Freizeit > FesteSo wird Ostern in der Schweiz gefeiert: Traditionen für die ganze FamilieOstern ist ein besonderes Fest, das in der Schweiz mit vielen lebendigen Traditionen gefeiert wird. Es ist eine Zeit, in der Familien zusammenkommen, um die Wiedergeburt des Lebens zu feiern und sich an alten Bräuchen zu erfreuen. Die Schweiz bietet eine Vielzahl von Osterbräuchen, die von Region zu Region variieren und jede Menge Spass für Kinder und Erwachsene bieten. Vanessa Gygax InhaltsverzeichnisEiertütschten in BernOstereier färbenOstereiersucheZwänzgerle in ZürichOsterkerze anzündenOsterfeuer in verschiedenen RegionenEierläset im Baselbiet und AargauFrühlingserwachen in HuttwilBlaueierschwimmen in UsterSurrexit-Singen in Estavayer-le-LacProzession der Klageweiber in RomontHistorische Osterprozession in MendrisioOsterbrunnenOsterspende in Ferden, LötschentalMehr anzeigen Der Osterbaum gehört zwar nicht zu den traditionellen Schweizer Bräuchen – hat sich aber als farbenfrohes Deko-Element in vielen Haushalten etabliert. © Kerrick / E+ Ein zentraler Teil der Osterfeierlichkeiten ist der Osterhase, der in vielen Haushalten die Ostereier bringt. Diese Tradition hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil des Osterfestes. Kinder lieben es, die versteckten Eier zu suchen, und die Erwachsenen freuen sich auf die gemeinsame Zeit mit der Familie. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das gemeinsame Essen, das oft in Form eines reichhaltigen Osterbrunches stattfindet. Eiertütschte in Bern Im Rosengarten könnt ihr in Ruhe die schöne Aussicht auf die Altstadt geniessen. © Bern Welcome Die Eiertütschete auf dem Kornhausplatz in Bern ist ein traditionsreicher Osterbrauch, der seit über hundert Jahren gepflegt wird. Bereits 1892 dokumentierte der Berner Maler Hans Eggimann diese lebendige Tradition . Am Ostersonntag versammeln sich zahlreiche Berner:innen ab 10 Uhr auf dem Kornhausplatz, um mit bunt verzierten, hartgekochten Eiern gegeneinander anzutreten. Die Spielregeln sind einfach: Zwei Personen schlagen ihre Eier aneinander – zuerst die stumpfen Seiten, dann die spitzen. Das Ei, dessen Schale unversehrt bleibt, gewinnt und der oder die Sieger:in erhält das Ei des Verlierers – und darf eine Wochel lang nur Eiersalat essen. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in der vorösterlichen Fastenzeit, während der der Verzehr von Eiern verboten war. Da die Hühner dennoch weiterlegten, wurden die Eier gekocht, um sie haltbar zu machen. Nach der Fastenzeit wurden sie dann verzehrt oder für Spiele wie das Eiertütschen verwendet. Ostereier färben Wie gerne erinnere ich mich zurück, wenn wir Tage vor Ostern die Eier mit Blättern und Blüten verziert und mit Zwiebelschalen gefärbt haben. Der Legende nach gibt es diese beliebte Tradition lange vor der Einführung des christlichen Osterfestes. Wer es sich damals leisten konnte, wickelte die Eier in Blattgold ein. Auch für ärmere Familien gab es jedoch eine interessante Methode des Eierschmückens: Indem man sie mit Blättern oder Blüten verschiedener Blumen kochte, übertrugen sich allerlei Farben auf die Eierschale! Die Kirche erklärt die Tradition des Eierfärbens mit einer Legende. Dieser zufolge ging Maria Magdalena nach der Wiederauferstehung Christi zum Kaiser und berichtete ihm vom Wunder. Der Kaiser lachte sie jedoch aus und behauptete, dass Christus genau so wenig auferstanden sei, wie die frisch gelegten Eier vor ihm eine rote Schale hätten. In diesem Moment färbten sich die Eier rot und überzeugten ihn von der Auferstehung. Ostereiersuche Wo genau die Tradition der Ostereiersuche ihren Ursprung hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Eine der weniger bekannten, aber spannenden Erklärungen führt auf heidnische Frühlingsrituale zurück: Zum Fest der Göttin Ostara war es Brauch, Eier als Symbol für neues Leben zu verschenken. Mit der Christianisierung wurden viele dieser Bräuche verboten oder verdrängt – so auch das Eierschenken. Doch die Menschen liessen sich ihren Brauch nicht nehmen: Statt die Eier offen zu verschenken, begannen sie, sie heimlich auf den Grundstücken von Freund:innen und Verwandten zu verstecken. So wurde das Suchen der Eier geboren – und aus einem alten Ritual entstand eine neue Tradition. Zwänzgerle in Zürich Zwänzgerle ist ein einzigartiger Osterbrauch in Zürich, der bereits im 18. Jahrhundert praktiziert wurde. Während des Zweiten Weltkriegs geriet er in Vergessenheit, wurde jedoch in den 1960er-Jahren vom Quartierverein des Kreises 1 rechts der Limmat wiederbelebt. Am Ostermontag versammeln sich Kinder und Erwachsene am Rüdenplatz und unter den Bögen des Limmatquais in der Zürcher Altstadt. Die Kinder halten dabei ein hartgekochtes Osterei in der Hand, während die Erwachsenen versuchen, ein 20-Rappen-Stück so auf das Ei zu werfen, dass es in der Schale stecken bleibt. Gelingt dies, erhält der Werfer das Ei und die Münze; prallt die Münze jedoch ab, darf das Kind beides behalten. Die Ursprünge dieses Brauchs sind nicht genau bekannt, doch erfreut sich das Zwänzgerle bis heute grosser Beliebtheit und ist fester Bestandteil der Zürcher Ostertraditionen. Osterkerze anzünden In der Osternacht erhellt sie als Erste die Dunkelheit: die Osterkerze. Sie ist deutlich grösser als gewöhnliche Kerzen und besteht zu einem grossen Teil aus hellem Bienenwachs – mindestens 55 Prozent. Viele Kirchen entzünden sie in einer feierlichen Liturgie am Osterfeuer. Von ihrem Licht zünden die Besucher:innen ihre eigenen Kerzen an und tragen das Osterlicht mit nach Hause – ein stiller Moment, der berührt und verbindet. Die Tradition der Osterkerze reicht weit zurück. Bereits im vierten Jahrhundert wurde sie schriftlich erwähnt. Ihre Wurzeln liegen, wie viele christliche Bräuche, in heidnischen Ritualen. Damals galt das Feuer zu Frühlingsbeginn als Zeichen der Reinigung und Erneuerung. Aus dieser Symbolik entwickelte sich später die Osterkerze als christliches Sinnbild für das Licht Christi und die Auferstehung. Das Wachs steht für seinen reinen, menschlichen Körper, die Flamme für seine göttliche Natur. Osterfeuer in verschiedenen Regionen Osterfeuer gehören zu den eindrucksvollsten Bräuchen rund um das Osterfest. Besonders in katholisch geprägten Regionen der Schweiz lodern am Karsamstag oder Ostersonntag grosse Feuer und schaffen eine festliche, beinahe magische Atmosphäre. Sie stehen sinnbildlich für das Licht, das die Dunkelheit vertreibt, für Erneuerung, Gemeinschaft – und für die Auferstehung. Viele Familien nutzen die Gelegenheit, gemeinsam hinauszugehen und das Schauspiel unter freiem Himmel mitzuerleben. Manchmal wird das Osterfeuer begleitet von Musik, Gesang oder sogar einem kleinen Dorffest mit Essen und Getränken – ein Ort der Begegnung, an dem Brauchtum lebendig wird. Ein besonders schöner Brauch wird im Tessin gepflegt: In mehreren Dörfern entzünden die Menschen nicht nur ein Feuer, sondern lassen auch die Kinder aktiv mitwirken. Sie dürfen die vom Priester geweihte Glut in kleinen Metallkesseln mit nach Hause tragen – ein Zeichen dafür, dass das Osterlicht weitergetragen wird, von Haus zu Haus, von Generation zu Generation. Eierläset im Baselbiet und Aargau Der Eierläset ist ein traditioneller Frühlings- und Fruchtbarkeitsbrauch, der in den Kantonen Basel-Landschaft und Aargau gepflegt wird. Dieser Brauch symbolisiert den Sieg des Frühlings über den Winter und wird meist am Sonntag nach Ostern, dem sogenannten Weissen Sonntag, durchgeführt. Auf einer festgelegten Strecke werden zwei parallele Bahnen mit jeweils 80 bis 100 kleinen Sägemehlhaufen ausgelegt. Auf jedem Haufen wird ein Ei platziert. Zwei Gruppen treten gegeneinander an, wobei eine den Winter und die andere den Frühling repräsentiert. Die Läufer:innen jeder Gruppe rennen nacheinander zum entferntesten Ei ihrer Bahn, heben es auf und kehren zur Wurflinie zurück. Von dort werfen sie das Ei der Person zu, die es in einer mit Spreu gefüllten Wanne auffängt. Zerbricht ein Ei oder verfehlt die Wanne, muss der Läufer die Strecke erneut absolvieren, ohne ein weiteres Ei mitzunehmen Bei jedem zehnten Ei sind zusätzliche Aufgaben zu bewältigen, wie das Zurücklegen der Strecke auf einem Rollbrett oder das Transportieren eines anderen Läufers in einer Schubkarre. Das Team, das zuerst alle Eier erfolgreich eingesammelt hat, gewinnt den Wettkampf. Traditionell wird darauf geachtet, dass der Frühling siegt, um den Übergang zur neuen Jahreszeit zu symbolisieren. Nach dem Wettkampf versammeln sich Teilnehmer und Zuschauer oft zu einem gemeinsamen Mahl, bei dem die gesammelten Eier in Form von Eierspeisen verzehrt werden. Dieser gesellige Abschluss fördert das Gemeinschaftsgefühl und rundet den traditionellen Anlass ab. Frühlingserwachen in Huttwil In Huttwil im Kanton Bern findet jedes Jahr das Frühlingserwachen statt. Hier präsentieren Künstler:innen ihre kunstvoll bemalten Eier – darunter nicht nur Hühnereier, sondern auch Straussen-, Schwanen-, Wachtel- oder sogar Pelikaneier. Die Ausstellung ist ein Highlight für alle, die sich für die Kunst der Eiermalerei begeistern. Neben der Ausstellung lädt Huttwil zu einem Osterweg ein, der als Gemeinschaftsprojekt der Einwohnergemeinde und der Kirchen gestaltet wird. Der Weg ermöglicht dir und deiner Familie, die Ostergeschichte auf kreative und sinnliche Weise zu erleben. Auf dem Weg werden all eure Sinne angesprochen. Von der Bretzelherstellung bis zur künstlerischen Interpretation des Kreuzwegs gibt es für Gross und Klein viel zu entdecken. Blaueierschwimmen in Uster In Uster im Kanton Zürich findet das Blaueierschwimmen statt. Bei diesem mutigen Unterfangen stürzen sich Schwimmer:innen in den eisigen Greifensee, um 20 Meter weiter ein blaues Ei vom Sprungturm zu holen. Diese Tradition ist zwar erst etwa zehn Jahre alt, hat sich jedoch schnell zu einem beliebten Event entwickelt. Das Blaueierschwimmen ist nicht nur ein Test der Kälteresistenz, sondern auch eine Möglichkeit, sich für die Umwelt zu engagieren. Surrexit-Singen in Estavayer-le-Lac Wer Ostern einmal auf besondere Weise erleben möchte, dem sei ein Besuch in Estavayer-le-Lac empfohlen. Das charmante Städtchen am Neuenburgersee im Kanton Freiburg bietet nicht nur eine malerische Altstadt, sondern auch einen einzigartigen Osterbrauch: das Surrexit-Singen. In der Nacht auf Ostersonntag – genau genommen am späten Karsamstag – versammeln sich kurz vor Mitternacht Sänger vor der Kirche Saint-Laurent. Dort wird das jahrhundertealte Lied «Surrexit Christus hodie» angestimmt, mit dem symbolisch die Auferstehung Christi und das Ende der Fastenzeit gefeiert wird. Danach zieht eine feierliche Prozession mit brennenden Fackeln singend und betend durch die Altstadtgassen – ein beeindruckendes Erlebnis, das auch für ältere Kinder faszinierend ist. Den festlichen Abschluss bildet ein gemeinsames Essen auf dem Dorfplatz mit traditionellen Speisen wie Sauerkraut und Wurst. Unser Tipp: Kombiniert euren Besuch mit einem Tagesausflug – etwa einem Spaziergang entlang des Sees oder einer Erkundung der mittelalterlichen Stadtmauern. Estavayer-le-Lac lässt sich wunderbar zu Fuss entdecken, und wer mag, packt noch ein kleines Osterpicknick ein. Prozession der Klageweiber in Romont Seit 1755 findet in Romont am Karfreitag die Prozession der Pleureuses statt. © Frédéric Rochat Am Karfreitag wird es im mittelalterlichen Städtchen Romont im Kanton Freiburg besonders still und eindrücklich. Nach der Lesung der Passionsgeschichte in der Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption beginnt eine feierliche Prozession: In Schwarz gekleidete Frauen – bekannt als Les Pleureuses – ziehen langsam durch die Oberstadt. Sie tragen rote Kissen, auf denen symbolisch die Leidenswerkzeuge Christi ruhen: Dornenkrone, Geissel, Nägel, Hammer und Zange. Mit leisen Gesängen und Gebeten erinnern die Teilnehmenden an das Leiden und Sterben Jesu – eine berührende Tradition, die Karfreitag auf eindringliche Weise erlebbar macht. Historische Osterprozession in Mendrisio Die Osterprozession führt durch die Altstadt von Mendrisio. © Luca Crivelli / Ticino Tuirsmo Am Gründonnerstag verwandelt sich die Altstadt von Mendrisio im Tessin in eine eindrucksvolle Kulisse für ein einzigartiges Schauspiel: Processioni Storiche della Settimana Santa di Mendrisio, die historische Osterprozession. Seit Jahrhunderten ziehen Darsteller:innen in historischen Kostümen durch die engen Gassen, begleitet von römischen Soldaten, biblischen Figuren und stimmungsvoller Musik. Die Prozession beginnt am Abend und führt durch das stimmungsvoll beleuchtete Zentrum – vorbei an aufwendig dekorierten Kulissen und sogenannten «Trasparenti», bemalten Leuchtbildern, die eigens für diesen Anlass geschaffen wurden. Sie verleihen der Prozession eine ganz besondere, fast magische Atmosphäre. Dieser Brauch geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und wurde 2019 als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt. Wer die Osterzeit einmal in ganz besonderem Rahmen erleben möchte, findet in Mendrisio ein tief bewegendes Ereignis, das Geschichte, Glaube und Gemeinschaft auf eindrucksvolle Weise vereint. Osterbrunnen Viele Brunnen werden an Ostern bunt dekoriert – wie hier in Zürich. © PurpleImages / iStock / Getty Images Plus Zur Osterzeit verwandeln sich vielerorts in der Schweiz Brunnen in farbenfrohe Frühlingskunstwerke. Mit bunten Eiern, farbigen Bändern und Blumen liebevoll geschmückt, laden sie zum Staunen, Spazieren und Verweilen ein. Ob in Bischofszell, Vully, Heimisbach oder Laufenburg – der Brauch des Osterbrunnenschmückens ist hier längst zu einem beliebten Anlass geworden, um Brauchtum zu pflegen und gemeinsam den Frühling zu feiern. Seinen Ursprung hat dieser Dankbarkeitsbrauch in der Fränkischen Schweiz im Norden Bayerns. In dieser wasserarmen Kalksteinregion war Wasser lange Zeit ein kostbares Gut. Um die wenigen Quellen zu ehren, reinigte man vor Ostern die Brunnen und schmückte sie aus Dankbarkeit reich mit Symbolen der Fruchtbarkeit und des Lebens: Eiern, Blumen und Bändern. Diese Tradition hat dort eine über 100-jährige Geschichte und entwickelte sich mit der Zeit zum Dorffest mit festlichem Charakter. Osterspende in Ferden, Lötschental In Ferden im Wallis wird am Ostermontag eine aussergewöhnliche und tief in der Geschichte verwurzelte Tradition gepflegt: die Osterspende. Sie geht auf das 14. Jahrhundert zurück und verbindet Glaube, Gemeinschaft und eine alte Sage: Ein verstorbener Senn soll einst als ruheloser Geist das Vieh von den Alpen Faldum, Resti und Kummen in die Flucht geschlagen haben. Als Gegenmittel gegen diesen sogenannten «Schadenzauber» gelobten die Alpbesitzer, jährlich die Milch von zwei Tagen zu Käse zu verarbeiten und diesen zu verschenken. Diese Tradition wird bis heute liebevoll weitergeführt. Am Ostermontag wird der Ziger im Gemeindekeller mit Salz zu einem feinen Brei verarbeitet und in traditionelle Tannenrindenformen – sogenannte Rümpfe – gefüllt. Am Vormittag erhalten die Kinder ihre Portion nach der Messe, später folgen die Erwachsenen.