Schwimmhilfen bieten Kindern keine Sicherheit
Das Wetter ist schön – was liegt näher, als die Badi zu besuchen oder im See zu planschen? Für die Sicherheit der Kinder sollen Schwimmhilfen sorgen. Doch Experten warnen vor Gummi-Enten, Badeinseln und Schwimmbrettern.
Schwimmhilfen sind bunt und machen Spass, ja, Kinder lieben es, mit Schwimmbrettern und Schwimmflügeln, Schwimmanzügen und Schaumstoffringen, Poolnudeln, Badeinseln und Gummi-Enten über das Wasser zu gleiten. Kein Wunder, dass Eltern ihnen gern hübsche Schwimmhilfen kaufen, die meist für wenige Franken in Kaufhäusern und an Verkaufsständen am See zu haben sind. Doch Experten warnen: Schwimmhilfen können lebensgefährlich sein!
Experten warnen vor Schwimmhilfen
«Eltern dürfen kleine Kinder nie unbeaufsichtigt am Wasser lassen – auch nicht mit Schwimmflügeli», so die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) in Bern. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V. und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) warnen ausdrücklich vor der vermeintlichen Sicherheit von Schwimmhilfen: «Schwimmflügel sind keine Lebensversicherung gegen das Ertrinken bei kleinen Kindern.»
Schwimmhilfen sind unzuverlässig
Wo die Probleme liegen, macht die Stiftung Warentest deutlich. Nicht immer sind die Luftkammern der Schwimmhilfen so gross, dass sie ein Kind auch dann über Wasser halten, wenn eine andere Luftkammer ausfällt, ergab eine Untersuchung. Und nicht immer sind Ventilstöpsel so gut befestigt, dass sie nicht reissen können. Eine akute Gefahr sind schwimmende Kinderautos und –boote, denn sie können leicht umkippen. «Ende der 1990er Jahre sind in Frankreich mehrere Kinder beim Baden mit Schwimmsitzen verunglückt», informiert die Stiftung Warentest. «Seitdem sind spielzeugähnliche Schwimmsitze in Form von Autos, Booten und dergleichen in Europa verboten.»
Selbst die vermeintlich sicherste Schwimmhilfe entbindet Eltern nicht von ihrer Aufsichtspflicht. «Damit am Wasser wirklich nichts passiert, müssen Erwachsene für eine lückenlose Aufsicht in unmittelbarer Griffnähe des Kindes sorgen», sagt Martina Abel, Geschäftsführerin der BAG. Im tiefen Wasser, also dort, wo Kinder nicht stehen können, haben Schwimmhilfen grundsätzlich nichts zu suchen: «Luftmatratzen und Schwimmhilfen gehören nicht ins tiefe Wasser! – Sie bieten keine Sicherheit», so die BFU.
Wussten Sie schon?
- Ein Kind kann in weniger als 20 Sekunden untergehen und ertrinken – und das fast immer lautlos.
- In der Schweiz ertrinken jährlich 5 Kinder im Alter von 0-9 Jahren!
- Ertrinken ist bei Kindern die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache.
- Der häufigste Unfallhergang ist ein Sturz ins Wasser, an zweiter Stelle folgt das plötzliche, meist unbemerkte Untergehen im Wasser.
- Bei allen Kinderertrinkungsunfällen war mangelhafte oder fehlende Aufsicht der verantwortlichen Personen die Hauptunfallursache.
Deshalb: Kinder immer im Auge behalten. Kleine in Reichweite.
Die Conci Badi-Tour 2016
Conci, das Maskottchen der Concordia Versicherungen, besucht auf seiner Badi-Tour jeden Sommer über 50 Badis in der Schweiz und Liechtenstein. Conci bringt in Zusammenarbeit mit der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung den Familien spielerisch näher, auf mehr Sicherheit im und am Wasser zu achten. Vor Ort können Jung und Alt das beliebte Conci-Boccia spielen und dabei tolle Preise wie zum Beispiel eine hochwertige Polaroid Kindersonnenbrille gewinnen: conci-world.ch
Schwimmhilfen stecken voller Gifte
Viele Schwimmhilfen enthalten zudem Schadstoffe. Die Stiftung Warentest fand bei einer Überprüfung von 24 Produkten nur fünf Schwimmhilfen, die keine Giftstoffe enthielten. Auch die Zeitschrift Öko-Test kommt zu Ergebnissen, die fassungslos machen. Sie entdeckte in allen untersuchten Schwimmhilfen aus PVC polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Sie gelten als krebserregend und erbgutschädigend. Darüber hinaus sind in vielen Produkten Dibutylzinn und/oder andere zinnorganischen Verbindungen als Stabilisatoren gegen Licht und Hitze enthalten, die das Hormonsystem des Menschen empfindlich stören können.
Schwimmhilfen stören beim Schwimmen lernen
Schwimmhilfen können den Lernprozess beim Schwimmen lernen unterstützen – manche aber sind hinderlich. «Wir halten Auftriebshilfen, die fest mit dem Körper verbunden sind, nicht für günstig», erklärt Axel Dietrich, Jugendbildungsreferent der Deutschen Schwimmjugend im Deutschen Schwimm-Verband mit Sitz in Kassel. «Armflügel, Gürtel und Auftriebsanzüge verschlechtern die Schwimmhaltung im Wasser und verhindern das eigentliche Auftriebserlebnis.» Poolnudeln und Schwimmbretter sind dagegen besser geeignet, Schwimmbewegungen einzuüben und werden in Schwimmkursen oft eingesetzt.
Tipps für den Kauf von Schwimmhilfen
- Sinnvoll ist es, beim Kauf einer Schwimmhilfe nach der Kennzeichnung «EN 13138» zu suchen. Sie gibt an, dass das Produkt die europäische Sicherheitsnorm für Schwimmhilfen erfüllt.
- Welches Gewicht eine Schwimmhilfe tragen kann, muss auf der Verpackung angegeben sein. Ist das nicht der Fall, ist das Produkt nicht vertrauenswürdig.
- Discounter und Verkaufsstände an Seen bieten oft preiswerte Produkte zum Kauf an, die an Qualität zu wünschen lassen. Besser, als hier zuzugreifen, ist es, sich im Fachgeschäft beraten zu lassen.
- Minderwertige Qualität lässt sich übrigens leicht erkennen: Sie zeigt sich in starkem Geruch, in scharfkantigen Nähten und schlecht verarbeiteten Ventilen.
- Eine Schwimmhilfe, die nicht aus Schaumstoff oder Styropor besteht, benötigt zwei separate aufblasbare Kammern. Bei den Ventilen sollte es sich um Rückschlagventile handeln. Nur wenn die Ventile sich in die Schwimmhilfe eindrücken lassen, können sich Kinder an ihnen nicht verletzen.