsschwäche? Mein Kind kann sich nicht konzentrieren!

Eine richtige Konzentrationsschwäche bei Kindern liegt laut Dr. Helmut Weyhreter, Therapeut für Kinder und Jugendliche an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Ulm, nur selten vor. Oft handle es sich um gering ausgeprägte Anstrengungsbereitschaft oder gar um Vermeidungsverhalten und nicht um Probleme mit der Konzentration. Viele Kinder würden im Unterricht und bei den Hausaufgaben nur widerwillig Herausforderungen annehmen, möglichst rasch aufhören oder gar nicht erst anfangen, so der Experte. Auch häufige Unterbrechungen der jeweiligen Aufgabe sind in solchen Fällen nicht selten.

Konzentrationsschwäche bei Kindern: Umwelt als Ursache

Der Grund dafür, dass Kinder sich schnell ablenken lassen, sieht Weyhreter in der heutigen Technik. Mit dem Medienangebot, das den Kindern heutzutage zur Verfügung stehe, müssen sie sich nicht gross anstrengen, um etwas Aufregendes zu sehen oder zu erleben. «Was fehlt, ist letztlich nicht Konzentration, sondern die Fähigkeit zu warten, Bedürfnisse aufzuschieben und Misserfolge auszuhalten – also wichtige Aspekte von Selbstdisziplin.»

Die Fähigkeit, Konzentration gezielt einzusetzen, sich also auf eine Aufgabe zu fokussieren, will gelernt sein. Je schnelllebiger und lauter unsere Umwelt wird und je mehr Eindrücke auf Ihr Kind einprasseln, desto schwieriger wird es für den Nachwuchs, sich zu konzentrieren. Wie so häufig gilt: Je früher Ihr Kind lernt, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, desto besser. Wer im Kindesalter damit begonnen hat, sich regelmässig zu fokussieren, kann immer wieder darauf zurückgreifen. 

Konzentrationsschwäche bei Kindern erkennen

Bei einer Konzentrationsschwäche ist das betroffene Kind dauerhaft nicht fähig, sich von anderen Reizen abzuschirmen, um den Fokus konzentriert auf eine bestimmte Sache zu legen. Bei einer Konzentrationsstörung ist es vorübergehend nicht fähig, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Konzentrationsstörungen können unterschiedlich stark ausfallen.Das betroffene Kind kann den Fokus nicht lange auf eine Arbeit legen, lässt sich schnell ablenken oder hat Mühe, zwischen wichtigen und unwichtigen Sachen zu unterscheiden. Ab wann genau es sich medizinisch um eine Schwäche oder Störung der Konzentration handelt, ist nicht genau definiert.

Hinter einer Konzentrationsschwäche bei Ihrem Kind können verschiedene Ursachen stecken. Um die Konzentration richtig steigern und mit einer passenden Übung fördern zu können, sollte vorher abgeklärt werden, was die Konzentrationsschwäche auslösen. Die Konzentration beeinflussen können zum Beispiel ein hoher Fernsehkonsum, Stress, zu wenig Schlaf, Medikamente oder Krankheiten wie ADHS.

Konzentrationsschwäche: ADHS oder ADS als Ursache?

Unkonzentriert und leicht ablenkbar, quirlig bis zappelig, impulsiv und manchmal bockig - so beschreibt das Portal adhs.ch Kinder, die an ADS oder ADHS leiden. Ob hinter der Konzentrationsschwäche Ihres Kindes eine Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts)-Störung steckt, können nur Experten beurteilen.

Mehr zum Thema ADHS finden Sie in diesem Artikel

Kinderfüsse beim Balancieren auf Schwebebalken
Macht Spass und fördert die Konzentration: Balancieren kann man schon mit kleinen Kindern. Bild: GettyImages Plus, Saskia Moll

Mit Kindern Konzentration üben: Übungen für zu Hause

Ja, man kann! Es gibt viele spielerische Übungen zu den Bereichen Konzentration und Aufmerksamkeit, die in den Familienalltag integriert werden können. Wir stellen fünf schöne Konzentrationsübungen vor, die Eltern zu Hause mit ihren Kindern machen können. Wichtig ist: Stellen Sie keine zu hohen Anforderungen an Ihr Kind. Bedenken Sie, dass sich Kinder bis zu sieben Jahren maximal 15 Minuten am Stück konzentrieren können, Kinder bis zwölf Jahre etwa 20 Minuten. 

5 spielerische Konzentrationsübungen für Kinder

Diese Übungen können Sie zusammen mit Ihrem Kind zu Hause durchführen. Für volle Konzentration sollte eine Umgebung mit möglichst wenig Ablenkung geschaffen werden, der Nachwuchs ausgeschlafen sein und keine innere Unruhe oder Stress haben. 

1 Training fürs Gehirn: Ich packe meinen Koffer

Der Klassiker, den sie unterwegs mit Ihrem Kind spielen können, um seine Konzentrationsfähigkeit zu fördern. Besonders geeignet ist die Aktivität für lange Auto- oder Bahnfahrten. Die erste Person beginnt zum Beispiel mit «Ich packe meinen Koffer und nehme mit… eine Sonnenbrille». Die zweite Person packt eine weitere Sache in den Koffer: «Ich packe meinen Koffer und nehme mit… eine Sonnenbrille, ein Handtuch, ...». Jede Person muss immer eine Sache hinzufügen, aber es gleichzeitig schaffen, jeden zuvor genannten Gegenstand im Koffer in der richtigen Reihenfolge aufzusagen.

2 Fokus auf eine Geschichte legen: (Vor-)Lesen

Um eine Geschichte zu verstehen, müssen sich Kinder konzentrieren. Schon das Vorlesen fördert die Konzentration, beim selber lesen darf man sich noch viel weniger ablenken lassen und muss konzentriert bleiben, um das auch Gelesene verstehen zu können. Um die Motivation zum selber lesen zu steigern, kann man mit dem Vorlesen auch zwischen den Eltern und dem Kind abwechseln. 

3 Nachdenken: Den Tag erzählen

Eine tolle Übung für die Zeit vor dem Einschlafen: Erzählen, was am Tag passiert ist. Und zwar rückwärts. Spielerisch verpackt von «gerade eben bis heute morgen». Tipp: Um die Schwierigkeit und das Lachtraining zu steigern, so detailliert wie möglich über den Alltag erzählen. Das macht nicht nur dem Kind Spass, sondern auch den Erwachsenen. 

4 Motorisches Training: Balancieren

Egal, ob Sie mit Ihrem Kind draussen an der frischen Luft mit dem ganzen Körper auf einer Mauer, auf einem umgefallenen Baum balancieren oder Gegenstände auf dem Kopf, den Füssen oder Fingern transportieren: Diese Übung benötigt maximale Fokussierung und fordert Gehirn und Motorik gleichermassen. Tipp für Kinder ab vier Jahren: Slacklinen im Garten oder nahe gelegenen Park. Das Balancieren auf dem Band ist nicht nur gut für das Gleichgewicht, sondern verbessert auch die Konzentrationsfähigkeit sowie die Koordination des Körpers. 

5 Sinne schärfen: Kinderyoga 

Kinder-Yoga eignet sich für grosse wie kleine Kinder gut, um zur Ruhe zu kommen und sorgt zudem eine bessere Konzentration. Nebst der Entspannung, die diese Übung mit sich bringt, soll Ihr Kind seinen Körper ausprobieren können. Zusätzlich zu der Konzentrationsfähigkeit kann der Nachwuchs dabei auch die Muskeln stärken, die Bänder dehnen und den Gleichgewichtssinn trainieren. Nach einer Reihe von mit Geschichten angeleiteten Bewegungen folgt eine Ruhephase, in der das Kind Konzentration üben kann. Bei YouTube gibt es verschiedene Mitmach-Videos zum Kinder Yoga, wie zum Beispiel das von Kiana und Emilia.

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