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Schüsslersalze: Alternative Behandlung von Alltagskrankheiten

Wie schön wäre es, für die alltäglichen Beschwerden und Krankheiten der Familie ein Rezept zu haben, das leicht anwendbar ist, ohne Nebenwirkungen. Viele Menschen glauben, dass Schüsslersalze genau diese Wünsche erfüllen. Doch wissenschaftliche Belege fehlen.

Schüsslersalze
Schüsslersalze sind natürliche Heilmittel, die einen Mangel von Mineralstoffen in Körperzellen ausgleichen. Bild: Aleksandr Ermolaev

Schüsslersalze, homöopathisch aufbereitete Mineralstoffe in Milchzuckertabletten gepresst, verkaufen sich sehr erfolgreich. Es gibt kaum eine Schweizer Apotheke oder Drogerie, die keine Schüsslersalze anbietet und bewirbt. Denn Schüsslersalze haben einen grossen Reiz. Die zwölf Basissalze versprechen Hilfe bei alltäglichen Beschwerden und Krankheiten – ohne Nebenwirkungen, ohne Überdosierung, harmlos auch für Schwangere.

Was Schüsslersalze sind

Schüsslersalze sind alternativmedizinische Präparate von Mineralsalzen, die in hohen Potenzen durch Schütteln, Reiben und Zerkleinern stark verdünnt wurden. «D6» oder «D12» sind die Standardpotenzen. Die Aufschrift «D6» zeigt eine sechsmalige Verdünnung des Wirkstoffs im Verhältnis «eins zu zehn» an. Daraus ergibt sich bereits eine Verdünnung der Ausgangssubstanz von eins zu einer Million. Eine D12-Potenz wurde sogar zwölf Mal in der Relation «eins zu zehn» verdünnt. Der Anteil der Ausgangssubstanz im Endprodukt ist also am Ende noch weitaus geringer.

Von der Suche nach einer übersichtlichen Heilmethode

Schüsslersalze gehen auf den Allgemeinmediziner Wilhelm Heinrich Schüssler (1821-1898) zurück. Schüssler, der auch als Homöopath arbeitete, fand die hohe Anzahl homöopathischer Mittel zu unübersichtlich. Er suchte nach einer Methode, die mit weniger Mitteln auskommen konnte. Ausgehend von der Theorie, dass Krankheiten durch Störungen des Mineralhaushaltes der Körperzellen entstehen, entwickelte er die Therapie mit zwölf Mineralsalzen, die notwendig für die Leistungsfähigkeit der Körperzellen sind. In potenzierter Form, so seine Annahme, können sie die Schutzhüllen der Zellen durchdringen und sie wieder zum guten Funktionieren veranlassen. Die weiteren Mineralstoffe, die ebenfalls für den Körper von Bedeutung sind und nach Schüsslers Tod entdeckt wurden, heissen Ergänzungsmittel.

Schüsslersalze: Methode nicht gesichert

Vor allem Heilpraktiker empfehlen Schüsslersalze, um Beschwerden zu lindern und Krankheiten zu heilen. Und viele Menschen, die Schüsslersalze getestet haben, schwören auf den Heilungserfolg. Doch bis heute gibt es keinen allgemein anerkannten wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit der Schüsslersalze. All denen, die den Eindruck haben, dass Schüsslersalze ihnen lästige Beschwerden genommen haben, sind wissenschaftliche Studien zum Thema relativ gleichgültig. Wichtiger ist ihnen ihr subjektives Empfinden. Hier spielt möglicherweise der Placebo-Effekt bei der Wirkung der Schüsslersalze eine Rolle.

Wer Schüsslersalze testen möchte, findet hier eine Übersicht, in welchen Bereichen die einzelnen Salze helfen sollen.

Nr. 1 Calcium fluoratum:
Bindegewebe, Gelenke, Haut
Anwendbar zum Beispiel bei rissiger Haut, Hornhautbildungen, Zahnerkrankungen, Gewebserschlaffung, Krampfadern und Hämorrhoiden.

Nr. 2 Calcium phosphoricum:
Knochen, Zähne
Anwendbar zum Beispiel bei Störungen der Zahn- und Knochenbildung und schlecht heilenden Knochenbrüchen.

Nr. 3 Ferrum phosphoricum:
Immunsystem
Anwendbar zum Beispiel bei Entzündungen und frischen Wunden, Quetschungen, Verstauchungen und Blutungen.

Nr. 4 Kalium chloratum:
Schleimhäute
Anwendbar zum Beispiel bei Heiserkeit, Keuchhusten, Mittelohrkatarrh, Augenentzündung und Sehnenscheidenentzündung.

Nr. 5 Kalium phosphoricum:
Nerven, Psyche
Anwendbar zum Beispiel bei Schlaflosigkeit, Erschöpfungszuständen des Körpers und Geistes, Gedächtnisschwäche, Herzschwäche, Muskelschwäche und Lähmungsgefühl.

Nr. 6 Kalium sulfuricum:
Entgiftung (Entschlackung)
Anwendbar zum Beispiel bei Entzündung, Katarrhen mit gelblich-schleimiger Absonderung, Schnupfen (gelbschleimigem Fliessschnupfen) und Husten.

Nr. 7 Magnesium phosphoricum:
Muskeln, Nerven
Anwendbar zum Beispiel bei Krämpfen, Magen-, Gallen- und Nierenkolik.

Nr. 8 Natrium chloratum:
Flüssigkeitshaushalt
Anwendbar zum Beispiel bei Blutarmut, Tränen- und Speichelfluss, bei wässrigem Nasenkatarrh und Bläschenausschlag.

Nr. 9 Natrium phosphoricum:
Stoffwechsel
Anwendbar zum Beispiel bei Rheuma, Ischias, Gelbsucht und Nierenentzündung.

Nr. 10 Natrium sulfuricum:
Innere Reinigung (Ausscheidung)
Anwendbar zum Beispiel bei Schnupfen, Grippe, Gallenstauung, Leberbeschwerden, Verstopfung, Durchfall und Rheuma.

Nr. 11 Silicea:
Haare, Haut, Bindegewebe
Anwendbar zum Beispiel bei Erschöpfung, Drüsenvereiterungen, Arterienverkalkung, Zahngeschwüren, Gerstenkorn, Überbein, Hautjucken, Haarausfall.

Nr. 12 Calcium sulfuricum:
Gelenke
Anwendbar zum Beispiel bei Eiterungen und Abszessen, Rachitis, Blasen- und Nierenentzündungen.

 

Schüsslersalze einnehmen

Schüsslersalze

Wie es geht: Die Tabletten unter der Zunge auflösen lassen. Für Säuglinge die Tabletten mit etwas abgekochtem Wasser auflösen und mit einem Löffel verabreichen.

Was bei Unverträglichkeiten zu tun ist: «Für Menschen, die keinen Milchzucker vertragen, gibt es die Schüssler-Salze auch als Globuli und in Tropfenform», erklärt der Schuessler Verein Schweiz. «Von den Globuli entsprechen 5 Globuli = 1 Tablette, von den Tropfen sind es auch 5 Tropfen.» Diabetiker müssen die Menge des Zuckers in ihrem Tages-Diätplan berücksichtigen.

So lange werden Schüsslersalze eingenommen: Schüsslersalze werden so lange eingenommen, bis die Symptome verschwunden sind.

Schüssler-Tabletten: die richtige Dosierung

Kinder bis zwölf Jahre nehmen bei akuten Beschwerden alle ein bis zwei Stunden eine Tablette, aber höchstens einen Tag lang. Anschliessend benötigen sie nur noch drei bis vier Tabletten pro Tag. Jugendliche und Erwachsene können dagegen bei akuten Beschwerden alle fünf bis 15 Minuten eine Tablette nehmen. Nach spätestens einem Tag wird die Menge auf drei bis sechs Tabletten reduziert.

Grenzen der Schüsslersalze

Auch wenn über die Wirkungsweise der Schüsslersalze immer wieder gestritten wird, ist sich in einem Punkt die Fachwelt einig: Schüsslersalze ersetzen keinen Arztbesuch! Spätestens bei schweren oder fortgeschrittenen Erkrankungen stossen Schüsslersalze sicher an ihre Grenzen.

Autor: Sigrid Schulze im Oktober 2016 / zweites Bild: 
 

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