Medikamente: So rutschen sie leichter hinunter
Lippen zusammenpressen und Kopf wegdrehen – Eltern fühlen sich machtlos, wenn das Kind die vom Kinderarzt verordneten Medikamente nicht nehmen will. Tipps und Tricks helfen, das Kind richtig zu versorgen, damit es bald wieder gesund und fröhlich herumspringt.
«Bäh – das mag ich nicht!» Das Gemüse wegzulassen, das diesen Satz ausgelöst hat, und alternativ ein anderes anzubieten, ist leicht möglich. Doch wenn es um Medikamente geht, wird die Sache schwieriger. Denn manche Medikamente müssen nun mal geschluckt werden, damit das Kind wieder gesund wird. Zum Glück schmecken die meisten Medikamente heute Kindern gut. Doch nicht nur Arzneisäfte, auch Tabletten, Zäpfchen, Augen- und Ohrentropfen können eine Flut von Tränen auslösen. Mit viel Geduld und etwas Phantasie können Eltern ihrem Kind Medikamente trotzdem schmackhaft machen.
Tabletten schlucken lässt sich üben
Kinder sind bereits im vierten Lebensjahr motorisch in der Lage, Tabletten zu schlucken. «In der Realität hilft dem Kind und der Bezugsperson dieses Wissen aber wenig», so die Hauszeitung der Stiftung Ostschweizer Kinderspital. «Denn das Kind weigert sich, die Medikamente zu schlucken, weil es oft nicht genau weiss, warum es die Tablette schlucken muss oder die Tablette zu gross ist».
Muss das Kind wirklich eine Pille einnehmen, weil kein ebenso wirksamer Arzneisaft und keine alternativen Zäpfchen zur Verfügung stehen, macht es Sinn, zuvor mit dem Kind das Tablettenschlucken zu üben. Astrid Koch, Pflegefachperson MScN und Expertin in Intensivpflege beim Ostschweizer Kinderspital hat ein entsprechendes Schulungsprogramm entwickelt. Zentraler Bestandteil ist ein Tablettenschlucktraining mit Smarties oder Tic-Tacs. «Einigen Kindern fällt es leichter, zum Beispiel mit Gurkenstückchen oder Eiswürfeln zu üben, denn die rutschen besser hinunter», so die Stiftung Ostschweizer Kinderspital. Der Kreativität sei keine Grenzen gesetzt, solange das Übungsmaterial gut verdaulich sei.
Grosse Tabletten, in der Mitte geteilt, lassen sich leichter schlucken. Doch wer Tabletten zerschneidet, läuft Gefahr, dass die Inhaltsstoffe in hoher Konzentration besonders schnell in den Organismus gelangen und dadurch weniger wirksam sind. Nebenwirkungen können entstehen. Wer Pillen teilen will, sollte zuvor in der Apotheke nachfragen, ob die Tabletten dafür geeignet sind.
Vaseline lässt Fieberzäpfchen leichter gleiten
Zäpfchen, die schlecht gleiten, sind unangenehm für Kinder. «Zäpfchen gleiten besser, wenn sie handwarm sind und mit etwas Wasser abgespült wurden», informiert der Verband der Kinder- und Jugendärzte. «Cremes oder Öle zum Einführen sind in der Regel weniger geeignet, da sie die Aufnahme des Wirkstoffs beeinträchtigen können, Vaseline kann allerdings benutzt werden.»
Fieberzäpfchen – so geht es am besten:
- Legen Sie das Kind auf die Seite. Die Beine sollten angezogen sein.
- Führen Sie das Zäpfchen ein.
- Drücken Sie die Pobacken für eine kleine Weile zusammen, damit das Zäpfchen nicht wieder herausrutschen kann.
Medikamente mit Saft versüssen
Das Kind will den Arzneisaft nicht schlucken? Das Kindermädchen Mary Poppins aus dem gleichnamigen Musical-Fantasyfilm wusste Rat: «Wenn ein Löffelchen voll Zucker bittre Medizin versüsst, rutscht sie gleich noch mal so gut …» Heute versüssen Eltern Arzneisäfte wenn nötig eher mit Fruchtsaft. Wichtig ist es aber, zuvor den Kinderarzt zu fragen, ob die Arznei den Mix verträgt. «Wird das Medikament gleichzeitig mit Milch oder Milchprodukten oder Grapefruitsaft eingenommen, kann dies die Verarbeitung im Körper beeinflussen», warnt der Verband der Kinder- und Jugendärzte.
Medikamente: Ein Gummibärchen für jeden Augentropfen
Schon kleine Kinder leiden häufig unter einer Bindehautentzündung. Dann muss getropft werden. Doch das Fläschchen, das sich beim Tropfen so nah über dem offenen Auge befindet, löst bei Kindern Angst aus.
Mit der folgenden Methode wird das Tropfen des Medikamentes viel angenehmer:
Das Kind legt sich flach auf den Rücken – zum Beispiel auf den Wickeltisch oder das Sofa. Legen Sie nun eine Hand auf die Stirn, damit sein Kopf nicht wackelt. Nun schliesst es die Augen. Mit der anderen Hand lassen Sie aus dem geöffneten Fläschchen einen Tropfen in den Innenwinkel des Auges fallen. Wenn das Kind die Augen öffnet, rutscht der Tropfen von selbst ins Auge. Erst jetzt lösen Sie die Hand wieder von der Stirn. Ein Gummibärchen oder eine Rosine pro Tropfen kann das Verarzten versüssen.
Ohrentropfen: Erst das Kuscheltier, dann das Kind
Ohrentropfen tun nicht weh. Doch die Flüssigkeit im Ohr kann sich unangenehm anfühlen. So ist es kein Wunder, dass viele Kinder Ohrentropfen nicht mögen.
Lassen Sie das Kind zuerst auf dem Wickeltisch oder dem Sofa das Kuscheltier verarzten. Sicher mag Ihr Kind gern in die Rolle des Tierarztes schlüpfen, der dem Kuscheltier die Ohrentropfen verabreicht. Heben Sie für solche Fälle ein kleines Fläschchen oder eine gespülte Pipette auf, in das Sie nun Wasser füllen.
Anschliessend ist Ihr Kind an der Reihe. Wenn es auf der Seite liegt, streichen Sie ihm die Haare hinter das Ohr. Lassen Sie die Ohrentropen in den Gehörgang tropfen. Nun muss das Kind noch einige Minuten liegen bleiben, damit die Tropfen gut ins Ohr rutschen und sich dort verteilen. Eine kleine Geschichte verkürzt die Wartezeit.