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Gebärmuttersenkung: Jede dritte Mutter ist betroffen. Diese Massnahmen helfen

Fast ein Drittel aller Frauen unter 45 Jahren, die entbunden haben, leiden unter einer Gebärmuttersenkung oder anderen Beckenbodensenkungen. Dennoch liest und hört man nur wenig darüber. Höchste Zeit, diesem Thema Beachtung zu schenken. Iris Lehner, Expertin für Postnatales Training, klärt über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Gebärmuttersenkung auf.

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Fehlender Halt oder ein Fremdgefühl in der Scheide gehören zu den möglichen Symptomen einer Gebärmuttersenkung. Bild: Doucefleur, Getty Images

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Beckenbodensenkung kann bei Frauen unter anderem nach einer oder mehreren Geburten auftreten. Weitere Ursachen.
  • Bei der Beckenbodensenkung können sich die Blase, die Gebärmutter und der Darm absenken.
  • Bei einer ausgeprägten Gebärmuttersenkung fällt die Gebärmutter teilweise oder ganz aus der Scheide heraus.
  • Eine Gebärmuttersenkung kann nicht rückgängig gemacht werden, doch es gibt einige Massnahmen, um sie zu behandeln.

Der weibliche Beckenboden übernimmt eine sehr wichtige Aufgabe: Er verschliesst das Becken nach unten und hält so – zusammen mit dem Bindegewebe (wie etwa Faszien und Bänder) – die Beckenorgane an ihrem Platz. Zu diesen Organen gehören die Gebärmutter, die Blase und der Darm. Nach einer Geburt können sich diese Organe absenken. Das kann nicht nur unangenehm werden, sondern auch Schmerzen verursachen.

Was passiert bei einer Gebärmuttersenkung?

Wenn bei einer Beckenbodensenkung die Gebärmutter absinkt, spricht man von einer Gebärmuttersenkung. Dabei kann sich die Gebärmutter in die Scheide senken. In sehr seltenen Fällen kann es zu einem Prolaps kommen, wobei sich die Gebärmutter so weit absenkt, dass sie am Scheidenausgang sichtbar wird. Die Blase kann sich dabei in Richtung der vorderen Scheidenwand (Zystozele) und der Darm Richtung hintere Scheidenwand (Rektozele) senken.

Dadurch entsteht eine Wölbung in der Scheidenwand, welche häufig von aussen sichtbar ist und die ertastet werden kann. Die Senkung wird in vier unterschiedliche Grade eingeteilt:

1 Eine Gebärmuttersenkung 1. Grades ist sehr minimal ausgeprägt und wird von der betroffenen Frau oft gar nicht bemerkt.

2 Beim 2. Grad sinkt der Gebärmuttermund (Portio uteri) in die Scheide ab und wird in der Scheide sichtbar.

3 Vom 3. Grad spricht man, wenn der Gebärmuttermund bis zum Scheideneingang abgesunken und in der Scheide sichtbar ist.

4 Beim 4. Grad fällt die Gebärmutter teilweise oder komplett aus dem Scheideneingang. In diesem Falle spricht man vom Gebärmuttervorfall (Prolaps uteri)

Was sind die Symptome bei einer Senkung?

Eine Senkung kann sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Etwa durch…

… das Gefühl von fehlendem Halt nach unten, als würde alles unten rausfallen.

… ein Fremdgefühl in der Scheide.

… Probleme beim Einführen und Halten von Tampons oder Menstruationstassen.

… ein Druckgefühl nach unten.

… Probleme bei der Entleerung der Blase oder dadurch, dass keine vollständige Entleerung möglich ist.

… Schmerzen beim Sex.

… Schmerzen beim Stuhlgang.

Risikofaktoren für eine Beckenbodensenkung

Neben Schwangerschaften und vaginalen Geburten gibt es auch andere Faktoren, die das Risiko einer Gebärmuttersenkung erhöhen. Das Risiko steigt mit

  • dem Alter
  • Übergewicht
  • chronischen Verstopfungen
  • chronischem Husten
  • einer angeborenen Bindegewebsschwäche

Wie kann man eine Beckenbodensenkung ertasten?

Wenn solche Symptome auftreten, sollte dies mit dem Gynäkologen besprochen werden. Eine Senkung ist auf dem Ultraschall ersichtlich und kann ertastet werden. Häufig werden diese Untersuchungen im Liegen durchgeführt, wo die Schwerkraft aber weniger wirkt als im Stehen. Deshalb sollten Sie unbedingt darauf achten, dass eine Untersuchung später am Tag und auch im Stehen durchgeführt wird. Vor allem, wenn im Liegen alles in Ordnung scheint, die Symptome aber trotzdem bestehen bleiben.

Kann sich eine Beckenbodensenkung zurückbilden?

Eine Senkung lässt sich nicht rückgängig machen. Da sehr wenige Betroffene über ihr Leid sprechen, wird die Diagnose für viele Frauen neben der körperlichen zu einer grossen psychischen Belastung. Aber so auswegslos, wie die Situation anfangs erscheinen mag, ist sie nicht: Auch wenn ein Rückgang einer Senkung nicht möglich ist, gibt es einige Massnahmen, welche zu Verbesserungen führen können.

Ein auf den Beckenboden spezialisierter Physiotherapeut kann Betroffene unterstützen und helfen, die in der jeweils persönlichen Situation besten Massnahmen zu finden. Aber auch Beckenbodentraining kann hilfreich sein, genauso wie gezielte Entspannungen. Nach einer Geburt ist Rückbildungsgymnastik ausserdem eine wichtige vorbeugende Massnahme.

Was kann ich tun bei einer Senkung?

Häufig wird bei einer Senkung schweres Heben und High Impact verboten. Eine Reduktion dieser Belastungen ist als Massnahme für den Anfang definitiv sinnvoll. Zusätzlich können Pessare und Vaginaltampons (nicht zu verwechseln mit dem Menstruationsprodukt!) unterstützen. Diese können zeitlich beschränkt für gewisse Aktivitäten oder dauerhaft verwendet werden. Es gibt unterschiedliche Modelle und eventuell müssen ein paar ausprobiert werden, bevor man das passende Produkt findet.

Mit einem Trainingsaufbau können problematische Belastungen wie schweres Heben oder intensives Training langsam wieder aufgenommen werden. Mit dem richtigen Training und eventuell zusätzlicher Unterstützung durch die erwähnten Hilfsmittel liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, mit einer Gebärmuttersenkung den Alltag wieder normal zu bestreiten und Sport zu betreiben.

Wann muss eine Beckenbodensenkung operiert werden?

Schlussendlich ist auch eine Operation möglich. Diese wird dann in Erwägung gezogen, wenn die erwähnten Behandlungen nicht die gewünschte Verbesserung bewirken und die Betroffene weiterhin unter den Symptomen leidet. Bei einer Operation wird das Gewebe gestrafft und der angehobene Beckenboden fixiert.

Fazit

Es gibt also durchaus Möglichkeiten und Hoffnung, wenn man von der Diagnose Gebärmuttersenkung betroffen ist. Häufig hilft es auch, im Umfeld offen darüber zu reden, etwa mit Freundinnen oder anderen Müttern. Der Statistik nach sind die Chancen nicht klein, dass es auch anderen gleich geht.

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