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Familienprobleme: Hier finden Sie Hilfe

Stress und Probleme in der Familie. Besonders Eltern mit kleineren Kindern sind davon betroffen. Das kostenlose Online-Elterntraining zur Bewältigung von Familien-Stress hilft Eltern, das Familien-Klima zu verbessern.

Familienstress. Besonders Eltern mit kleineren Kinder sind davon betroffen. Elternberatung kann helfen.
Streit in der Familie? Das Online-Elterntraining verbessert das Familienklima. Foto: Stockbyte, altrendo images, Thinkstock

Yves Hänggi, Sie sind Psychologe und arbeiten am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. Sie sind der Vater des kostenlosen Online-Elterntrainings zur Bewältigung von Familienstress. Sie haben eine Dissertation über den Erfolg des Trainings verfasst. Zuerst einmal: Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee?

Mein Vater ist Computerspezialist und ich bin auch früh mit der Internet-Welt in Berührung gekommen. Für meine Lizentiatsarbeit habe ich dann 2003 eine Online-Befragung bezüglich Familienstress entwickelt. Neben der Befragung gab es kleine Trainingseinheiten für die teilnehmenden Eltern. Das Feedback war gut und so sind nach Abschluss der Befragung die Online-Trainingseinheiten geblieben.

Ist denn Familienstress wirklich ein Problem?

Ja, der Stresspegel kann sehr hoch sein. Deshalb beschäftigt sich –der Lehrstuhl für Klinische Psychologie, an welchem die Grundlagen für das Training geschaffen wurden, seit längerem mit diesem Thema und es wurden auch Nationalfondsstudien durchgeführt. Die verschiedenen Erkenntnisse flossen in mein Projekt ein. Erstaunt hat mich vor allem eines: Stress in Familien während der Pubertät der Kinder scheint nicht ein Thema zu sein, zu dem Eltern häufig Rat und Hilfe im Internet suchten. Denn obwohl ich das Online-Training erst für Eltern mit pubertierenden Kindern entwickelt habe, meldeten sich vor allem Mütter mit jüngeren Kindern an. Also habe ich die Module entsprechend ausgebaut und auf die spezifischen Probleme von Eltern mit kleineren Kindern angepasst.

Allein die Tatsache, dass man nicht allein ist hilft einem schon weiter. Super finde ich die persönlichen Tests mit Rückmeldung. Die Portraits sind auch sehr interessant. Die Grundidee finde ich klasse und ich hoffe, dass sich noch viele Eltern daran beteiligen werden. Ich werde jedenfalls dabeibleiben und weitertrainieren.

Wie funktioniert das Online-Training überhaupt?

Heute kann man nach der Registration erst mal seinen Stresspegel, sein „persönliches Stress-Manhatten“, herausfinden und erfährt, was man für sich selbst gegen Stress tun kann. Dann kann man sich als nächstes den Stress in der ganzen Familie widmen. Hier erhält man Tipps für die gegenseitige Unterstützung. In den Modulen Kommunikation und Problemlösen folgen weitere Tipps für den Alltag – wie man in Konflikten kommunizieren sollte beispielsweise oder wie Familienregeln gemeinsam ausgehandelt werden können.

Es gibt auch ein Online-Training zur Gefühlserkennung. Warum ist das wichtig?

Es ist bei der Stressvermeidung von zentraler Bedeutung, die Gefühle der anderen zu verstehen. Diese sogenannte Empathie ist eine zentrale Variable in der Vorbeugung von Stress in der Familie. Die Übernahme der Perspektive des anderen ist der Schlüssel dabei. Einfacher formuliert: Wenn Eltern das Verhalten ihrer Kinder verstehen, vermeiden sie damit viel Stress – und zwar schon bevor er überhaupt entsteht.

Viele Menschen wissen ja eigentlich, was sie gegen Stress tun können. Bei der Umsetzung scheitert es dann. Kann hier ein Online-Training wirklich unterstützen?

Ja, tatsächlich. Meine Auswertungen zeigen deutlich, dass die mitmachenden Eltern eine Motivationsspitze bekommen, so dass sie ihr bereits vorhandenes Wissen auch tatsächlich umsetzen. Das Training gibt einen Ansporn, mit Hausaufgaben, sehr einfachen Selbsttests und der Möglichkeit des Austauschs durch die – natürlich freiwillige – Kontaktaufnahme mit anderen. Diese Selbsttests beruhen auf dem Schema: Was habe ich gemacht, wie fühlte ich mich vorher und wie fühle ich mich nachher. Der Aha-Effekt führt dann bestenfalls zu einer positiven Veränderung der Gewohnheiten. Noch einen Monat nach Abschluss des Trainings haben sich die knapp 200 Befragten immer noch aktiver erholt als die Kontrollgruppe, die nicht am den Online-Training mitmachte.

Mir hat es sehr geholfen eine objektive Meinung und Beschreibung von Konflikten in anderen Familien zu lesen. Das hat mir geholfen, die Probleme bei uns als etwas nicht allzu außergewöhnliches und vor allem als lösbares Problem zu sehen.

Wie lange hält der positive Effekt an?

Wir haben erwartet, dass es schwer ist, die Verhaltensänderung über eine lange Zeit aufrecht zu erhalten. Und tatsächlich: Nach einem halben Jahr geht die aktive Erholung wieder zurück und man verfällt wieder dem Alltagstrott. Allerdings gibt es immer noch einen kleinen positiven Unterschied gegenüber denjenigen, die das Training nicht absolviert haben.

Der wirklich positive Effekt und das Erfreuliche an der Sache sind nun aber, dass das Klima in der Familie insgesamt bei den Teilnehmenden positiver wurde. Man kommt besser miteinander aus und die Stimmung in der Familie ist generell besser. Interessanterweise sieht man diesen Effekt direkt nach dem Training noch nicht so deutlich. Er verstärkt sich erst mit der Zeit. Das Online-Elterntraining wirkt als Katalysator für positive Prozesse innerhalb der Familie.

Empfehlen Sie, das Training mehrmals zu absolvieren?

Ja, denn Situationen und Anforderungen können sich schnell ändern. Viele Teilnehmer nutzen das Online-Training tatsächlich mehrmals. Oft absolvieren sie nicht das ganze Training, sondern einzelne Module. Das heisst, sie holen sich genau die Informationen, die sie gerade konkret brauchen.

Viele umsetzbare, einfache, konkrete Tipps. Gut erklärt, man fühlte sich nie überrumpelt. Sachte Einführung, lustiger Gefühlserkennungstest zur Auflockerung und langsame Schwierigkeitssteigerung. Vielen Dank für dieses durchdachte Elterntraining.

Ihr Projekt hat bereits breite Unterstützung gefunden. Wie geht es denn damit jetzt weiter?

Ich war sehr positiv überrascht von den positiven Effekten des Trainings und habe mich entschieden, es weiter online für alle anzubieten. Dazu war ein Umbau notwendig und die Übersetzungen für die Mehrsprachigkeit. Das wurde von Gesundheitsförderung Schweiz, der Universität Freiburg, dem BSV und Migros Kulturprozent finanziert. Mein Wunsch ist, die Plattform weiterhin zu betreiben, zu erforschen und sie jeweils zu aktualisieren, wenn Veränderungen notwendig werden.

Die Idee nämlich, Prävention zu betreiben mit neuen Medien, also Internet oder DVD, etabliert sich langsam aber sicher und wir alle werden in Zukunft noch viel breiter von solchen Entwicklungen profitieren können.

Das Online-Elterntraining zur Bewältigung von Familienstress ist kostenlos. Bereits haben über 1500 Personen mitgemacht. Wer sich registriert kann auch mit anderen Teilnehmern Kontakt aufnehmen. Ergänzend bietet Dr. Yves Hänggi bei Bedarf eine kostenpflichtige Beratung per E-Mail an.
www.elterntraining.ch

Dr. Yves Hänggi

Dr. Yves Hänggi, geboren 1974, arbeitet als Koordinator am Institut für Familienforschung und -beratung sowie als Forschungsassistent in einer Nationalfonds-Studie zur Wirksamkeit eines Sensitivitätstrainings für Mütter mit sechs Monate alten Kindern. Er studierte Klinische Psychologie, Allgemeine Psychologie sowie Religionswissenschaft an der Universität Freiburg (Schweiz). 2005 schloss er das Doktorat in Klinischer Psychologie ab. Er ist Triple P Kurzberater, Trainer-Trainer des Freiburger Feinfühligkeitstrainings für Eltern (FFTE) und Initiant sowie Betreiber des Online-Elterntrainings.
www.unifr.ch/iff

Interview: Kathrin Fischer

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