Leben > Partnerschaft

Die sechs Phasen der Liebe: So verändert sich eine Beziehung im Laufe der Zeit

Sich verlieben und dann ein Leben lang die Schmetterlinge im Bauch geniessen. Leider läuft dies in normalen Beziehungen nicht so. Denn eine Partnerschaft wandelt sich im Laufe der Jahre und durchläuft immer verschiedene Phasen. Jede dieser Phasen der Liebe bringt ihre eigenen Probleme mit sich. Und auch wenn einige davon eine echte Herausforderungen für Paare sind: Es gibt immer auch Lösungen. Wir zeigen dir, was auf eure Beziehung zukommt und wie ihr aus jeder Beziehungsphase das Beste macht.

Ein Mann hält eine Frau in den Armen. Sie spazieren an einem See entlang der nebligen Berglandschaft.
Gemeinsam die Phasen der Liebe durchlaufen: Vertrauen und eine gute Kommunikation sind in einer Beziehung wichtig. © Jason Leung, Unsplash

Beziehungsphasen: Das Wichtigste in Kürze

Am Anfang ist alles schön, leicht und wunderbar. Doch irgendwann legt man in jeder Beziehung die rosarote Brille ab und sieht den Partner so wie er ist: Als Mensch mit Makeln und Eigenschaften, die uns stören und die wir vielleicht sogar gerne ändern möchten. Das heisst aber nicht, dass du deine Partnerin oder deinen Partner nicht mehr liebst und eure Beziehung zu Ende ist. Im Gegenteil: Ihr seid einfach in der nächsten Phase der Liebe angelangt.

Liebe im Wandel: Darum verändert sich eine Beziehung

Es ist völlig normal, dass sich deine Beziehung mit der Zeit verändert. Der Grund dafür ist simpel: Wir verändern uns und damit auch unsere Bedürfnisse und Erwartungen. In einer Beziehung will man gemeinsam wachsen und sich entwickeln. Das ist richtig und wichtig.

Mach dir bewusst, dass eine Beziehung kein statisches Gebilde ist, sondern einem ständigen Wandel unterliegt. Eine gesunde Beziehung braucht Zeit und Pflege. Es ist wichtig, miteinander zu kommunizieren und die Bedürfnisse des anderen zu respektieren. Wenn beide Partner bereit sind, miteinander zu wachsen und offen zu kommunizieren, kann eine Beziehung langfristig glücklich und erfüllend sein.

Manchmal wachsen Paare aber auch in unterschiedliche Richtungen und eure Bedürfnisse passen nicht mehr zusammen. Auch äussere Einflüsse können zu Veränderungen führen. Jobwechsel, Umzüge oder die Geburt eines Kindes können eine Beziehung stark beeinflussen. Wie du merkst, dass eure Beziehung trotz aller Bemühungen zu Ende ist.

Phasen der Liebe: Diese Phasen gibt es in einer Beziehung

Jede Beziehung durchläuft verschiedene Phasen der Liebe. In jeder lernst du dich selbst und die andere Person besser kennen. Von leichter Verliebtheit zum Erkennen von Makel bis zu tiefer Akzeptanz: Wir verschaffen dir hier einen Überblick. Denn wenn du die Phasen kennst, kannst du mit ihren Herausforderungen leichter umgehen und sie positiv lenken.

Eine Infografik mit den sechs Phasen der Liebe: Verliebtheit, Ernüchterung, Kampf, Resignation, Überraschende Einsichten, Liebe und Genuss
Jede Phase bringt in der Liebe neue Herausforderungen mit sich. © Redaktion

Beziehungsphase Verliebtheit: Die Welt durch die rosa Brille

In der ersten Phase hast du Schmetterlinge im Bauch. Diese Phase der Liebe ist sehr intensiv und schafft eine gemeinsame Basis. Alles fühlt sich leicht an und du willst am liebsten nur noch Zeit mit deinem Partner oder deiner Partnerin verbringen. Auch die Hormone fahren Achterbahn: Glückshormone wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sowie die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen werden ausgeschüttet. Sie lösen das Verlangen nach sexueller Befriedigung aus. Die Phase der Verliebtheit kann bis zu einem Jahr dauern. Dass die Schmetterlinge nach und nach weniger werden, bedeutet: Ihr seid bereit für die nächste Phase.

Beziehungsphase Ernüchterung: Das wahre Ich zeigt sich

Die Verliebtheit lässt nach und du bist froh, wieder auszuschlafen und dich um dein eigenes Leben zu kümmern. In dieser Phase stellst du fest, dass dein Partner oder deine Partnerin nicht nur Stärken hat, sondern auch Eigenschaften, die du noch nicht kennengelernt hast und vielleicht gar nicht so magst. Kleinigkeiten fangen an, dich zu nerven und ihr kritisiert euch. Gabriela Kirschbaum, Sexual- und Paartherapeutin aus Brugg erklärt: «Nach der Verliebtheitsphase produziert das Gehirn ruhigere Botenstoffe wie Oxytocin und Vasopressin. Und das ist gut so, denn der Ausnahmezustand der Verliebtheit, so wunderschön er auch ist, lässt sich nicht ewig aufrechterhalten, er würde uns auf Dauer doch erschöpfen.»

Tipp: In dieser Phase ist es wichtig, dass du bei Argumenten in einem Streit konstruktiv bleibst. Lernt euch gegenseitig zu akzeptieren, auch wenn die Macke nicht mehr so charmant wie am Anfang ist.

Beziehungsphase Kampf: Vorwürfe und Erwartungen prägen die Liebe

In dieser Phase der Liebe dreht sich vieles um die Unterschiede, die man als störend empfindet. Vielleicht kommt ihr jetzt in die Versuchung gewissen Eigenartne des Partners  ändern zu wollen. Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer schreibt in seinem Buch «Coaching in der Liebe»: «Viele Paare gehen unbewusst davon aus, dass die eigenen Wertvorstellungen universell sind. Wenn der Partner diese Vorstellungen nicht erfüllt, scheint er ein Versprechen nicht einzulösen, das er in seinem Erleben aber gar nicht gegeben hat.» Du hast jetzt das Bedürfnis, dass dein Partner oder deine Partnerin sich ändert, damit du nicht mehr enttäuscht bist. Doch diese Änderungsversuche werden gegenseitig vehement abgelehnt und Machtkämpfe branden auf. Vorwürfe wie «Immer bist du am Meckern!» prägen jetzt die Partnerschaft und stellen sie auf eine Probe.

Tipp: In dieser Phase ist es wichtig, dass du deine Bedürfnisse kennenlernst und lernst, diese auszudrücken. Reflektiere auch, wo du dich angepasst und wo du dich selbst verloren hast. Anstatt deinen Partner oder deine Partnerin zu ändern, gilt es zunächst Verantwortung für das eigene Leben und das eigene Glück zu übernehmen.

Beziehungsphase Resignation

In der vierten Phase macht sich Resignation breit. Du hast gemerkt, dass der Partner oder die Partnerin sich nicht ändern lässt. Du beginnst dich zu fragen, ob das Leben ohne den anderen nicht einfacher wäre. Viele Paare leben sich in dieser Phase auseinander. Auch die Verlockung, fremdzugehen und nach Neuem ausschauzuhalten, ist gross. Während manche Paare nicht aus dem Streit herausfinden, geben andere das Streiten auf. Zwei Menschen, die einst so verliebt ineinander waren, finden sich oft nicht mehr.

Tipp: Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr an deinen Partner oder deine Partnerin rankommst, solltest du in dieser Beziehungsphase deine Gefühle zeigen. Denn Gefühle schaffen Nähe und Verständnis. Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer erklärt: «Mein Partner hat nicht den Anspruch, dass ich mich ihm zuliebe verändere, aber er hat das Recht, in diesem Wunsch verstanden zu werden. Das heisst, beide Partner müssen Ängste, Wünsche und Bedürfnisse äussern.»

Die Phase der überraschenden Einsichten: Stellt eine Balance her

Du erkennst, dass alle Versuche, den anderen umzukrempeln nichts nützen. Das Nachdenken setzt ein und du beginnst zu verstehen: Eine Partnerin oder ein Partner kann auch dann eine Bereicherung sein, auch wenn er nicht allen Erwartungen gerecht werden kann! In dieser Phase findet ihr die Balance zwischen Ich, Du und Wir. Mit dieser Erkenntnis kommt ihr euch als Paar wieder näher und die Liebe findet wieder ihren Platz.

Tipp: Überlegt, wenn möglich zusammen, wo eure Gemeinsamkeiten sind, die ihr aufbauen und pflegen könnt. Sucht einen sinnvollen Umgang mit den Eigenschaften des anderen, die ihr nicht so mögt. Und stellt euch die Frage, welche Wege ihr gemeinsam und welche allein gehen wollt. Das kann beispielsweise ein eigenes Hobby sein oder eine gemeinsame Investition für die Zukunft.

Beziehungsphase Liebe und Genuss: Wenn die Liebe Sicherheit bietet

Nachdem ihr die fünf Phasen der Liebe gemeinsam durchlebt habt, fühlt ihr nun Dankbarkeit, in dieser Beziehung zu Hause sein zu dürfen. Ihr fühlt euch sicher und akzeptiert. Ihr wisst: Zu einer Beziehung gehören Gemeinsamkeiten und Unterschiede – diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt. Konflikte löst ihr konstruktiver als bisher und akzeptiert die andere Person in allen Eigenheiten.

So lange dauern die einzelnen Beziehungsphasen

Die Dauer der einzelnen Phasen der Liebe variiert von Beziehung zu Beziehung. Sie hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise der Persönlichkeit und den Umständen. So kann die Phase der Verliebtheit mehrere Wochen oder bis zu einem Jahr dauern. Jede Beziehung zwischen zwei Liebenden ist einzigartig. Es gibt keine festen Regeln oder Zeitpläne, wie lange jede Phase dauern sollte. Am besten lässt du zu, dass sich eure Beziehung auf natürliche Weise entwickelt und probierst nicht, die Phasen zu erzwingen oder zu beschleunigen.

Wann ist die schwierigste Zeit in einer Beziehung?

Gemäss seiner Studie an der Stanford University trennen sich die meisten Paare bereits im ersten Jahr, wenn die grosse Verliebtheit abklingt. Der US-amerikanische Soziologe Michael Rosenfeld begleitete im Rahmen der Untersuchung mehr als 3000 Paare und befragte sie zu ihrem Beziehungsstatus. Seine Erkenntnis: Das erste Jahr einer Beziehung ist vor allem durch das Verliebtsein und alles mit der rosaroten Brille sehen geprägt. Ist diese Phase vorbei, kommt die Desillusionierung: Die Makel des Partners oder der Partnerin stehen nun im Vordergrund gefolgt von der Resignation. In dieser Phase trennen sich die meisten Paare.

Test: Wo steht eure Beziehung?

Finde in unserem Test heraus, in welcher emotionalen Phase eure Beziehung gerade steckt und mit welchen Herausforderungen ihr noch zu kämpfen habt in nächster Zeit.

Zum Test: In welcher Phase der Liebe seid ihr?

Liebesphasen: Wie merkt man, dass eine Beziehung zu Ende ist?

In jeder Beziehung kommt es immer wieder zu Konflikten und Schwierigkeiten. Wenn sich diese jedoch häufen und die Partnerschaft dir mehr Schmerzen als Freude bereitet, ist es vielleicht an der Zeit, die Beziehung zu beenden. Eine klare und offene Kommunikation ist hierbei der Schlüssel: Sprich mit deinem Partner über deine Gefühle und Sorgen. Vielleicht könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden oder ihr stellt fest, dass es besser ist, getrennte Wege zu gehen.

Wenn du merkst, dass du die Probleme nicht allein bewältigen kannst, scheue dich nicht davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Am Ende geht es darum, dass du glücklich bist und eine gesunde Beziehung führen kannst.

Beziehungsphasen in einer Fernbeziehung: Das prägt eure Liebe

Am Bahnhof hält ein Mann die aufspringende Frau in seinen Armen. Ein Koffer steht daneben, ein Zug im Hintergrund.
Freudiges Wiedersehens nach langer Zeit getrennt. © gruizza, Getty Images

Paare, die in anderen Städten oder gar Ländern wohnen, und trotzdem eine Beziehung zueinander führen, gibt es immer häufiger. Eine Fernbeziehung ist stark geprägt, von Wiedersehen und Trennung. Dies hat auch einen Einfluss auf die Phasen der Liebe.

Die emotionalen Entwicklungszyklen einer Fernbeziehung:

1 Gefühle der Distanzierung oder Nähe: Die gemeinsame Zeit war wunderschön. Naht der Abschied, können gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen werden. Während sich die eine Person distanziert, kann die andere Person ein starkes Bedürfnis nach Nähe verspüren. Wenn nicht beide das gleiche fühlen, ist es wichtig, Verständnis für die andere Person aufzubringen.

2 Gefühle der Traurigkeit und starke Gefühlsschwankungen: Durch die Trennung schwanken die Gefühle auf und ab. Einerseits freust du dich über die gemeinsam verbrachte Zeit. Auf die andere Seite bist du traurig, weil es nun wieder eine Weile dauern wird, bis ihr euch wieder in die Arme nehmen könnt. In den Tagen nach dem Abschied erlebt man diese Phase am stärksten.

3 Akzeptanz und Neugestaltung: In der dritten Phase lernen beide Personen die ständige Trennung zu akzeptieren. Du gestaltest deinen Alltag neu und erkennst deine Freiräume. Diese letzte Phase ist geprägt von Chancen und Akzeptanz.