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Fruchtblase und Fruchtwasser – ein kleines, sicheres Universum für Ihr Baby

Sie schützen das Baby wie ein Airbag vor Stössen und Druck von aussen: das Fruchtwasser und die Fruchtblase. Die sogenannte Amnionhöhle bietet die ideale Umgebung für das Baby. Wir erklären, was das kleine Universum des Ungeborenen ausmacht und warum es ab und zu zu Komplikationen kommen kann. 

Die Fruchtblase umgibt Ihr Baby und schützt es.
In der Fruchtblase ist Ihr Baby gut geschützt. Foto: GettyImages Plus, Leptospira

Die Fruchtblase ist für neun Monate das Zuhause von Ihrem Baby. Dabei dient sie nicht nur als Dämpfer und Schutz vor Verletzungen, sondern ist auch der Raum, in dem sich das Kind vor der Geburt entwickelt und heranwächst. Darüber hinaus kleidet die Fruchtblase die Gebärmutter aus. Die Amnionhöhle, wie die Fruchtblase oder der Fruchtsack auch genannt wird, ist gefüllt mit der Amnionflüssigkeit, umgangssprachlich Fruchtwasser, und bildet die ideale Umgebung für den Fetus. 

Sie werden staunen! Die Fruchtblase ist ein richtiger Allrounder: Sie versorgt das Kind mit allen wichtigen Nährstoffen und schützt es gleichzeitig vor Stössen und Schlägen. Dabei ist die Menge des Fruchtwassers entscheidend für die optimale Entwicklung Ihres Kindes. 

Elastisch wie ein Luftballon und ein System in sich

Dieser Fruchtwassersack besteht aus Eihäuten, die so dick und elastisch wie die Hülle eines Luftballons sind. Ihre korrekte Bezeichnung lautet Chorion, Amnion und Dezidua. Die Eihäute schützen das Kind vor Infektionen im Mutterleib. Die vollständige Entwicklung der Fruchtblase dauert, wenn alles normal verläuft, rund acht Wochen. Genau wie die Fruchtblase selbst wird das Fruchtwasser aus Zellen gebildet, die dem Embryo und nicht der Mutter gehören. Zunächst wird die Flüssigkeit von der Fruchtblase gebildet, später zum Teil auch aus dem ausgeschiedenen Urin des Säuglings.

Vorsicht: Auch wenn der Körper mit der Fruchtblase für eine gesunde und sichere Umgebung fürs Baby sorgt, hat der Lebensstil der werdenden Mutter einen Einfluss auf das ungeborene Kind, sodass bestimmte Lebensmittel sowie ungesunde Gewohnheiten in der Schwangerschaft unterlassen werden sollten.

Die Fruchtblase – ein Multifunktionstalent

Die Fruchtblase erfüllt mehrere Funktionen. Das Fruchtwasser sorgt – gemeinsam mit der Fruchtblase, der Amnionhöhle – vor allem für den Schutz des ungeborenen Babys. Wie ein natürlicher Airbag hilft die Flüssigkeit, Stösse und Druck von aussen abzufangen und abzuschwächen. In der zehnten Schwangerschaftswoche sind etwa 30 Milliliter vorhanden, gegen Ende der Schwangerschaft ist es fast ein Liter. Das Wasser in der Fruchtblase ist ein echtes Multitalent:

→ Es verhindert Verwachsungen des Fötus mit der Plazenta.

Die lebenswichtige Flüssigkeit in der Fruchtblase fördert die Beweglichkeit des Kindes und regt so das Wachstum an.

→ Das Fruchtwasser ist der erste Durstlöscher für das Baby: Gegen Ende der Schwangerschaft trinkt es fast einen halben Liter täglich! Dabei wird der Stoffwechsel des Babys angeregt, die kleinen Nieren sowie die Blase nehmen langsam ihre Tätigkeiten auf. So ist das Baby optimal auf das Stillen nach der Entbindung vorbereitet. Gleichzeitig bekommt der Embryo eine wichtige Mischung aus Hormonen, Salzen und Mineralien, welche in der Flüssigkeit enthalten sind. Übrigens wird hier vermutlich der Grundstein für die Vorliebe vieler Menschen für Süsses gelegt, da das Fruchtwasser, genau wie später die Muttermilch, einen eher süsslichen Geschmack hat.

→ Während der Schwangerschaft hat die Flüssigkeit einen wichtigen Anteil an der Lungenreife und schützt das Kind zudem vor Infektionen

→ Bei der Geburt hat es eine unterstützende Aufgabe: Es hilft, den Gebärmutterkanal zu weiten und die Schwangere so auf die Geburt vorzubereiten.

Was das Fruchtwasser über Ihr Baby verrät

Das Fruchtwasser kann uns übrigens auch einiges über das Ungeborene Kind verraten. Bei einer Amniozentese untersucht der Arzt darum die Amnionflüssigkeit. Amniozentese ist der medizinische Fachbegriff für eine Fruchtwasseruntersuchung. Der Eingriff macht es möglich, bestimmte Krankheiten, Anomalien oder kindliche Fehlbildungen frühzeitig zu erkennen.

Die Fruchtwasseruntersuchung ist eine freiwillige Untersuchung, die angeboten wird, wenn ein erhöhtes Risiko für eine Chromosomenanomalie oder eine schwerwiegende Stoffwechselstörung des Kindes besteht. Sie gehört nicht zur normalen Routineuntersuchung, weshalb Sie unbedingt von Ihrem Facharzt über alle Risiken aufgeklärt werden sollten, falls Sie diese in Betracht ziehen. Auch sollten Sie Ihre Sorgen rechtzeitig ansprechen und soviel über die Untersuchungen wissen, wie nur möglich.

Wenn zuwenig oder zuviel Fruchtwasser vorhanden ist

So erstaunlich die Entwicklung der Amnionhöhle und des Fruchtwasser ist, kann es trotzdem zu Komplikationen kommen. Es kann nämlich sein, dass zu viel oder zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist. Ist zu wenig Fruchtwasser vorhanden, spricht man von einem Oligohydramnion. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und können von einer Wachstumsverzögerung des Fetus über Funktionsstörungen der Plazenta bis hin zu verminderter Urinproduktion des ungeborenen Kindes reichen. Ein Oligohydramnion gilt als Hinweis auf Fehlbildungen des Fetus wie etwa eine Unterentwicklung der Nieren oder Harnwegserkrankungen. Es kann jedoch gut therapiert werden, sodass Fehlbildungen oder zumindest Schwangerschaftskomplikationen vorgebeugt werden können.

Polyhydramnion ist die korrekte Bezeichnung für zuviel Fruchtwasser. Die Ursache für die Polyhydramnion liegt in der Regel darin, dass der Fötus zu wenig oder gar kein Fruchtwasser trinkt. Zuviel Fruchtwasser weist auf zahlreiche Entwicklungsstörungen wie Down-Syndrom, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Trisomie 14 und Mukoviszidose hin. Als Therapie kommt bei einer Polyhydramnion unter anderem eine Fruchtwasserentlastungspunktion infrage.

Bei dieser Behandlung wird in den letzten Schwangerschaftswochen das Fruchtwasser invasiv mit einem Katheter abgepumpt, um die Fruchtwassermenge zu regulieren, da eine Polyhydramnion in schweren Fällen zu Komplikationen wie Fehl- oder Frühgeburt führen kann. Die Behandlung geschieht mehrmals, in manchen Fällen sogar mehrere Tage hintereinander.

Wenn die Fruchtblase platzt...

Vor oder während der Geburt platzt die Fruchtblase und entleert sich. Viele Frauen bemerken den Blasensprung gar nicht, da Sie ihn beim Wasserlassen beispielsweise für Urin halten. Ein Facharzt kann jedoch den Blasensprung anhand eines Bluttests erkennen und die Flüssigkeit somit vom Urin unterscheiden. Der Blasensprung findet in der Regel mit dem Einsetzen der Geburtswehen statt. Aber nicht immer. Alles, was Sie über den Blasensprung wissen müssen, lesen Sie hier. 

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