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Von Papa zu Papa: Wie Sie die Vater-Kind-Beziehung stärken

«Das Tollste an meiner Tochter ist, dass sie einem auf ganz subtile Art und Weise immer wieder zeigt, was wirklich wichtig ist im Leben. Und einen daran erinnert.» Momente einer Vater-Kind-Beziehung und was wir daraus lernen.

Vater Kind Beziehung: Vater albert mit Tochter herum
Zusammen Zeit verbringen, lachen und auch mal Quatsch machen: Eine starke Vater-Kind-Beziehung tut dem Kind gut. Bild: GettyImages Plus, vorDa

Die siebenjährige Maria überlegt. «Ich mag an Papa am liebsten ... weiss ich gar nicht ... eigentlich alles», antwortet die siebenjährige Maria auf die Frage, was sie denn an Papa besonders mag. Ihr Papa Johann war bei ihrer Geburt dabei und hat sogar die Nabelschnur durchgeschnitten, wie sie stolz verkündet. Auf einem der ersten Fotos, die es von ihr gibt, liegt sie auf dem nackten Bauch ihres Vaters, noch in der Klinik. Haut an Haut.

Johann ist mit Anfang 20 ungeplant Vater geworden. Er hat keine Väterratgeber gelesen, sondern sich einfach auf seine Tochter eingelassen und viel Zeit mit ihr verbracht. Er versucht, ihr Liebe und Geborgenheit zu geben und sie in ihrer Entwicklung zu stärken. Wie ihm das gelungen ist, erzählt er hier.

Von Papa zu Papa: Vater-Kind-Beziehung stärken

1 Kuscheln, kuscheln, kuscheln: In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder eine starke Bindung zu ihren Eltern und nahen Bezugspersonen. Gerade für Neugeborene ist Körperkontakt extrem wichtig für eine gesunde Entwicklung. Papas haben hier die Chance, ihren Kindern genauso nahe zu kommen wie Mamas. Auch wenn sie nicht stillen können, sie geben Wärme, Liebe und Geborgenheit. Die Körper von Kind und Eltern schütten dann Bindungshormone aus.

Wir Menschen brauchen körperliche Nähe. Bekommen wir zu wenig davon, können wir sogar krank werden. Wird eine Berührung von der richtigen, also zum Beispiel einer vertrauten Person ausgeführt, sorgt sie für Entspannung, nachlassende Ängste und weniger Sorgen. Kuscheln ist für Menschen jedes Alters wichtig und das Urvertrauen, das ein Kind einer geliebten Person entgegenbringt unersetzbar.

Die Sicherheit, die einem Kind durch Nähe gegeben wird, ermöglicht es ihm, frei seine Umwelt zu erkunden und zu lernen, weil es sich auf die Stütze der Bezugspersonen verlassen kann. Dabei ist es egal, ob diese Bezugsperson Mama oder Papa ist.

2 Vorlesen und den Tag reflektieren: Papa Johann mag an der Beziehung zu seiner Tochter besonders die gemeinsamen Abende: «Die Momente, in denen wir ganz kuschelig abends im Bett liegen, Geschichte lesen und zur Ruhe kommen und uns ganz ehrlich und offen erzählen, was gerade so los ist. Da entstehen sehr schöne intime Gesprächsmomente und das geniesse ich sehr.»

Kinder lieben Gute-Nacht-Geschichten. Manchmal vielleicht, weil es das Schlafengehen noch etwas hinauszögert, aber auch, weil es ganz intensive Momente sind, in denen die Erwachsenen nicht von etwas abgelenkt sind, sondern die Aufmerksamkeit nur bei den Kleinen liegt. Papas sollten sich das nicht entgehen lassen.

Gemeinsam nebeneinander liegen, kuscheln, über eine Geschichte und die Erlebnisse des Tages sprechen fördert Vertrauen.

Ein Grossteil des kindlichen Lernens passiert durch Imitation. Dabei ahmen Kinder bewusst oder unbewusst Verhaltensweisen von Erwachsenen nach. Wenn wir unseren Kindern vorleben, dass sie uns alles erzählen können, dass über Probleme sprechen der erste Schritt zu deren Lösung ist, dann geben wir ihnen die besten Voraussetzungen mit, um stabile Persönlichkeiten zu entwickeln. Sich von Papa ins Bett bringen zu lassen, baut eine intensive Austauschbeziehung auf.

3 Spielen und albern sein: Mindestens ebenso wichtig wie ein verständnisvolles Ohr für Sorgen und Nöte zu haben, ist gemeinsam Quatsch machen. Alle rationalen Gedanken über Bord werfen, Monster spielen, kichern, auf dem Boden kullern. Gemeinsam Lachen schüttet Hormone aus, befreit von Angst und Konflikten. Grade nach einem Streit, den es in jeder Eltern-Kind-Beziehung gibt, ist Lachen extrem wichtig. Zusammen lachen heisst, sich verstehen.

Gemeinsame lustige Erlebnisse speichert unser Gehirn im autobiografischen Gedächtnis, das einen Teil unserer Persönlichkeit ausmacht. Die Quatschmachinsel – wie sie im Pixar-Film «Alles steht Kopf» genannt wird – ist ein Teil davon. Fantasiesprache entwickeln, Grimassen schneiden und die Interaktion auf die Ebene «gemeinsam albern» statt «erwachsen vs. kindlich» zu verlegen, ist für Papas und Kinder ein Genuss. Solche Momente sorgen neben dem Aufbau einer stabilen Beziehung auch für Stressabbau. Perfekt nach einem anstrengenden Tag.

4 Wir sind ein Team: Reine Papa-Kind-Zeit: «Ich erlebe mit Papa gern ein Abenteuer», sagt Maria auf die Frage, was sie am liebsten mit Papa unternimmt. Ob einen gemeinsamen Ausflug, Zelten im Wohnzimmer von Papas Kollegen oder ein Insektenhotel bauen.

Wichtig für die Bindung zwischen Kind und Vater ist Zeit ohne den anderen Elternteil, bei dem nur Papi das Regulativ ist. Gemeinsam verbrachte Momente und ganz konkrete Projekte mit einem Ziel, das man gemeinsam erreichen kann, stärken die Vater-Kind-Beziehung.

Das ist in der Realität nicht immer einfach umzusetzen, schliesslich ist der Alltag meistens recht voll mit Aufgaben. Aber ein Besuch in der Gelateria nach der Schule, einen Besuch in der Badi am Sonntag oder ein gemeinsamer Ausflug wirken Wunder.

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