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Wie Sie Kinder zum Zähne putzen motivieren

Warum Zahnpflege von Anfang an wichtig ist und wie das Zähneputzen nicht nur selbstverständlich wird, sondern sogar Spass machen kann, erklärt der Schweizer Kinderzahnarzt Dr. Christian Zedler.

Kinderzahnarzt Dr. Zedler erklärt, wie Kinder mehr Spass am Zähneputzen haben
Morgens und abends Zähne putzen sollte man schon ab dem ersten Milchzahn zum Ritual machen. Foto: romrodinka, iStock, Getty Images Plus

Weil er Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nehmen und die Gesundheit ihrer Pflege fördern wollte, ist Christian Zedler Kinderzahnarzt geworden. Inzwischen führt Dr. Zedler seit mehr als 15 Jahren seine eigene Praxis für Kinderzahnmedizin in Meilen am Zürichsee und ist selbst Vater eines Sohnes und einer erwachsenen Tochter. Auf Familienleben gibt er seine besten Tipps zum Zähneputzen mit Kindern weiter.

Immer wieder betonen Kinderzahnärzte, wie wichtig es ist, schon die Milchzähne gründlich und regelmässig zu pflegen. Warum eigentlich?

Dr. med. dent. Christian Zedler: Milchzähne sind wichtige Platzhalter für die bleibenden Zähne und deshalb von entscheidender Bedeutung für das Kieferwachstum und letztendlich für die Zahnstellung im bleibenden Gebiss. Zudem haben sie eine wichtige Funktion bei der Aussprache, also auch beim Erlernen der Sprache.

Doch leider versuchen viele Kinder, sich vor dem Zähneputzen zu drücken.

Die Folgen erlebe ich in meinem Alltag als Kinderzahnarzt. Immer wieder sehe ich in meiner Praxis Kleinkinder mit desolaten, kariösen Gebissen und Eiterzähnen, die dann in aufwändigen Behandlungen, zum Teil auch unter Narkose, behandelt werden müssen. Ursache ist neben der fehlenden Zahnhygiene meistens auch eine falsche Ernährung.

Was können Eltern bei der Ernährung schon so früh falsch machen?

Schoppen mit Milch, Fruchtsäften oder gezuckerten Tees sollte Kindern nicht nachts ins Bett gelegt werden. Durch das Nuckeln an der Flasche während des Schlafens werden die Zähne dauernd mit Zucker umspült, was über den Zuckerabbau letztendlich zu Karies führt. Wichtig zu wissen ist auch, dass nicht die Menge an Zucker, sondern die Häufigkeit der Zuckeraufnahme für die Karies-Entstehung wichtig ist: Lieber einmal im Tag etwas Süsses essen und dann die Zähne richtig putzen, als immer wieder in kleinen Mengen Zuckerhaltiges konsumieren.

Was können Eltern tun, um Kinder zum Zähneputzen zu motivieren?

Vor allem sollten Eltern ihren Kindern eine gute Zahnpflege vorleben. Ein gutes Vorbild zu sein, ist der effektivste Weg, ein Kind langfristig zum Zähneputzen zu motivieren. So erfahren Kinder, dass es zum normalen Tagesablauf gehört – genauso wie das Frühstück am Morgen und das Vorlesen am Abend. Eltern sollten deshalb schon beim ersten Milchzahn mit der Zahnpflege beginnen.

Wie oft sollten die ersten Zähne geputzt werden?

Schon der erste Milchzahn sollte die gleiche Pflege wie die bleibenden Zähne, die später durchbrechen, erhalten. Das heisst, zwei Mal am Tag mit Zahnpasta die Zähne zu putzen, abends besonders gründlich.

Ab wann können Kinder selbstständig Ihre Zähne putzen?

Am Anfang putzen die Eltern die Zähne der Kinder. Natürlich dürfen auch kleine Kinder sich selbst das Zähne putzen vesuchen, doch Eltern müssen immer noch nachputzen. Mit zunehmendem Alter kann das Putzen immer mehr den Kindern selber übergeben werden. Ab acht oder neuen Jahren können Kinder in der Regel ihre Zähne schon gut alleine putzen.

Beliebtes Zahnputzlied zum Zähneputzen nach der Kai-Methode

«Hin und her, hin und her, Zähne putzen ist nicht schwer» für die Kauflächen (4x wiederholen)
«Rundherum, rundherum, wer Zähne putzt, der ist nicht dumm» für die Aussenflächen (3x wiederholen)
«Feget aus, feget aus, alle Krümel müssen raus» für die Innenflächen (6x wiederholen

Manche Kinder mögen es nicht, wenn Eltern mit der Zahnbürste in ihren Mund dringen. Was lässt sich da tun?

Hilfreich ist es, wenn Eltern spielerisch die Zahnbürste einführen. Es gibt lustige Zahnputzlieder und eingängige Sprüche, die Eltern singen und aufsagen können. Und Gegenseitigkeit ist wichtig: Wenn Eltern Kindern die Zähne putzen, dann dürfen die Kinder diesen auch die Zähne putzen. Vorher verfügen die meisten Jungen und Mädchen noch nicht über die Feinmotorik, die notwendig ist, damit auch die Zahnzwischenräume und schwer zugängliche Stellen im Mund gut gereinigt werden.

Können Eltern bei älteren Kindern davon ausgehen, dass das Ergebnis des Zähneputzens zufriedenstellend ist?

Nein. Da hilft nur der Kontrollblick. Fällt das Urteil nicht gut aus, hat das Kind zwei Möglichkeiten: Entweder es putzt selbst noch einmal nach, oder es lässt Vater oder Mutter ran. Manchmal fehlt Kindern einfach die richtige Technik. Die Schulzahnpflege-Instruktorinnen vermitteln in Schulen, wie Zähneputzen richtig geht und was eine zahnfreundliche Ernährung ist. Auch der Zahnarzt kann das Kind bei Bedarf instruieren. Hat das Kind verstanden, wie es geht, wird es besser Zähne putzen und Lob ernten – auch das kann motivierend wirken.

Manche Kinder putzen sich lieber mit der elektrischen Zahnbürste die Zähne.

Eine gute elektrische Zahnbürste reinigt besser als eine Handzahnbürste. Sie kann ab dem Alter von drei bis vier Jahren durch die Eltern benutzt werden. Am besten sind meiner Meinung nach Schallzahnbürsten. Grundsätzlich gilt es, darauf zu achten, dass beim Putzen mit elektrischen Zahnbürsten ohne Druck gearbeitet wird: Schallzahnbürsten blockieren bei zu viel Druck die Schwingungen der Zahnbürste auf den Zahn, so dass die Bürste weniger gut putzt. Bei herkömmlichen oszillierenden elektrischen Bürsten besteht bei zu viel Druck die Gefahr von Verletzungen des Zahnfleisches – genauso wie bei Handzahnbürsten. Die Borsten sollten auf jeden Fall immer weich sein.

Hilft es auch, die Sorte der Zahnpasta gelegentlich zu variieren?

Ja, es kann von Vorteil sein, viele Zahnpasten auszuprobieren. Der Geschmack ist wichtig, damit Kinder Spass am Zähneputzen haben und behalten! Wichtig ist nur, dass die Zahnpasta dem Alter entsprechend gewählt wird. Nach der Kinderzahnpasta folgt im Alter von fünf bis sechs Jahren die Juniorzahnpasta. Sie enthält mehr Fluorid, das in den Zahnschmelz eingebaut wird und so die Zähne stärkt. Doch Kinder sollten sie – im Gegensatz zur Kinderzahnpasta - nicht verschlucken, weil die Gefahr besteht, dass bei übermässigem Fluorid-Einbau in die sich bildenden Zähne weisse Flecken auf den bleibenden Zähnen entstehen. Zahngelées haben einen noch höheren Fluorid-Gehalt und können ebenfalls ab dem ersten bleibenden Zahn eingesetzt werden, aber nur einmal wöchentlich am Abend. Kinder, auch Erwachsene sollten nach dem Zähneputzen übrigens den Mund nicht ausspülen, sondern die Paste nur ausspucken, damit das verbleibende Fluorid im Mund die Zähne stärken kann.

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