Was Nachhilfeunterricht wirklich bringt
Weshalb bekommt mein Kind schlechte Noten? Und was bringen Nachhilfestunden tatsächlich? Werden die Noten dadurch wirklich verbessert? Hier erfahren Sie, ob die Unterstützung beim Lernen wirklich die Schulnoten verbessert und welcher Nachhilfeunterricht sich für Ihr Kind eignet.
Nachhilfe hat immer noch ein schlechtes Image, obwohl gemäss deutschen Untersuchungen jede fünfte Schülerin bzw. jeder fünfte Schüler beim Lernen Unterstützung beansprucht – in der Schweiz dürften die Verhältnisse ähnlich sein.
Die Gründe, weshalb die einen Schülerinnen und Schüler den Anschluss verpassen, sind ganz unterschiedlich: Manche Kinder sehen oder hören schlecht oder haben Lernschwächen wie Legasthenie etc.. Familiäre Probleme wie Scheidung der Eltern oder Arbeitslosigkeit des Vaters können ebenso ein Grund sein wie Schwierigkeiten mit den Klassenkameraden.
Und manchmal ist ein Kind ganz einfach an der falschen Schule beziehungsweise in der falschen Klasse und mit dem Schulstoff überfordert. Bevor man also das Kind in die Nachhilfe schickt, sollte man zusammen mit dem Lehrer oder der Lehrerin und allenfalls dem Hausarzt versuchen die Ursachen für die schlechten Schulleistungen herauszufinden.
Notendurchschnitt als Mass
Ab wann braucht ein Kind überhaupt Unterstützung? Ein guter Anhaltspunkt ist der Notendurchschnitt. Bewegt sich dieser ständig knapp um Vier oder darunter, sollte etwas unternommen werden. Eltern sind da aber oft keine grosse Hilfe, weil sie mit dem Schulstoff überfordert sind bzw. die modernen Lernmethoden nicht verstehen. Zudem führt die ständige Auseinandersetzung um Noten und Aufgaben zu dicker Luft innerhalb der Familie, was das Lernen zusätzlich erschwert.
Sollen sich Eltern also völlig heraushalten? Nein, denn sie können ihr Kind unterstützen, indem sie auch mal bei den Hausaufgaben helfen, es Wörter abfragen oder Texte diktieren. Und sie sollen es ermuntern und auch mal loben. Nichts ist kontraproduktiver, als wenn man ein Kind, das ohnehin schon nicht mehr an seine Fähigkeiten glaubt, darin auch noch unterstützt.
Schlechte Noten sind frustrierend, deshalb müssen Schulkinder lernen, sich (wieder) etwas zuzutrauen. Und dazu müssen sie natürlich motiviert sein. Ein Kind, das zur Nachhilfe geschickt wird, ohne selbst lernen zu wollen, wird keinen Erfolg haben. Ganz entscheidend ist auch, dass es bessere Lerntechniken erwirbt, um selbst langfristig keine Probleme mit dem Lernen zu haben.
Den meisten Kindern, die Nachhilfe brauchen, fehlen grundlegende Kenntnisse. Diese müssen mit entsprechender Unterstützung über einen gewissen Zeitraum «nachgebüffelt» werden. Grundsätzlich sollten die Kinder aber lernen, selbständig zu arbeiten und auch selber Lösungen zu finden. Nachhilfestunden sind denn auch kein Dauerzustand, sondern dienen dazu, vorhandene Lücken zu füllen und selbständiges Lernen zu fördern.
Nachhilfe im Überblick
Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sowohl mit dem Kind als auch mit dem Lehrer bespricht, welche Art Unterstützung am besten hilft, bevor man das Kind zu Nachhilfestunden «verdonnert». Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten:
- Einzelnachhilfe: Einzelnachhilfe wird meist von Lehrern, Studenten oder älteren Schülern angeboten. Diese kommen auf Wunsch auch nach Hause. Infos: Lokalpresse, schwarze Bretter, www.nachhilfevermittlung.ch, www.tutor24.ch
- Nachhilfe in der Schule: Viele Schulen bieten Hausaufgabenbetreuung an. Infos: Direkt beim Lehrer oder über das Schulsekretariat.
- Nachhilfe-Anbieter: Die Auswahl an «Nachhilfe-Instituten» ist gross, und es gibt ziemliche Qualitäts- und Preisunterschiede. Meist kann zwischen Einzel- und Gruppenunterricht gewählt werden. Infos: Fragen Sie den Lehrer bzw. die Eltern anderer Schüler nach ihren Erfahrungen.
- Nachhilfe per Internet: www.lernen-mit-spass.ch bietet kostenlose Hausaufgabenhilfe und sonstige Angebote mit dem Ziel, Schülerinnen und Schülern beim Lernen zu helfen, sie zu fördern und zu motivieren.
Text: Marianne Siegenthaler