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So erklären Sie Kindern das Judentum

Wie feiern Juden Chanukka und weshalb tragen Sie Locken? Obwohl das Judentum eine der ältesten Religionen auf der Welt ist, wirft es noch immer viele Fragen auf. Lesen Sie bei uns, wie Sie einem Kind verständlich erklären, was das Judentum ist.

Was ist das Judentum?
Wie feiern Judenkinder Chanukka? Das und noch viel mehr über das Judentum erfahren Sie bei uns. Foto: iStockphoto - Thinkstock

Eltern können Fragen zum Judentum manchmal nur schwer beantworten. Wir helfen ihnen mit drei der häufigsten Kinderfragen.

Drei Kinderfragen zum Judentum

Warum haben Juden so komische Frisuren und Kappen?

Viele Juden tragen einen Bart und Schläfenlocken, die auch Pejes genannt werden. Das Tragen dieses Haarschnitts geht auf das dritte Buch Mose zurück, wo steht «Ihr sollt euer Kopfhaar nicht rundum abschneiden.» Damit die Haare an den Ohren nicht zu lange herunterhängen, werden sie gelockt.

Die Kippa ist eine kreisförmige Kopfbedeckung aus Stoff oder Leder. Oft wird sie mit einer Metallklammer an den Haaren des Hinterkopfes befestigt. Obwohl es nicht vorgeschrieben ist, wird die Kippa nicht nur beim Gebet, sondern auch häufig im Alltag getragen. Sie signalisiert Gottesfurcht und Bescheidenheit.

Was heisst Beschneidung?

Die Beschneidung ist ein jüdisches Ritual, bei dem die Vorhaut des männlichen Gliedes entfernt wird. Abraham verkündete, dass ein Knabe am achten Tag nach der Geburt beschnitten werden soll um in den Bund Gottes aufgenommen zu werden. Auch erwachsene Männer, die zum Judentum übertreten, müssen beschnitten werden.

Warum trennen Juden Fleisch und Milch?

Weil das Mischen von Fleisch und Milch nicht koscher ist. Koscher bedeutet  «geeignet» oder «rein» und bezeichnet Nahrungsmittel, welche Juden ohne Bedenken verzehren können. In der Tora steht das Mischverbot an drei verschiedenen Stellen: «Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter bereiten.» Wenn ein Jude Fleisch gegessen hat, darf er erst wieder Milchprodukte essen, wenn er das Fleisch verdaut hat. Auch die Töpfe, das Geschirr, der Tisch und die Küchentücher werden für Milch und Fleisch getrennt.

Noch immer nicht alles klar? Dann lesen Sie unsere Hintergrundinformationen zum Judenutm!

Geschichte des Judentums in Kürze

Das Judentum ist etwa 4000 Jahre alt und geht auf die Geschichte Abrahams, den Stammesvater des Volkes Israel, zurück. Dieser schloss in Mesopotamien (heutiger Irak) einen Bund mit Gott: Unter der Bedingung, keine anderen Götter zu verehren, versprach Gott Abraham, seine Nachkommen zu einem mächtigen Volk zu machen. Auch versprach er ihnen einen Messias, der eines Tages zur Erde kommt und sie von allem Bösen befreit. Im Gegensatz zu den Christen glauben die Juden aber nicht, dass Jesus der prophezeite Erlöser ist.

Wo wird gebetet?

Synagoge bedeutet übersetzt «Versammlungsort» und bezeichnet das Gebäude, in dem Gottesdienste, jüdische Feste und der Religionsunterricht stattfinden. Synagogen sind in Ost-West-Richtung gebaut, damit sich Besucher beim Beten gegen Osten ausrichten können. Obwohl Jerusalem tatsächlich im Südosten liegt, dachte man früher, dass sich die Hauptstadt der Juden von Europa aus gesehen im Osten befindet. Im Toraschrein werden die handgeschriebenen Torarollen aufbewahrt. Ausserdem befinden sich in der Synagoge ein Lesepult, das ewige Licht, ein Waschbecken zur Reinigung der Hände und Bänke oder Stühle zum Sitzen.

Was steht in der Tora?

Die wichtigste Schrift des Judentums ist die hebräische Tora. Sie gehört zum Alten Testament und enthält mündliche überlieferte Geschichten über die Nachkommen Abrahams. Ebenfalls in der Tora stehen Gebote wie das tägliche Gebet, Speisevorschriften und viele weitere Gesetze des Zusammenlebens. Im Laufe eines Jahres wird in der Synagoge die handgeschriebene Thora einmal ganz vorgelesen. Es ist für jeden Juden eine grosse Ehre, einen Teil der heiligen Schrift vorzutragen.

Eine andere Schrift ist der Talmud, der das Alte Testament mit Geschichten erläutert und erklärt, wie man Gesetze im Alltag umsetzt.

Speisevorschriften im Judentum
In der Tora stehen viele verschiedene Speisevorschriften. Dieser Junge isst eine Matzo Suppe aus Brot, Eiern, Wasser und Öl. Foto: Hemera - Thinkstock

Jom Kippur

Das Versöhnungsfest Jom Kippur ist der wichtigste jüdische Feiertag. Er steht für den Tag, an dem Gott dem jüdischen Volk die Sünde des Goldenen Kalbes vergeben hat: 40 Tage nachdem Gott am Berg Sinai verkündete, dass die Menschen keine anderen Götter haben sollten, praktizierten die Israeliten Götzendienst. Mose flehte auf dem Berg Sinai um Vergebung und erhielt diese schliesslich durch Gott. In Erinnerung an diesen Tag fasten Juden an Jom Kippur und bitten in der Synagoge um Vergebung der Sünden.

Chanukka

Das Lichterfest Chanukka dauert acht Tage und erinnert an ein Wunder: Während eines Krieges hatten die Menschen so wenig Öl, dass sie glaubten, die Lichter im Tempel seien nicht mehr entzündbar. Als sie die Leuchter entzündeten, brannte die Flamme acht Tage bis die Menschen neues Öl besorgen konnten. An Chanukka wird jeden Abend die Chanukkia, der achtflammige Leuchter, entzündet. Kinder bekommen Geschenke und essen mit Öl zubereitete Speisen.

Pessach

Das achttägige Pessachfest erinnert Juden an den Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft. Gott sandte zehn Plagen über die Ägypter und verschonte die Israeliten. Diese flohen so hastig, dass sie keine Zeit mehr hatten, ihre Speisen säuern zu lassen. Juden essen während der Pessachzeit nur ungesäuertes Brot um der harten Zeit zu gedenken. Für die ungesäuerten Speisen wird spezielles Geschirr verwendet, dass nur einmal im Jahr zum Zuge kommt.

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