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Jugendarbeitslosigkeit: Jeder Zehnte ist davon betroffen

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in der Schweiz ist im Vergleich zum Vorjahr etwas gestiegen. Demnach findet jeder Zehnte keinen Arbeitsplatz. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber teils ist die Arbeitslosigkeit auch selbstverschuldet.

Jugendarbeitslosigkeit: Jeder Zehnte ist davon betroffen
Berufe im Gesundheits- und Pflegewesen verfügen für Jugendliche über Prestige. Foto: iStock, gpointstudio, Thinkstock

Im Januar 2020 waren laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) 12'597 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren ohne Job. Das sind 10,4 Prozent aller in der Schweiz gemeldeten Arbeitslosen. Im letzten Jahr lag die Zahl der Arbeitslosen bei Schweizer Jugendlichen noch bei 10,1 Prozent. Dabei gab es im Januar 2020 genau 8'031 gemeldete Schweizer Arbeitslose und 4566 ausländische. 

Jugendarbeitslosigkeit: Diese Gruppen sind betroffen

Vor allem im Herbst steigt die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen an. Der Grund: Nach der Ausbildung stehen viele Lehrlinge ohne Job da. Dennoch macht diese Gruppe nicht den grössten Anteil der arbeitslosen Jugendlichen aus. Unter den Lehrlingen, Schülern, Studenten und Praktikanten sind momentan nur 4‘185 auf der Suche nach einem Job. Höher ist laut 20min.ch der Anteil der Fachkräfte mit abgeschlossener Lehre und Berufserfahrung. Denn hierbei sind 10'516 junge Schweizer betroffen, 2‘506 davon suchen bereits seit über sechs Monaten nach einer Anstellung.

Gründe für die Arbeitslosigkeit bei Schweizer Jugendlichen

Oft scheitert der Berufseinstieg daran, dass für eine Anstellung mehrjährige Berufserfahrung erforderlich ist. Diese Vorraussetzung bringen frisch gebackene Ausgebildete nicht mit, weswegen sie sich entweder gut verkaufen müssen oder auf professionelle Hilfe angewiesen sind, erklärte die Berufsbildungsfachfrau Nicole Bussmann gestern im Interview mit 20min.ch.

Ein weiteres Problem seien die Erwartungen, die Jugendliche an eine Lehrstelle haben. «Grundsätzlich gibt es in der Schweiz genügend offene Lehrstellen», meint Bussmann, doch halten Jugendliche heute oft noch dann an ihren Traumjobs fest, «wenn sie völlig unrealistisch sind». Viele Jugendliche seien zudem nicht mehr dazu bereit, sich zum Beispiel als FleischverkäuferIn die Hände schmutzig zu machen. Besonders auffällig sei laut der Berufsbildungsfachfrau, dass Sek-C-Schüler «von der Palette der 30 bis 40 Attestausbildungen, die für solche Jugendliche angeboten werden, immer nur die vier, fünf gleichen gefragt sind – jene, mit denen die Jungen ein gewisses Prestige verbinden.» Junge Frauen und Männer setzten dabei meist auf geschlechtstypische Berufe: Frauen konzentrieren sich auf Lehrstellen im Lifestyle,- Gesundheit- und Pflege-Bereich, Männer auf eine Ausbildung als Automobilassistent oder Reifenpraktiker.

Jugendarbeitslosigkeit: Auf die Bewerbung kommt es an

Bussmann rät von lieblos gestalteten Massenbewerbungen ab und empfiehlt Bewerbern ein überzeugendes Dossier samt massgeschneidertem Motivationsschreiben abzulieferen werden, denn individuell abgefertigte Bewerbungen kommen bei potenziellen Arbeitgebern besser an als Universalbewerbungen. Die Expertin ist zudem der Meinung, dass man sich manchmal von seinem Traumberuf verabschieden muss, denn nicht immer ist die Traumvorstellung von einem Beruf realisierbar. Manchmal müsse man sich auch nur kurzzeitig vom Traumberuf trennen, denn «unser Bildungssystem erlaubt es, dass man sich seine Wünsche mittel- oder längerfristig doch noch erfüllen kann. Man benötigt dazu einen Plan B und eine gesunde Portion Durchhaltewillen.»

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