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Hilfe, Putzmittelvergiftung! Wie Sie vorbeugen und im Notfall richtig handeln

Putzmittel sind meist schön bunt – und gerade das zieht kleine Kinder magisch an. So kann es schnell zu einer gefährlichen Vergiftung kommen. Wie Sie Vergiftungen durch Putzmittel und Medikamente im Haushalt vermeiden und wie Sie reagieren sollten, wenn Ihr Kind trotzdem giftige Substanzen zu sich nimmt.

Vergiftung im Haushalt: Ein kleines Kind hat ein Putzmittel in der Hand.
Vergiftungen im Haushalt durch Putzmittel und Medikamente betreffen vor allem kleine Kinder unter fünf Jahren. Bild: freemixer, Getty Images

Knapp die Hälfte der Betroffenen von Giftunfällen in der Schweiz sind Kinder unter fünf Jahren. Sie leiden an akuten Vergiftungen durch Medikamente oder Putzmittel im Haushalt. Glücklicherweise gehen die meisten Fälle gut aus. Doch was tun bei einer akuten Vergiftung?

Falls Sie eine Vergiftung vermuten, wählen Sie die 145 – die Schweizer Giftnotruf-Nummer. Bei Atemnot oder Herz-Kreislauf-Beschwerden rufen Sie die Ambulanz. 

Ein typischer Kleinkindunfall

Wo stehen bei Ihnen im Haushalt die Putzmittel? Könnte ein Kind leicht daran gelangen? All die flüssigen Reiniger in ihren bunten Farben wirken eher anziehend als giftig. Auch versehentlich offen gelassene alkoholische Getränke oder Zahnpasta können zur gefährlichen Substanz werden. Und selbst das Händedesinfektionsmittel ist Gift für kleine Körper.

Die Unfälle kommen am häufigsten dann vor, wenn Eltern mal kurz nicht hinsehen. Kleinkinder stecken sich mit Freude alle Dinge, die sie interessant, finden in den Mund. Sie können noch nicht zwischen essbar und nicht essbar unterscheiden und probieren gerne aus.

Eine Vergiftung erkennen

Bei Kindern verlaufen Vergiftungen oftmals symptomlos oder nur mit leichen Symptomen. Ausserdem sind die Anzeichen je nach Ursache und Menge der schädlichen Stoffe sehr unterschiedlich, sodass es keine pauschalen Anzeichen gibt. Feste Stoffe können manchmal auch ungehindert den Magen-Darm-Trakt passieren und sind nicht gefährlich.

Wenn das Kind über Bauchschmerzen klagt, an Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Blähungen leidet, kann das auf eine Vergiftung im Magen-Darm-Trakt hindeuten. Wenn es plötzlich einen schwerkranken Eindruck macht, aber kein Fieber hat, einen Krampfanfall bekommt oder sogar bewusstlos wird und Atembeschwerden bekommt, sollten Sie handeln.

145 anrufen

Wenn Sie glauben, dass ihr Kind in Kontakt mit einer toxischen Substanz gekommen sein könnte und es keine oder milde Symptome zeigt, versuchen Sie, Ruhe zu bewahren und rufen Sie die Tox-Zentrale 145 an. Dort bekommen Sie medizinische Hilfe und Ratschläge zum weiteren Vorgehen. Handeln Sie nicht voreilig, das kann die weitere Behandlung erschweren. Folgende Informationen sind bei einem Anruf wichtig:

Wer hat sich vergiftet? Angaben zum Patient, Alter, Gewicht, Geschlecht und Vorerkrankungen.

Was hat die Symptome hervorgerufen? - War es ein Reinigungsprodukt (auf dem Etikett stehen Informationen zu Inhaltsstoffen und Gefahrensymbole) oder ein Medikament? Machen Sie wenn möglich ein Foto von der Packung.

Was ist passiert? Wurde der Giftstoff geschluckt oder eingeatmet? Kam er mit Augen oder Haut in Kontakt?

Wie viel wurde eingenommen? Schätzen Sie eine maximal mögliche Menge ab.

Wann wurde die Substanz eingenommen? Überlegen Sie, wie viel Zeit seit dem Vorfall vergangen ist und ob sie die Zeit genau eingrenzen können oder nur schätzen.

Welche Symptome können Sie beobachten? Hat die betroffene Person Husten, kam es zu Erbrechen oder Muskelzuckungen? Ist die Person benommen oder spürt ein Brennen in den Augen oder auf der Haut? Beschreiben Sie die Symptome möglichst genau.

Welche Massnahmen haben Sie getroffen? Erläutern Sie, was Sie bereits unternommen haben, denn das kann das weitere Vorgehen beeinflussen.

Weitere Informationen: Ihren Namen, den Ort, an dem sich die vergiftete Person befindet, und eine Telefonnummer für einen Rückruf. (3)

Vergiftungen bei Kindern vorbeugen

Die meisten Vergiftungen im Haushalt können vermieden werden. Bewahren Sie giftige Substanzen ausserhalb der Reichweite von Kindern auf. Am besten in einer gewissen Höhe und in verschliessbaren Schränken. Dazu gehören unter anderem Putz- und Reinigungsmittel, Waschmittel, Brennspiritus für Rechauds, hochprozentiger Alkohol. Verwahren Sie Chemikalien niemals in Trinkgefässen wie Flaschen oder Gläsern auf.

Nachdem Sie Medikamente eingenommen haben, schliessen Sie diese weg. Erklären Sie, dass Medikamente gefährlich sind und man sie nur nehmen darf, wenn Erwachsene das gesagt haben. Pillen sind keine Bonbons und flüssige Medikamente kein Sirup.

Erste Hilfe bei Vergiftungen

Tox Info Suisse rät zu folgenden Erste-Hilfe-Massnahmen beim Verschlucken oder Einatmen von giftigen Substanzen: 

Lösen sie kein Erbrechen aus! Die Substanzen können dann noch weiteren Schaden wie Verätzungen anrichten.

Nach dem Schlucken von giftigen Substanzen: Wenn die betroffene Person wach ist Wasser, Tee oder Sirup zu trinken geben (1 bis 2 dl, bei schäumenden Substanzen nur einen Schluck, bei ätzenden Substanzen möglichst schnell bis maximal 30 Minuten nach Einnahme).

Nach dem Einatmen von giftigen Gasen: Für frische Luft sorgen und Patienten beruhigen.

Bei Bewusstlosigkeit oder Atem- und Kreislaufstillstand: 144 alarmieren (Ambulanz). Nötigenfalls Fremdkörper (Tablettenreste, Erbrochenes) aus Mund und Rachen entfernen. Beengende Kleidungsstücke lockern.

Bei Bewusstlosigkeit und normaler Atmung: Seitenlage. Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung: Wiederbelebungsmassnahmen nach aktuellen Reanimationsrichtlinien

Weitere Informationen zu Vergiftungen

Tox Info Suisse hat ein übersichtliches Merkblatt zu Vergiftungen und eine Übersicht zu Giften. Ausserdem gibt es die praktische Tox Info App: Sie bietet die wichtigsten Infos zu erster Hilfe bei Vergiftungen, einen Überblick über Gefahrenkennzeichnungen und die Möglichkeit, Produkte zu scannen um schneller an Informationen zu kommen. Gratis für iOS und Android.

Nicht nur bei Unfällen mit Gift sinnvoll: Den Erste-Hilfe-Kurs aufffrischen und speziell auf Hilfe bei Kindern achten. In der Schweiz gibt es mehrere Anbieter. Recherchieren Sie am besten in Ihrem Kanton. 

Für Babys können vermeintlich harmlose Stoffe wie Puder beim Einatmen bereits giftig sein. Hier lesen Sie, welche Gefahren auf dem Wickeltisch lauern.

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