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Zwischen Hoch und Tief: Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft

Sie brechen plötzlich bei einer rührseligen Werbung in Tränen aus? Sie könnten in einem Moment die ganze Welt umarmen und möchten sich im nächsten vor ihr verstecken? Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft sind ganz normal. Besonders die Anfangszeit kann einer Achterbahn der Gefühle gleichen.

Überschwengliche Gefühle gehören zu Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft.
Eine Schwangerschaft kann überschwängliche Gefühle auslösen. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Die Stimmungsschwankungen einer Schwangeren könnte man wie den Wetterbericht eines besonders abwechslungsreichen Tages beschreiben: Von Osten zieht eine Kaltfront heran, ausgelöst durch Gedanken an die Geburtsschmerzen. Die Sonne bricht jedoch bald wieder durch die Wolken und die Welt glänzt strahlend hell, weil es zum Frühstück frische Brötchen gibt. Am frühen Nachmittag bringt ein Gespräch mit der Chefin eine Gewitterfront heran, die zu einem tränenreichen Wolkenbruch führt. Dicht gefolgt von einem Hoch, das für die nächste halbe Stunde anhalten wird.

Was verursacht die Stimmungsschwankungen?

Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft kennen viele Schwangere. Manche schwanken kaum oder nur für kurze Zeit zwischen Hoch und Tief, andere sind wochenlang von extremen Emotionen betroffen. Hervorgerufen werden die gefühlsmässigen Berg- und Talfahrten durch die hormonellen Umstellungen, die für so viele Schwangerschaftsbeschwerden verantwortlich sind. Normalerweise sind die Eierstöcke für die Produktion von Hormonen wie Östrogen oder Progesteron verantwortlich. Mit der Schwangerschaft übernimmt dies nach und nach die Plazenta. In den ersten Monaten, wenn dieser Übergang stattfindet, kann es daher zu Hormonschwankungen kommen, die wiederum bei feinfühligen Frauen Stimmungsschwankungen auslösen können. Deshalb sind viele Schwangere besonders in den ersten drei Monaten davon betroffen. Wenn die Plazenta die Hormonproduktion vollständig übernommen hat, fühlen sich die meisten Frauen auch wieder ausgeglichener.

Oft kommen in den ersten Monaten auch noch andere körperliche Veränderungen und Beschwerden, wie Müdigkeit oder Übelkeit hinzu, die die Stimmungsschwankungen verstärken können. Auch in den letzten drei Monaten kann Launenhaftigkeit von körperlicher Erschöpfung ausgelöst werden.

Hinzu kommt, dass die Zeit der Schwangerschaft eine Zeit grosser Veränderung ist. Kein Wunder, wenn die Gefühle da mit einem durchgehen. In einem Moment freuen Sie sich wahrscheinlich unbändig auf Ihr Kind. Im nächsten Moment gehen Ihnen vielleicht sorgenvolle Gedanken durch den Kopf. Werde ich der Verantwortung gewachsen sein? Wie wird unser Leben mit Baby aussehen? Wird es gesund sein? Wie werde ich die Geburt überstehen?

Auch ein gesellschaftlicher Erwartungsdruck kann sich auf die emotionale Achterbahn auswirken. Werdende Mütter haben sich auf ihr Baby zu freuen und glücklich zu sein. Wer negative Gefühle hat, kann sich in einem inneren Zwist befinden, der die Stimmungsschwankungen verstärken kann.

Hilft etwas gegen Stimmungsschwankungen?

Nein, Hilfe gegen das Auf und Ab der Gefühle gibt es nicht. Deshalb sollten Sie auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie Ihre Gefühlsverwirrung ausleben. Es muss ja nicht heissen, dass Sie Ihre besten Teller wütend auf den Boden werfen, weil Ihr Mann das letzte Stück Kuchen gegessen hat. Sehen Sie es positiv: Wann sonst in Ihrem erwachsenen Leben dürfen Sie sich schon wie ein pubertierender Teenager verhalten und auf das Verständnis Ihrer Mitmenschen zählen?

Die Dinge, die Ihnen sonst gut tun, können Ihnen dabei helfen, etwas ausgeglichener zu sein: Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung und Schlaf können dazu beitragen, dass die emotionalen Berge und Täler nicht so hoch sind. Wenn Sie sich gerade in einem Tief befinden, sollten Sie sich etwas Gutes gönnen. Ein entspannendes Bad, mit dem Lieblingsbuch ins Bett kuscheln oder mit der besten Freundin ins Kino sind alles Dinge, die dafür sorgen können, dass Sie schon bald wieder eine zufriedene und glückliche Schwangere sind.

Hilfreich sind Gespräche mit Menschen in Ihrer Umgebung. Mit Ihrem Partner kann es jetzt leicht zu Missverständnissen kommen. Gespräche können diese aus der Welt schaffen, bevor sie zu grossen Problemen werden. Auch mit Ihrer besten Freundin, besonders wenn diese schon selbst Mutter ist, oder mit Ihrer Mutter können Sie Ihre Sorgen und negativen Gefühle besprechen. Vielleicht werden dabei einige Ihrer Ängste ganz klein. Selbstverständlich können Sie das Gespräch mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Frauenarzt suchen.

Gefahr von Depression

Bei einigen Schwangeren besteht die Gefahr, dass sich die normalen Stimmungsschwankungen in eine Depression verwandeln. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie gar nicht klar kommen und sich sehr oft schlecht fühlen, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Eventuell ist eine Therapie bei einem Psychologen oder Psychiater notwendig.

Tipp für die Männer

Sie haben im Moment das Gefühl, das Zusammensein mit Ihrer Frau gleicht einem Tanz auf rohen Eiern? Keine Angst. In ein paar Wochen ist sie wieder ganz die Alte. Bis dahin sollten Sie Geduld mit ihr haben. Geniessen Sie die Momente, in denen Sie nach wie vor zusammen lachen können. Versuchen Sie, mit Ihr über ihre (und Ihre eigenen) Gefühle zu sprechen. Verwöhnen Sie Ihre Frau mit vielen kleinen Gesten. Und freuen Sie sich gemeinsam auf Ihr Baby.

Wie haben Sie Stimmungsschwankungen in Ihrer Schwangerschaft erlebt? Schreiben Sie uns. Hier geht es zum Kommentarbereich.

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