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Beliebt sein: Kinder wollen dazu gehören

Kinder wollen beliebt sein. Angetrieben vom Wunsch, dazu zu gehören, zählen sie nicht nur die Freunde in der Schule, sondern auch die Likes in den sozialen Netzwerken. Wie Eltern ihre Kinder in dieser Phase unterstützen können.

Mitschüler tuscheln über ein junges Mädchen
Kinder wollen beliebt sein und dazu gehören: Klassenkameraden tuscheln über dieses junge Mädchen. (Bild: Daisy-Daisy/iStock, Thinkstock)

Bloss kein Aussenseiter sein! «Wer spielt mit mir auf dem Pausenhof?», «Warum bin ich auf dem Kindergeburtstag nicht eingeladen?», «Warum durfte ich bisher nur in zwei Freundebücher schreiben, meine Freundin aber in fast alle?» - das sind Fragen, die Kinder quälen können.

Warum Beliebt sein so wichtig ist

Wer an die eigene Kindheit zurückdenkt, erinnert sich vielleicht, dass es einem als Kind kaum anders erging. Keiner wollte ein Aussenseiter sein. Denn das Gefühl, in einer Gruppe aufgehoben zu sein, verleiht Sicherheit. Und genau diese Sicherheit brauchen Kinder, die noch dabei sind, in unsere komplexe Welt hinein zu wachsen. Vor allem Jugendliche, die sich von zu Hause abnabeln, benötigen den Halt der peer group.

Wer beliebt sein will, möchte um keinen Preis unangenehm auffallen. So ist es nicht verwunderlich, dass Kinder die gleichen Klamotten wie ihre Freunde anziehen, und ihre Eltern überreden, genau die gleiche Schultasche zu kaufen, die auch der Freund hat. Pubertierende schwärmen auch dann für eine Musikgruppe, wenn sie sie im Innersten ihres Herzens gar nicht so toll finden. Je geringer das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein ausgeprägt sind, umso schwerer fällt es, Individualismus zu zeigen. So wird manches Kind leicht zum Fähnchen im Wind.

Beliebt sein: Jugendliche verhalten sich in der Gruppe anders

Ein Experiment, von dem die Sonntagszeitung berichtete, veranschaulicht die Bereitschaft Jugendlicher, sich den Erwartungen Gleichaltriger anzupassen. Erwachsene und Jugendliche hatten die Aufgabe, ein Auto über einen virtuellen Parcours möglichst schnell und  fehlerfrei zu steuern. Die Ergebnisse der Jugendlichen und Erwachsenen unterschieden sich zunächst kaum. Als die Jugendlichen aber die Aufgabe wiederholten, während gleichaltrige Freunde zusahen, gingen sie weit mehr Risiko ein.

Der Wunsch, beliebt zu sein, kann dazu führen, dass Kinder sich zu sehr an anderen orientieren. Eigene Interessen werden aufgegeben, um das zu machen, was auch die anderen tun. Stars der Medienwelt werden zu Vorbildern. Es gilt, schön, schlank und stark zu sein. Äusserlichkeiten werden wichtiger als innere Werte. Ein Fünftel der Jugendlichen in der Schweiz ist verunsichert, wenn es sich mit Bildern von anderen vergleicht, etwa mit aufregenden Partyfotos oder perfekten Selfies von Gleichaltrigen. Das zeigte die Umfrage eines unabhängigen Forschungsinstituts im Auftrag von Pro Juventute. Selbstzweifel, Ängste, Zwangs- oder Essstörungen, schwere Depressionen und psychische Krisen sind die Folge.

«Du bist gut – so wie du bist!»

«Lauf den anderen nicht hinterher!», «Mach dein eigenes Ding!» solche Appelle helfen wenig. Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ein Kind sich zu sehr aufgibt, um beliebt zu sein, ist es wichtiger denn je, es zu stärken. «Du bist gut so wie du bist» - nach diesem Leitsatz sollten Eltern ihrem Kind immer wieder signalisieren, dass es einen sicheren Platz in der Familie hat, hier anerkannt wird und auftanken kann. Gleichzeitig können sie das Kind ermuntern, zu tun, was ihm Spass macht - Sport treiben, Reiten, Musik machen oder Tanzen zum Beispiel.

Kinder stark machen und motivieren

Sinnvoll ist es darüber hinaus, Besonderheiten, Stärken, innere Werte und Talente des Kindes immer wieder hervorzuheben. «Das beginnt im Idealfall schon bei der Geburt. Noch wichtiger wird es, sobald das Kind in die Schule kommt und zum ersten Mal mit den Urteilen Fremder konfrontiert wird», erklärte Laurent Sédano, Experte für neue Medien bei Pro Juventute, in einem Interview mit der Basler Zeitung. Dann sollten Eltern ihrem Kind vermitteln, wie vielfältig seine Persönlichkeit ist. «Es dafür loben, dass es lustig ist, gut Geschichten erzählen kann, pünktlich ist oder schön Klavier spielt. So bringen sie ihm bei, dass nicht nur sein Aussehen es auszeichnet, sondern auch seine Charaktereigenschaften und Fähigkeiten.»

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