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Brustkrebs: Was Mammographie und gesunde Ernährung nützen

«Mammographie nützt Frauen zu wenig.» «Gesunde Ernährung schützt vor Krebs.» «Stress erhöht das Risiko für Brustkrebs nicht.» Jedes Jahr sorgen Studien für neue Schlagzeilen. Das kann verwirren. Dr. med. Karin Huwiler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Krebsliga Schweiz, klärt wichtige Fragen.

Zur Früherkennung von Brutskrebs kann eine Mammographie sinnmvoll sein.
Der Nutzen von Mammographie-Screenings  zur Früherkennung von Brustkrebs ist umstritten. Foto: Frans Rombout, iStock, Thinkstock

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart und die häufigste Krebstodesursache bei Frauen. Rund 1400 Frauen sterben jedes Jahr daran. Gibt es etwas, das Sie trotz dieser Statistik optimistisch stimmt?

Dr. Karin Huwiler: Ja. Heute sterben weniger Frauen an Brustkrebs als vor 20 Jahren. Das ist vor allem der Entwicklung von neuen Therapien und der früheren Diagnose zu verdanken. Und wir gehen davon aus, dass diese Zahl durch weitere Fortschritte weiter sinken wird.

Wie hoch sind heute die Überlebenschancen bei Brustkrebs?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Insgesamt sind fünf Jahre nach der Diagnose mehr als 80 Prozent der Frauen am Leben.

Liegt das daran, dass je früher Brustkrebs entdeckt wird, desto besser die Prognose ist?

Ja, unter anderem. Auch die besseren Therapien haben dazu beigetragen. Mit den heute verfügbaren Therapien ist es auch in fortgeschrittenen Stadien, wenn schon Ableger vorhanden sind, oft möglich, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Symptome zu lindern.

Brustkrebsbetroffene unterstützen

Im Oktober ruft die Krebsliga unter dem Motto «Bekenne Farbe. Die Schweiz sieht Pink» zur Solidarität mit Brustkrebsbetroffenen auf. Freiwillige sind aufgefordert sich Aktionen auszudenken, zum Beispiel ein Konzert zugunsten der Krebsliga oder eine pinkfarbene Facebookseite. Unter www.krebsliga.ch/brustkrebs sollen die Aktionen bekannt gemacht werden. Gleichzeitig können sich von Brustkrebs Betroffene und Angehörige auf der Plattform austauschen.

Frauen wird immer wieder empfohlen die eigene Brust regelmässig selbst zu untersuchen.

Die Selbstuntersuchung der Brust ist eine Methode, um Veränderungen der Brust wahrzunehmen. Sie ist jedoch kein Ersatz für eine ärztliche Untersuchung oder für eine Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs. In Studien konnte nämlich nicht gezeigt werden, dass damit Todesfälle verhindert werden können. Wenn eine Frau einen Knoten spürt, sollte sie diesen ärztlich abklären lassen.

Der Nutzen von Mammographie Untersuchungen ist allerdings umstritten. Das haben Studien gezeigt. Denn manche Frauen erhalten einen auffälligen Befund und müssen weitere Abklärungen machen lassen, obwohl sie keinen Brustkrebs haben. Das unabhängige Swiss Medical Board (SMB) rät vom systematischen Screening ab. Warum empfiehlt die Krebsliga trotzdem Mammographie-Screening-Programme?

Die Krebsliga ist der Meinung, dass die Vorteile des Mammographie-Screenings grösser sind als die Nachteile. Der Bericht des SMB hat Mängel, die Krebsliga ist daher mit den Schlussfolgerungen und Empfehlungen nicht einverstanden. Das Mammographie-Screening hat – wie jede medizinische Massnahme – positive und negative Auswirkungen. Mit dem Screening können Todesfälle verhindert werden. Aber es gibt eben auch Frauen, die die Nachteile, wie die von Ihnen angesprochenen falsch-positiven Befunde, in Kauf nehmen müssen.

Vielen Frauen sind diese aber nicht bewusst, bevor sie sich für eine Mammographie Untersuchung entscheiden.

Genau deshalb ist es wichtig, dass die Frauen genau über die Vor- und Nachteile informiert werden und basierend darauf entscheiden können, ob sie eine Mammographie machen wollen oder nicht.

Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung soll Brustkrebs vorbeugen. Wie viel nützt das wirklich?

Das Brustkrebsrisiko kann durch die Lebensweise leider nicht so stark beeinflusst werden wie beispielsweise das Lungenkrebsrisiko durch Nichtrauchen.

Warum nicht?

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Brustkrebsrisiko erhöhen. Die wichtigsten – zum Beispiel das Alter, die familiäre Belastung oder hormonelle Faktoren – sind nicht beeinflussbar. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren für Brustkrebs gehören Alkohol und Übergewicht. Der Alkoholkonsum sollte möglichst gering sein. Das Gewicht sollte im Normalbereich gehalten werden. Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung helfen dabei.

Wie viel Sport muss ich pro Woche machen und wie gesund muss ich mich ernähren, damit ich das Brustkrebsrisiko tatsächlich etwas senken kann?

Meines Wissens gibt es keine für Brustkrebs spezifischen Empfehlungen. Allgemein wird empfohlen, sich ausgewogen zu ernähren, viel Gemüse und Früchte und wenig tierische Lebensmittel zu essen. Während zweieinhalb Stunden pro Woche sollte man sich so bewegen, dass man etwas ausser Atem kommt. Das können Sie auch mit Gartenarbeit oder zügigem Spazieren erreichen.

Schützt Stillen vor Brustkrebs?

Studien zeigen, dass Frauen, die über längere Zeit gestillt haben, ein etwas tieferes Brustkrebsrisiko haben.

Und wie ist es mit Stress? Verursacht er Brustkrebs?

Auch wenn dies immer wieder behauptet wird, konnte bis heute kein direkter Zusammenhang zwischen Stress und Brustkrebs oder anderen Krebsarten nachgewiesen werden.

Dr. med. Karin Huwiler ist Fachärztin für Prävention und Gesundheitswesen und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Krebsliga Schweiz. Foto: Krebsliga

Die Schauspielerin Angelina Jolie hat aus Angst vor Brustkrebs ihre Brüste amputieren lassen. Ist das für Frauen, die erblich vorbelastet sind, sinnvoll?

In der Schweiz haben weniger als ein Prozent der Frauen eine solche genetische Veränderung wie Angelina Jolie. Ihr Risiko an Brustkrebs und auch an Eierstockkrebs zu erkranken, ist deutlich erhöht. In dieser Situation gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist der Weg, den Angelina Jolie gewählt hat – die Brüste oder die Eierstöcke vorsorglich entfernen zu lassen. Ein anderer Weg ist der, regelmässige Untersuchungen durchzuführen, um Brustkrebs möglichst früh zu entdecken. Zudem gibt es Medikamente, mit denen das Risiko gesenkt werden kann. Es gibt hier meiner Meinung nach keinen a priori besseren oder schlechteren Weg.

Pro Jahr erkranken in der Schweiz 30-40 Männer an Brustkrebs. Wie erkennen sie, dass sie Brustkrebs haben?

Die Zeichen sind eigentlich die gleichen wie bei den Frauen: ein Knoten, eventuell aus der Brustwarze austretende Flüssigkeit oder eine Einziehung der Haut.

 

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