Spagyrik für Kinder: mit Pflanzen heilen
Spagyrik. Haben Sie diesen Begriff schon gehört? Wir zuvor noch nie. Vielleicht, weil diese Alternativmedizin im Schatten ihrer «grossen Schwester», der Homöopathie, steht. Wir rücken sie ins Licht und erklären Ihnen, wie sie bei Kindern angewendet wird.
Spagyrik ist vielen kein Begriff. Doch hinter der Alternativmedizin steckt eine ganze Philosophie. Keine Wissenschaft. «Die Heilwirkung von spagyrischen Essenzen ist wissenschaftlich nicht weiter untersucht, klinische Studien fehlen», schreibt die Autorin und Umweltnaturwissenschaftlerin Ruth Jahn in ihrem Ratgeber «Kinder sanft und natürlich heilen». Der Arzneimittelhersteller Spagyros erklärt auf seiner Webseite: «Spagyrische Essenzen gehören zu den wenigen Heilmitteln, die das Selbstheilungspotenzial des Körpers anregen bzw. unterstützen können.»
Aus was ist Spagyrik?
Die sogenannte «kleine Schwester» der Homöopathie enthält rein pflanzliche Inhaltsstoffe. Diese werden beim alchemistischen Herstellungsprozess mit Hefe, Zucker und Wasser vergoren und destilliert. Das Alkohol und Wasser wird von den festen Stoffen getrennt. Die festen Stoffe werden getrocknet und verbrannt, um die Asche wieder mit dem Destillat zu vermengen. Die Essenz wird schliesslich durch rhythmisches Erwärmen und Abkühlen sowie durch Rotation «dynamisiert». Als Wirkungsträger der Spagyrika gelten deshalb nicht die jeweiligen Inhaltsstoffe, «sondern die durch das besondere Fertigungsverfahren entwickelten metaphysischen Kräfte», so Colin Goldner, klinischer Psychologe, gegenüber der Süddeutschen Zeitung in einem online Bericht.
In die Spagyrik sind diverse Gesundheitslehren eingeflossen: zum Beispiel die Säftelehre, die Lehre der vier Elemente, Alchemie sowie Astronomie und Astrologie. Letzteres ist ein Indikator dafür, dass die Spagyrik esoterisch anmutet.
Spagyrische Essenzen sind im Fachgeschäft erhältlich und können aus mehreren Pflanzenkomponenten zusammengestellt werden – in der Regel sind sie aber nur Auszüge aus einer Pflanze. Sie werden bei Kindern innerlich wie auch äusserlich angewendet.
Welche Pflanze hilft?
Akne, Hautjucken, Sonnenallergie, Ekzeme, Hautallergien, Arznei- und Waschmittelallergien
- Stiefmütterchen
- Ballonrebe, Herzdame
- Immergrün
- Buchweizen
Augenbeschwerden
- Weinraute
- Augentrost
Nachbehandlung von Kinderkrankheiten, Lebensmittelvergiftungen und Arzneimittelunverträglichkeit
- Okoubaka
Immunsystem
- Roter Sonnenhut, Purpur-Sonnenhut
- Kapuzinerkresse
- Taiga, Sibirischer Ginseng
- Bienen-Kittharz
Mund-, Rachen-, Zahnfleischentzündungen
- Küchenzwiebel
- Kamille
- Roter Sonnenhut, Kegelblume
- Bienen-Kittharz
Nervosität, Unruhe, Prüfungsangst, Stress, Konzentrationsschwäche
- Kawa-Kawa, Rauschpfeffer
- Taigawurzel, Sibirischer Ginseng
- Johanniskraut
- Alraune
Das sollten Sie bei der Anwendung von Spagyrik bei Kindern beachten
- Spagyrische Essenzen weisen einen Alkoholgehalt von rund 20 Prozent auf.
- Halten Sie sich an die empfohlene Dosierung der Apotheke oder der Drogerie.
- Bei Kindern älter als zwölf Monate können Sie die Essenz direkt in den Rachen sprühen. Dabei sollten Sie zur nächsten Mahlzeit mindestens eine halbe Stunde warten. Bei stumpfen Verletzungen, Bauchweh oder Hautproblemen können Sie den Spray äusserlich anwenden.
- Spagyrische Substanzen müssen im Dunkeln, gut beschriftet und für Kinderhände unerreichbar gelagert werden.
Das gilt es bei Babys unter einem Jahr zu beachten
Spagyrische Essenzen sollten Sie bei Kindern unter einem Jahr nur äusserlich anwenden oder auf eine spezielle Weise:
- Den Nuggi mit einem Sprühstoss aus einer Distanz von zirka 50cm benebeln.
- Auf den Finger streichen und die Lippen des Kindes damit einstreichen
- Auf die Ellenbeuge sprühen und einmassieren
- Bei Bauchweh auf den Bauch sprühen und einmassieren
- Massieren Sie die Essenz auf der Wange ein oder in den betroffenen Stellen im Mund, falls das Kind am Zahnen ist.
So dosieren Sie spagyrische Essenzen richtig
Babys bis 12 Monate: höchstens ein Sprühstoss pro Stunde (starke Beschwerden). Ansonsten drei Sprühstösse über den Tag verteilt.
Kinder von 1 bis 5 Jahren: Analog zu den Babys bis 12 Monate.
Kinder von 6 bis 12 Jahren: bis zu 4 Sprühstössen stündlich (starke Beschwerden), ansonsten 3-mal 2 Sprühstösse pro Tag.
Buchtipp: Mehr über die Spagyrik und andere Methoden der Alternativmedizin erfahren Sie im Buch «Kinder sanft und natürlich heilen» von Ruth Jahn. Die Dipl. Natw. ETH ist Umweltnaturwissenschaftlerin und freie Journalistin in den Gebieten Medizin und Gesundheit. Erschienen ist das Buch in der 2. Auflage beim Schweizerischen Beobachter 2013.