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Flüchtlingskinder: So können Sie helfen

Immer mehr Menschen flüchten weltweit vor Verfolgung, Hunger und Krieg. Bilder von Kindern, die während der Flucht ums Leben kommen, gehen um die Welt und lösen blankes Entsetzen aus. Viele Flüchtlingskinder, die in der Schweiz ankommen, sind schwer traumatisiert. Doch jeder kann helfen.

Flüchtlingskinder: So können Sie helfen
Viele syrische Flüchtlingskinder sind im Libanon. Foto: Sam Tarling, Caritas Schweiz

Flüchtlingskinder, die in der Schweiz ankommen, haben Furchtbares durchlebt. Sie sahen Panzer rollen, Bomben detonieren und Häuser zusammenstürzen. Sie mussten alles zurücklassen, was ihnen lieb ist. Während der oft monate- oder gar jahrelangen Flucht waren sie am Tag der Sonne und in der Nacht der Kälte ausgesetzt. Es fehlte an Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten. «Viele Kinder haben direkt Verfolgung, Entführung und Tod von geliebten Menschen erlebt, waren den Kriegsereignissen oder offener Gewalt in ihrem Herkunftsland schutzlos ausgeliefert», berichtet vpod Bildungspolitik, eine Schweizer Zeitschrift für Bildung, Erziehung und Wissenschaft. «Andere haben Wüsten und Meere durch- und überquert, waren in Gefängnissen oder mussten über lange Zeit in Flüchtlingslagern ausharren, bis sie ihr Ziel mit Hilfe von Schleppern oder im seltenen Fall auch legal erreichen konnten.»

Flüchtlinge in der Schweiz: Elend in Zahlen

Im Laufe der ersten acht Monate des Jahres baten circa 19’700 Menschen in der Schweiz um Asyl. Die meisten kamen aus Eritrea, Afghanistan, Syrien, Irak, Somalia und Sri Lanka, teilt das Staatssekretariat für Migration mit. Angesichts der Flüchtlingskrise wird auch die Schweiz künftig mehr Flüchtlinge aufnehmen. So wurde im September beschlossen, sich am Programm zur Umverteilung von 120’000 Flüchtlingen der Europäische Union (EU) zu beteiligen und somit einen Teil der Menschen aufzunehmen, die in Italien und Griechenland bereits registriert wurden. Von den zwölf Millionen Syriern, die derzeit auf der Flucht sind, handelt es sich nach Angaben der Caritas Schweiz bei der Hälfte um Kinder. Bis Mitte September, so das Schweizer Radio und Fernsehen, kamen fast 1’000 Flüchtlingskinder ohne Eltern in der Schweiz an.

Flüchtlingskinder: Traumatisiert und verarmt

Die meisten Flüchtlingskinder leben in Asylunterkünften. Oft ist die ganze Familie in nur einem Raum untergebracht. Professionelle Hilfe, Traumata zu verarbeiten, fehlt weitgehend. Wer ohne Eltern ankommt und älter als 14 Jahre ist, hat Glück, wenn er einen betreuten Platz wie in der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Asylsuchende in Basel bekommt. In einigen Kantonen, wie in Baselland, wohnen Flüchtlingskinder teilweise in ganz normalen Asylunterkünften – unter lauter Erwachsenen. «Es ist beschämend, dass einzelne Kantone ihre Verantwortung für die elternlosen Kinder nicht wahrnehmen», sagte der Geschäftsführer der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände SAJV, Andreas Tschöpe.

Offen zugehen auf Flüchtlingskinder

Wichtig für Kinder ist, dass die Gesellschaft mit offenen Armen auf sie zugeht. Kinder, auch Erwachsene, wollen einbezogen sein. Wer sich engagieren will, fragt am besten bei seiner Gemeinde- oder Stadtverwaltung nach, wie er vor Ort Flüchtlingskinder sinnvoll unterstützen kann. Doch nicht in jeder Gemeinde, in der Kinder auf der Flucht Hilfe brauchen, findet sich eine entsprechende Gruppe oder ein Verein. Dennoch lässt sich mit etwas Willen viel tun. Wer mag, macht mit Freunden zusammen einmal pro Woche ein Spielangebot wie Seilspringen, Luftballon- oder Hüpfspiele in der Asylunterkunft nebenan. Andere können Flüchtlingskindern bei den Hausaufgaben helfen. Vereine haben die Möglichkeit, auf Flüchtlingsfamilien zuzugehen und sie mit ihren Kindern miteinzubeziehen.

Caritative Organisationen vermitteln Mentoren, die zum «Wahlgotti», zum «Wahlgötti» oder zu «Wahlgrosseltern» für ein fremdsprachiges Kind werden. Als solche schenken Sie Aufmerksamkeit, Zeit und bereiten ein schönes Freizeitprogramm vor. Ansprechpartner sind unter anderem das Schweizerische Rote Kreuz , die Caritas  und der Verein MUNTERwegs.

Gartenprojekt bringt Menschen zusammen

Freiwillige Helfer sucht das Projekt «HEKS Neue Gärten» in den Kantonen Aargau, Basel, Basel-Landschaft, Bern, St. Gallen, Solothurn und Zürich. Zusammen mit Gartenfachpersonen helfen sie Flüchtlingsfrauen und ihren Kinder an einem halben Tag pro Woche bei biologischer Gartenarbeit. Dafür hat der Verein Parzellen innerhalb von Stadtgärten gepachtet. «In den «Neuen Gärten» haben die Frauen und ihre Familien die Möglichkeit, im Freien einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Sie können Gemüse, Kräuter und Beeren anbauen, sich Kenntnisse über den biologischen Anbau und das Kompostieren aneignen und dabei auch Deutsch lernen und mit Gartennachbarn in Kontakt kommen», informiert das Hilfswerk der evangelischen Kirchen. Auch die Kinder profitieren davon. Sie freuen sich, in den Gärten Platz zum Spielen zu finden. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kleidung und Spielzeug für Flüchtlinge in der Schweiz

Hilfsorganisationen nehmen Kleidung und Spielzeug entgegen. Sollten in einigen Städten die Kleiderkammern derzeit bereits voll sein, ist es sinnvoll, die Sachen aufzubewahren. Denn bald brauchen die Hilfsorganisationen neuen Nachschub. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ein effizienter Weg, Kindern aus Flüchtlingsfamilien zu helfen, besteht darin, einer Hilfsorganisation Geld zu spenden. Wer gezielt Kinder unterstützen will, kann sich unter anderem an die Verbände Plan Schweiz, Unicef Schweiz oder die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz wenden.

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