Die sechs Phasen der Liebe: So verändert sich eine Beziehung im Laufe der Zeit
Sich verlieben und dann ein Leben lang die Schmetterlinge im Bauch geniessen. So der Traum. Doch eine Partnerschaft wandelt sich im Laufe der Jahre und durchläuft verschiedene Phasen der Liebe. Aber auch wenn einige davon eine echte Herausforderung für Paare sind: Es gibt immer auch Lösungen. Wir zeigen dir, was auf eure Beziehung zukommt und wie ihr aus jeder Beziehungsphase das Beste macht.
Am Anfang ist alles schön, leicht und wunderbar. Doch irgendwann legt man in jeder Beziehung die rosarote Brille ab und sieht den Partner so wie er ist: Als Mensch mit Makeln und Eigenschaften, die uns stören und die wir vielleicht sogar gerne ändern möchten. Das heisst aber nicht, dass du deine Partnerin oder deinen Partner nicht mehr liebst und eure Beziehung zu Ende ist. Im Gegenteil: Ihr seid einfach in der nächsten Phase der Liebe angelangt.
Phasen der Liebe: Diese Phasen gibt es in einer Beziehung
Jede Beziehung durchläuft verschiedene Phasen der Liebe. In jeder lernst du dich selbst und die andere Person besser kennen. Von leichter Verliebtheit zum Erkennen von Makel bis zu tiefer Akzeptanz: Wir verschaffen dir hier einen Überblick. Denn wenn du die Phasen kennst, kannst du mit ihren Herausforderungen leichter umgehen und sie positiv lenken.
Verliebtheitsphase: Die Welt durch die rosa Brille
In der ersten Phase hast du Schmetterlinge im Bauch. Diese Phase der Liebe ist sehr intensiv und schafft eine gemeinsame Basis. Alles fühlt sich leicht an und du willst am liebsten nur noch Zeit mit deinem Partner oder deiner Partnerin verbringen. Auch die Hormone fahren Achterbahn: Glückshormone wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sowie die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen werden ausgeschüttet. Sie lösen das Verlangen nach sexueller Befriedigung aus. Wenn die Schmetterlinge nach und nach weniger werden, bedeutet das: Ihr seid bereit für die nächste Phase.
Ernüchterungsphase: Das wahre Ich zeigt sich
Die Verliebtheit lässt nach und du bist froh, wieder auszuschlafen und dich um dein eigenes Leben zu kümmern. In dieser Phase stellst du fest, dass dein Partner oder deine Partnerin nicht nur Stärken hat, sondern auch Eigenschaften, die du noch nicht kennengelernt hast und vielleicht gar nicht so magst. Kleinigkeiten fangen an, dich zu nerven und ihr kritisiert euch. Gabriela Kirschbaum, Sexual- und Paartherapeutin aus Brugg erklärt: «Nach der Verliebtheitsphase produziert das Gehirn ruhigere Botenstoffe wie Oxytocin und Vasopressin. Und das ist gut so, denn der Ausnahmezustand der Verliebtheit, so wunderschön er auch ist, lässt sich nicht ewig aufrechterhalten, er würde uns auf Dauer doch erschöpfen.»
Kampf: Vorwürfe und Erwartungen prägen die Partnerschaft
In dieser Phase der Liebe dreht sich vieles um die Unterschiede, die man als störend empfindet. Vielleicht kommt ihr jetzt in die Versuchung, gewisse Eigenarten des Partners ändern zu wollen. Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer schreibt in seinem Buch «Coaching in der Liebe»: «Viele Paare gehen unbewusst davon aus, dass die eigenen Wertvorstellungen universell sind. Wenn der Partner diese Vorstellungen nicht erfüllt, scheint er ein Versprechen nicht einzulösen, das er in seinem Erleben aber gar nicht gegeben hat.» Du hast jetzt das Bedürfnis, dass dein Partner oder deine Partnerin sich ändert, damit du nicht mehr enttäuscht bist. Doch diese Änderungsversuche werden gegenseitig vehement abgelehnt und Machtkämpfe branden auf. Vorwürfe wie «Immer bist du am Meckern!» prägen jetzt die Partnerschaft und stellen sie auf eine Probe – kann aber auch die Beziehung mit neuem Leben füllen.
Tipp: In dieser Phase ist es wichtig, dass du deine Bedürfnisse kennenlernst und lernst, diese auszudrücken. Reflektiere auch, wo du dich angepasst und wo du dich selbst verloren hast. Anstatt deinen Partner oder deine Partnerin zu ändern, gilt es zunächst Verantwortung für das eigene Leben und das eigene Glück zu übernehmen. In dieser Phase kann euch auch eine Paartherapie aus aus der Krise führen.
Resignation: Es ist, wie es ist
In der vierten Phase macht sich Resignation breit. Du hast gemerkt, dass der Partner oder die Partnerin sich nicht ändern lässt. Du beginnst dich zu fragen, ob das Leben ohne den anderen nicht einfacher wäre. Viele Paare leben sich in dieser Phase auseinander. Auch die Verlockung, fremdzugehen, die Beziehung zu öffnen oder nach Neuem ausschauzuhalten, ist gross. Während manche Paare nicht aus dem Streit herausfinden, geben andere das Streiten auf.
Tipp: Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr an deinen Partner oder deine Partnerin rankommst, solltest du in dieser Beziehungsphase deine Gefühle offen zeigen. Denn Gefühle schaffen Nähe und Verständnis – auch Kuscheln tut einer Partnerschaft gut. Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer erklärt: «Mein Partner hat nicht den Anspruch, dass ich mich ihm zuliebe verändere, aber er hat das Recht, in diesem Wunsch verstanden zu werden. Das heisst, beide Partner müssen Ängste, Wünsche und Bedürfnisse äussern.»
Die Phase der überraschenden Einsichten: Stellt eine Balance her
Du erkennst, dass alle Versuche, den anderen umzukrempeln nichts nützen. Das Nachdenken setzt ein und du beginnst zu verstehen: Eine Partnerin oder ein Partner kann auch dann eine Bereicherung sein, auch wenn er nicht allen Erwartungen gerecht werden kann! In dieser Phase findet ihr die Balance zwischen Ich, Du und Wir. Mit dieser Erkenntnis kommt ihr euch als Paar wieder näher und die Liebe findet wieder ihren Platz.
Tipp: Überlegt, wenn möglich zusammen, wo eure Gemeinsamkeiten sind, die ihr aufbauen und pflegen könnt. Sucht einen sinnvollen Umgang mit den Eigenschaften des anderen, die ihr nicht so mögt. Und stellt euch die Frage, welche Wege ihr gemeinsam und welche allein gehen wollt – Kompromisse sind nicht immer eine Lösung. Das kann beispielsweise ein eigenes Hobby sein oder eine gemeinsame Investition für die Zukunft.
Liebe und Genuss: Wenn die Liebe Sicherheit bietet
Nachdem ihr die fünf Phasen der Liebe gemeinsam durchlebt habt, fühlt ihr nun Dankbarkeit, in dieser Beziehung zu Hause sein zu dürfen. Ihr fühlt euch sicher und akzeptiert. Ihr wisst: Zu einer Partnerschaft gehören Gemeinsamkeiten und Unterschiede – diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt. Konflikte löst ihr konstruktiver als bisher und akzeptiert die andere Person in allen Eigenheiten.
So lange dauern die einzelnen Beziehungsphasen
Die Dauer der einzelnen Phasen der Liebe variiert von Beziehung zu Beziehung. Sie hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise der Persönlichkeit und den Umständen. So kann die Phase der Verliebtheit mehrere Wochen oder bis zu einem Jahr dauern. Jede Partnerschaft zwischen zwei Liebenden ist einzigartig. Es gibt keine festen Regeln oder Zeitpläne, wie lange jede Phase dauern sollte. Am besten lässt du zu, dass sich eure Beziehung auf natürliche Weise entwickelt und probierst nicht, die Phasen zu erzwingen oder zu beschleunigen.
Wann ist die schwierigste Zeit in einer Beziehung?
Nach der Verliebtheit und der Leichtigkeit, erfolgt oft ein Reality Check. Deshalb ist die zweite Phase einer Beziehung auch die schwierigste. In dieser Phase lernt ihr den Charakter des Partners oder der Partnerin besser kennen und realisiert, dass dies teilweise nicht mit eurer Wunschvorstellung mit der rosaroten Brille übereinstimmt. Meistens findet diese Phase innerhalb der ersten zwei Jahre statt.
Diese schwierige Phase übersteht ihr gut, wenn ihr offen miteinander kommuniziert und euch gegenseitig respektiert und wertschätzt.
In dieser Liebesphase hören die meisten Beziehungen auf
Die meisten Paare trennen sich bereits im ersten Jahr, wenn die grosse Verliebtheit abklingt. Dies bestätigt eine Studie an der Stanford University. Der US-amerikanische Soziologe Michael Rosenfeld begleitete im Rahmen der Untersuchung mehr als 3000 Paare und befragte sie zu ihrem Beziehungsstatus. Seine Erkenntnis: Das erste Jahr einer Beziehung ist vor allem durch das Verliebtsein und alles mit der rosaroten Brille sehen geprägt. Ist diese Phase vorbei, kommt die Desillusionierung: Die Makel des Partners oder der Partnerin stehen nun im Vordergrund gefolgt von der Resignation.
Liebe im Wandel: Darum verändert sich eine Beziehung
Es ist völlig normal, dass sich deine Beziehung mit der Zeit verändert. Der Grund dafür ist simpel: Wir verändern uns und damit auch unsere Bedürfnisse und Erwartungen. In einer Partnerschaft will man gemeinsam wachsen und sich entwickeln. Das ist richtig und wichtig.
Mach dir bewusst, dass eine Beziehung kein statisches Gebilde ist, sondern einem ständigen Wandel unterliegt. Eine gesunde Beziehung braucht Zeit und Pflege. Es ist wichtig, miteinander zu kommunizieren und die Bedürfnisse des anderen zu respektieren. Wenn beide Partner bereit sind, miteinander zu wachsen und offen zu kommunizieren, kann eine Beziehung langfristig glücklich und erfüllend sein.
Manchmal wachsen Paare aber auch in unterschiedliche Richtungen und eure Bedürfnisse passen nicht mehr zusammen. Auch äussere Einflüsse können zu Veränderungen führen. Jobwechsel, Umzüge oder die Geburt eines Kindes können eine Partnerschaft stark beeinflussen. Wie du merkst, dass eure Beziehung trotz aller Bemühungen zu Ende ist.