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Kinder im Internet: Tipps für den richtigen Umgang im Netz

Schon die Kleinsten können heute ein Smartphone, Tablet oder Computer bedienen. Doch bedienen heisst nicht verstehen: Sicheres Surfen im Netz will gelernt sein. Eltern müssen Ihre Kinder begleiten im Umgang mit dem Internet. Dabei helfen Gespräche über Werbung, Datenschutz und Gefahren im Netz. Spezielle Kinder-Browser und Kinderschutzprogramm sorgen für ein sichereres Onlineerlebnis. Medienexpertin Sharmilla Egger zeigt auf, worauf Eltern achten müssen.

Sicheres Verhalten im Netz muss geübt werden. Bild: Pexels, Marta Wave
Sicheres Verhalten im Netz muss geübt werden. Bild: Pexels, Marta Wave

Kinder im Internet: Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder sollten am Anfang immer mit Begleitung der Eltern ins Internet. Je nach Reifegrad kann der Nachwuchs früher oder später alleine surfen. Mehr zu Richtlinien und Altersempfehlungen.
  • Gefahren im Netz gibt es für Kinder einige: Wichtige Themen sind der Umgang mit sensiblen Daten und der Schutz der Privatsphäre. Auch müssen Kinder vor pornografischen Inhalten, Gewaltszenen oder Hate Speech geschützt werden. Auf Folgendes müssen Eltern Acht geben.
  • Sicher surfen: Es gibt Browser, die Erwachseneninhalte sehr gut rausfiltern, aber auch Kinderschutzprogramm und Apps für Eltern. Zu den Tipps
  • Ständig online? Wenn Kinder ständig online sind oder sich nicht an Regeln halten, sollten Sie streng sein und das Gerät einziehen. Mehr Infos

Ohne Internet geht es heute kaum mehr. Das gilt auch für Kinder. Vieles findet online statt: Digitaler Unterricht, Recherche für die Ufzgi, Zeitvertreib mit Games, Apps oder Streaming-Angeboten wie Youtube- oder Netflix-Kids. Doch es lauern auch Gefahren im Netz, mit denen Kinder den Umgang erst noch lernen müssen. Als Eltern ist es wichtig, den Nachwuchs für Themen wie Datenschutz und Werbung zu sensibilisieren. Auch helfen klare Regeln und Vorsichtsmassnahmen, wenn die Kinder am Surfen sind.

Ab wann Kinder ins Internet dürfen

Dürfen schon die Kleinsten online gehen? Ab wann Kinder ins Internet dürfen, ist nicht von einem bestimmten Alter abhängig, sondern von anderen Faktoren, erklärt Sharmila Egger, Psychologin und Beraterin von zischtig.ch. «Dem Reifegrad des Kindes selbst, der Bereitschaft der Eltern sowie der Intention des Kindes.» Fotos an Familienmitglieder versenden, wird schon im Vorschulalter möglich sein. Recherchen hingegen sollten im Primarschulalter vorerst nur in Begleitung der Eltern geschehen. Auch bei geübten Surfern, sollten Eltern mit ihren Kindern im Gespräch bleiben und wissen, was der Nachwuchs online macht. 

Denn auch wenn Kinder schon Tablets und Smartphones bedienen, bevor sie sprechen können, heisst das nicht, dass sie die Vorgänge auch verstehen, betont Sharmila Egger: «Es lauern Kostenfallen, komische Kontaktanfragen, nicht altersadäquate Filme – hier brauchen Kinder erwachsenen Rat.» 

Wie lange dürfen Kinder ins Internet?

Wie lange Kinder online sein dürfen, ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Kinder nutzen das Internet je nach Entwicklungsstand, Alter und Interessen anders. Dementsprechend variiert die Bildschirmzeit. Trotzdem sollte irgendwann Schluss sein. Als Orientierung dienen laut Expertin Sharmila Egger folgende Richtwerte:

  • Bei Sechs- bis Neunjährigen sollten es nicht mehr als fünf Stunden Bildschirmzeit pro Woche sein.
  • Zehn- bis Zwölfjährige sollten pro Woche nicht mehr als zehn Stunden vor dem Bildschirm verbringen – die Zeit am Smartphone zählt hierbei dazu.

Gefahren im Internet: Tipps für Eltern

Im Internet lauern verschiedene Gefahren und Risiken für Kinder. Als Eltern können Sie Ihr Kind sensibilisieren und gewisse Vorsichtsmassnahmen treffen. 

1 Private Daten und Onlineimage: Datenschutz für Kinder

Apps, Soziale Netzwerke, Gewinnspiele und Co. scheinen auf den ersten Blick kostenlos, bei näherer Betrachtung erkennt man, dass Personen mit persönlichen Daten bezahlen – auch Kinder. «Oft sehe ich Profile mit dem echten Namen und anderen sensiblen Informationen – die Kinder haben keinen Plan, worauf sie achten müssten», erzählt Sharmilla Egger aus ihrem Arbeitsalltag.

Kinder müssen den Umgang mit privaten Daten lernen. Wie Eltern sie dabei unterstützen, erklären die Experten von zischtig.ch hier. Einer der wichtigsten Tipps: Kinder sollten im Internet einen Spitz- oder Fantasienamen benutzen. Auch eine zweite Emailadresse kann helfen, um nicht von Newslettern oder Werbung zugespamt zu werden. Beim Datenschutz wird auch das Onlineimage Thema. Das Netz vergisst nie: Kein falsches Posting oder unvorteilhaftes Profilbild. Wie Sie Ihrem Kind helfen, ein gutes Onlineimage zu pflegen, lesen Sie hier

2 Ungeeignete Inhalte für Kinder: Pornografe, Gewalt und Mobbing

Pornographische Inhalte, Gewaltszenen und (rassistische) Hetze sind für Kinder ungeeignet und sollten nicht von Kindern konsumiert werden. Diese Inhalte können Kinder verstören. In der Realität ist es manchmal aber nicht so einfach, diese Seiten zu blockieren. Falls Sie eine Seite finden, die nicht kindgerecht ist, können Sie diese bei verschiedenen Webseiten melden. Achtung: Mit solchen Inhalten werden Kinder nicht nur beim Surfen konfrontiert, sondern oft auch in Chats. Auch hier ist es also wichtig, dass Sie als Eltern das Gespräch suchen mit Ihrem Kind. Mehr dazu. 

3 Produktplatzierungen, In-App-Käufe und Werbung

Werbung beeinflusst schon Kinder: Kritisches hinterfragen ist darum wichtig. Apps und Soziale Netzwerke schalten benutzerdefinierte Werbung – auch hier spielt also der Datenschutz eine wichtige Rolle. Influencer auf YouTube, Instagram, TikTok und Co. werben ebenfalls für Produkte, wodurch auch junges Publikum beeinflusst wird. Werbung muss mittlerweile als solche kenntlich gemacht werden. Auf Social Media ist dies aber oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Kinder müssen lernen, dass nicht jede Empfehlung von Influencern wirklich eine Empfehlung ist.

Sharmila Eggers Tipp: «Diskutieren Sie schon mit kleineren Kindern über Werbung am Fernseher diskutieren – zum Beispiel über die präsentierten Rollenbilder.» Wer eine App häufig nutzt, kann alternativ die bezahlbare Variante herunterladen, so das Kind vor Werbung schützen und gleichzeitig die Entwicklerinnen und Entwickler unterstützen. Aber seien Sie sich bewusst: Sie können Ihr Kind kaum vor Werbung schützen. Sie können ihm aber beibringen, die Werbung zu erkennen und sich davon weniger beeinflussen zu lassen, indem Sie im Gespräch bleiben.

Wie Kinder im Internet sicher surfen 

Kann man als Eltern dafür sorgen, dass Kinder im Internet sicher surfen? Sharmilla Egger sagt klar: «Kinder müssen bei ihrer ersten Erfahrung im Internet an der Hand genommen werden und brauchen Führung.» Ausserdem gibt es verschiedene Vorsichtsmassnahmen, die Sie treffen können. 

Kindersuchmaschinen: Welcher Browser ist gut für Kinder?

Es gibt spezielle Kinder-Browser, die sie aktivieren können. Ein passender Browser ist zum Beispiel «Whitelist»: hier werden Inhalte kindersicher gefiltert. Für ältere Kinder eignet sich dann zum Beispiel die App «Blacklist». Ein weiteres beliebtes Programm ist die englisch-sprachige App Zoodles. Für Smartphones und Tablets ist die App «FragFinn» eine geeignete Suchmaschine, mit Hilfe derer Kinder Informationen finden. Unsere Favoriten stellen wir hier genauer vor. 

Kinderschutzprogramme nutzen

Es gibt verschiedene Programme und Apps, die Eltern helfen, das Onlineverhalten der Kinder zu beobachten und allenfalls auch einzugreifen. Eltern können so die Bildschirmzeit beeinflussen, gefährliche Seiten blockieren oder aber auch mittels Chat-Bot Kinder vor Gefahren warnen lassen. Unsere Empfehlungen finden Sie hier. 

Auf Altersempfehlungen achten bei Games und Apps

Games und Computerspiele können Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einiges beibringen, neben Ausgleich und Unterhaltung werden zum Beispiel die Reaktionfähigkeit oder logisches Denken gefördert. Wichtig ist jedoch, dass die Altersangaben eingehalten werden, damit Kinder und Jugendliche nicht zu früh mit Gewaltszenen in Kontakt kommen.

Was tun, wenn das Kind ständig online ist?

Ihr Kind hängt ständig am Smartphone oder vor dem Bildschirm? Kein Wunder, Ziel von Games und Apps ist eine möglichst lange Verweildauer. Sharmila Egger weiss: «Es ist für Kinder wie auch Erwachsene nicht einfach, gewissen Apps zu entkommen. Die Industrie setzt alles daran uns und natürlich auch unsere Kinder möglichst oft und lange an die Anwendungen zu binden. Deshalb brauchen Kinder hier die Unterstützung der Eltern.» Nur wenige Kinder und Jugendliche schaffen es, das Handy selbst wegzulegen oder den Laptop herunterzufahren.

Folgende Tipps hat Beraterin von zischtig.ch Sharmila Egger:

  • Bleiben Sie im Gespräch über Internet und Apps, fragen Sie Kinder und Jugendliche, was Ihnen helfen kann.
  • Stellen Sie Zeitlimits von Apps ein und nutzen Sie Bildschirmzeitfunktion der Geräte.
  • Definieren Sie gerätefreie Zeiten und Orte – Wann kann die ganze Familie offline sein? Zum Beispiel beim Essen oder abends beim Spieleabend.
  • Nehmen Sie Ihren Kindern die Geräte weg, wenn es nicht anders geht.
  • Kontrollieren Sie das WLAN – vielleicht hilft es, den Router mal abzustellen.

Medienkompetenz mit dem Verein zischtig.ch

Der Verein zischtig.ch setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche auf ansprechende, verständliche, berührende und wirksame Weise vor Onlinesucht, Cybermobbing, Cybergrooming und anderen Gefahren zu schützen. Im Vordergrund stehen ein begeisternder Vermittlungsstil und die Befähigung zu einer gewinnbringenden, kreativen und sicheren Mediennutzung. Auf Familienleben.ch finden Sie auch weitere Artikel von Sharmila Egger vom Verein über Themen rund um Medienkompetenz.

Mehr zu zischtig.ch und weitere Artikel von Sharmila Egger. 

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