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3D Ultraschall: Unnötige Spielerei oder medizinisches Hilfsmittel?

3D Ultraschall ist in manchen Ländern bereits ein weitverbreiteter Trend. Auch hierzulande gibt es immer mehr werdende Eltern, die ihr Ungeborenes gern in 3D sehen möchten. Doch ist der Ultraschall mit 3D-Technik nur ein Spielzeug oder hauptsächlich ein medizinisches Untersuchungsmittel?

Das Gesicht des Babys ist beim 3D Ultraschall gut zu erkennen.
Beim 3D Ultraschall sind die Gesichtszüge des Babys bereits gut zu erkennen. Foto: Patrick Danger, flickr, CC-Lizenz (by-nc)

Im englischsprachigen Raum ist der 3D Ultraschall längst grosse Mode geworden. In Amerika kann man im Einkaufszentrum mal eben ein 3D Foto vom ungeborenen Baby machen lassen. Für ein paar Dollar mehr gibt es das erste Porträt auch noch auf der Tasse oder dem Mousepad. Die Namen der Anbieter, wie beispielsweise «Englightened – 3D/4D Imaging and Photography» in Bloomington, verraten schon, dass es dabei nicht um Diagnostik sondern um schöne Bilder geht. Spätestens seitdem der britische Fussballstar Wayne Rooney mit seiner Frau Coleen seine Freunde zu einer 3D-Ultraschallparty eingeladen hat, ist der Trend auch in Europa angekommen. Mit einer medizinischen Untersuchung hat dies nichts mehr zu tun. Der 3D Ultraschall wurde jedoch in erster Linie ganz genau dafür entwickelt.

Bei einem 3D Ultraschall handelt es sich im Grunde um einen normalen 2D Ultraschall, bei dem die herkömmlichen Ultraschallbilder von einer beweglichen Sonde und mit Hilfe komplizierter Computertechnik in 3D-Aufnahmen umgerechnet werden. Die Auflösung der Bilder ist aber im Allgemeinen schlechter als bei einem 2D-Ultraschall, auch wenn für einen Laien das räumlich dargestellte Kind besser zu erkennen ist, als bei einem herkömmlichen Ultraschall.

Ist 3D Ultraschall sinnvoll?

In der medizinischen Praxis wird der 3D Ultraschall deshalb auch nur bei wenigen speziellen Fragestellungen als sinnvoll erachtet, heisst es auf der Website des Universitätsspitals Zürich. So können Organe bei einem 3D Ultraschall zum Teil besser gesehen werden. Dr. med. Sevgi Tercanli erklärt auf der Website swissmom.ch, dass ein 3D Ultraschall vor allem dann Sinn macht, wenn ein Verdacht auf bestimmte körperliche Besonderheiten, wie Gesichtsspalten oder Spina bifida (offener Rücken) besteht. Bei einem 3D Ultraschall könnten Oberflächenveränderungen besser gesehen werden als bei einem normalen Ultraschall. In Zukunft, wenn die 3D-Technik noch weiter entwickelt wird, rechnet Dr. Tercanli damit, dass der räumliche Ultraschall mehr dazu eingesetzt wird, um kindliche Herzfehler und Unregelmässigkeiten zu erkennen.

Bei den meisten anderen Problemen oder Fragen, die ein Arzt durch einen Ultraschall klären möchte, reicht hingegen ein normaler 2D Ultraschall. Dies gilt um so mehr, da viele Ärzte mit der herkömmlichen Technik vertrauter sind und die Bilder eines solchen Ultraschalls besser auswerten können. Hinzu kommt, dass die Qualität des 3D Ultraschallbildes beträchtlich unter verschiedenen Faktoren leiden kann. Dazu gehören wenig Fruchtwasser, eine an der Vorderwand liegende Plazenta oder auch eine dicke Bauchdecke.

Das grosse Geschäft mit 3D Ultraschall

Die zumindest im Moment bestehenden Grenzen der Diagnostik durch 3D Ultraschall halten jedoch manche Ärzte und Firmen nicht davon ab, im 3D Ultraschall ein gewinnbringendes Geschäft zu wittern. Die Nachfrage gibt ihnen oft recht. In Lausanne beispielsweise bietet die Firma Echobaby für 240 Franken «einen unvergesslichen und intimen Moment mit dem Baby» an, berichtet die Verbraucherwebsite ktipp.ch. Bei dem Zürcher Gynäkologen Pierre Villars gibt es den 3D Ultraschall für 350 Franken. Da auch bei anderen 3D Ultraschalluntersuchungen, die durch Ihren Arzt oder in einem Spital durchgeführt werden, die medizinische Notwendigkeit nicht immer eindeutig festgestellt werden kann, werden die Kosten von der Krankenkasse in der Regel nicht übernommen.

Viele Ärzte halten von diesem sogenannten Babyfacing oder Babywatching, bei denen der 3D Ultraschall nur zum Spass durchgeführt wird, nicht viel. Eine Expertengruppe der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe veröffentlichte vor einigen Jahren eine Empfehlung, nach der Frauenärzte von solchen überflüssigen Anwendungen abraten sollten. Besonders 3D-Sitzungen, bei denen kein Arzt dabei ist, können bei den Schwangeren eher Ängste auslösen als beruhigen. Wenn beispielsweise auch für Laien erkennbar sei, dass mit dem Baby etwas offensichtlich nicht stimme, dann sei die Anwesenheit eines Arztes zwingend notwendig.

Manche sehen den 3D Ultraschall jedoch etwas positiver für die werdenden Eltern. Gerade den Vätern könne durch ein räumlich dargestelltes Bild von ihrem Kind schon vor der Geburt dabei geholfen werden, eine Beziehung zu ihrem noch ungeborenen Kind aufzubauen.

Und was ist 4D Ultraschall?

Beim 4D Ultraschall kommt zum 3D Ultraschall noch eine Dimension hinzu: die Zeit. Die zukünftigen Eltern können so in Echtzeit die Bewegungen ihres Kindes beobachten. Deshalb wird der 4D Ultraschall auch Live 3D Ultraschall genannt. 

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